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# taz.de -- Kluge Kontoführung: Die ganz persönliche Bankkrise
> Wer knietief im Dispo steckt, dem raten Verbraucherschützer zu
> Selbstdisziplin und Umschuldung auf günstigere Kredite. Banken
> informieren oft nur versteckt über Zinsen.
Bild: Manche haben einen Sparstrumpf. Andere ein Loch im Strumpf.
BERLIN taz | Der Dispokredit ist Standard in Deutschland. Rund 80 Prozent
der Haushalte können über ihn verfügen, sagt die am Donnerstag
veröffentlichte Studie des Bundesverbraucherministerium. In der Regel
können Kunden ihr Girokonto um das Zwei- bis Dreifache des Monatsgehalts
überziehen. Wer diesen Kreditrahmen aber voll ausnutzt, zahlt übers Jahr
gerechnet fast ein halbes Monatsgehalt nur für die Zinsen.
Vielen Verbrauchern sei gar nicht bewusst, dass sie faktisch einen Kredit
aufnehmen, wenn sie den Dispo in Anspruch nehmen, sagt Oliver Rieck, Jurist
und Schuldnerberater bei der Verbraucherzentrale Berlin. „Für viele ist es
ganz selbstverständlich, einige Zeit im Minus zu leben“, erklärt Rieck.
„Dabei ist der Dispo ganz klar der wirtschaftlich ungünstigste und auch
unüberschaubarste aller Kredite.“
Über die Höhe der Zinsen muss die Bank informieren. Meist sei die Angabe
aber irgendwo in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen versteckt. Der
Zinssatz werde erst wahrgenommen, wenn sie zum ersten Mal auf dem
Kontoauszug auftaucht.
Wer sowieso knapp bei Kasse sei, und jeden Monat zu kämpfen habe, rutsche
schnell mal ins Minus, sagt Rieck. Dann käme es darauf an, rechtzeitig zu
erkennen, dass man gerade dabei ist, sich zu verschulden. „Dann muss man
sofort reagieren, einen Haushaltsplan machen und schauen, wie man die
finanzielle Situation konsolidieren kann“, sagt Rieck. Diesen Zeitpunkt
würden viele Schuldner aber verpassen. Die Verbraucherzentrale empfiehlt
daher, sofort eine Rückführungsvereinbarung über individuell angepasste
Raten mit der Bank abzuschließen.
## Rechtzeitig die Notbremse ziehen
Auch die Umschuldung in einen Kredit mit günstigeren Konditionen ist
möglich. „Das muss nicht einmal bei derselben Bank gemacht werden“, erklä…
Rieck. Jeder Kunde habe jederzeit das Recht, einen Dispokredit
zurückzuzahlen, auch mit Geld von einer anderen Bank. „Hier sollte man
vergleichen, aber günstiger als ein Dispokredit ist diese Lösung eigentlich
immer“, so Rieck.
Unerlässlich ist allerdings, dass diese Reißleine rechtzeitig gezogen wird.
Ist die Kreditfähigkeit bereits eingeschränkt, etwa weil Raten ausbleiben
oder kein monatliches Einkommen mehr vorhanden ist, bekommt man keinen
neuen Kredit. Und selbst wenn, muss man die finanzielle Situation weiterhin
konsequent im Griff haben. Wer nach der Umschuldung erneut den dann wieder
freien Dispo nutzt, zahlt am Ende doppelt.
20 Jul 2012
## AUTOREN
Miriam Hauft
## TAGS
Banken
EU-Kommission
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