# taz.de -- Flutschutz an der Elbe: Bedingt hochwassersicher | |
> In Cranz bei Hamburg ist der Hochwasserschutz gefährdet. Hafenbehörde | |
> schloss Fluttor nicht. Sie befürchtete, es könnte aus den Angeln gehoben | |
> werden. | |
Bild: Bedingt einsatzbereit: Das Este-Sperrwerk in Cranz an der Elbe. | |
HAMBURG taz | Das Este-Sperrwerk in Cranz an der Elbe ist nur mehr bedingt | |
einsatzbereit. Weil Sandablagerungen das Fluttor beim Schließen hätten | |
beschädigen können, musste es die Hamburger Hafenbehörde (HPA) beim | |
jüngsten Extrem-Hochwasser geöffnet lassen. Durch das offene Tor drückte | |
das Elb-Hochwasser in die Este, diese lief über. Einige Anwohner holten | |
sich nasse Füße und fragen sich nun, wie sicher ihr Leben hinterm Deich | |
noch ist. | |
Das Este-Sperrwerk liegt direkt in der Hauptdeichlinie der Elbe. Es besteht | |
aus zwei direkt hintereinander angeordneten Fluttoren, die ab einem | |
Wasserstand von 2,80 Metern über Normalnull geschlossen werden müssen. Ein | |
Flügel des inneren Tores wurde im Dezember vergangenen Jahres aus den | |
Angeln gehoben, weil sich in seinem Schwenkbereich Sand abgelagert hatte. | |
Es wird noch bis September repariert. | |
Das Gleiche befürchtete die HPA jetzt beim äußeren Flutschutztor. Bei der | |
regelmäßigen Peilung des Schwenkbereichs habe die HPA Ablagerungen | |
festgestellt und „umgehend die erforderlichen Baggerarbeiten eingeleitet“, | |
wie die Behörde mitteilte. Nur seien die Bagger mit ihrer Arbeit nicht | |
rechtzeitig fertig geworden, bevor das ungewöhnliche Sommerhochwasser | |
auflief. | |
Wegen des offenen Tors wurden in Cranz Gärten überschwemmt, ein Keller lief | |
voll. Dabei hatte die HPA im Zuge der Reparaturarbeiten für das innere | |
Flutschutztor noch versichert: „Die volle Funktionsfähigkeit des äußeren | |
Flutschutztors des Estesperrwerks stellt den Hochwasserschutz in vollem | |
Umfang sicher.“ Die Funktionsfähigkeit dieses Tors werde laufend und | |
intensiv überwacht. | |
Genützt hat das nichts: „Bei mir stand der halbe Hof unter Wasser“, | |
berichtet der Anwohner Boy Friedrich. Er macht sich Sorgen, was beim | |
nächsten Hochwasser geschehen könnte. „Wenn man in der Marsch wohnt, ist | |
das die entscheidende Frage, ob man hier noch sicher leben und arbeiten | |
kann“, sagt er. | |
Die Gefahr, dass bei der nächsten Sturmflut das ganze Hinterland | |
überschwemmt wird, ist allerdings gering: es ist zur Este hin mit eigenen | |
Deichen gesichert, überschwemmt wurden jetzt nur die Teile von Cranz, die | |
vor diesen Deichen liegen. Nach Angaben der HPA halten die Estedeiche einer | |
Sturmflut von 4,50 über Normalnull stand. Bei der bisher schlimmsten | |
Sturmflut 1976 erreichte der Pegel in St. Pauli 6,45 Meter. Im Notfall | |
könnte das Fluttor zudem ohne Rücksicht auf Schäden geschlossen werden. | |
Dass sich so viel Sediment vor den Toren ansammeln konnte, erklärt die HPA | |
damit, „dass im Sommerhalbjahr aus gewässerökologischen und | |
naturschutzfachlichen Gründen in der Außeneste nicht gespült werden darf“. | |
Das mache es schwierig, die Wassertiefe konstant zu halten. Im Übrigen sei | |
die Ablagerung von Sedimenten ein bekanntes Problem. | |
Einige Einwender gegen die geplante erneute Elbvertiefung befürchten, dass | |
dieses Problem größer werden könnte. Denn schon nach der letzten | |
Fahrrinnenanpassung wurde beobachtet, dass die Nebenflüsse zunehmend | |
verschlickten und versandeten. | |
Die HPA will das Problem technisch lösen und Rohre an die Tore montieren, | |
die diesen beim Schwenken den Weg frei spülen. Die Spülrohre könnten | |
allerdings nicht unter Wasser angebaut werden. Bis dahin müsse regelmäßig | |
gebaggert werden. | |
17 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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Hamburg | |
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