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# taz.de -- Streit um Beschneidungen: Kinderschützer machen mobil
> Die parteiübergreifende Bundestags-Resolution zu Beschneidungen stößt auf
> Kritik. Beschneidungsgegner fordern mit einer Petition, die Gesetzespläne
> zwei Jahre aufzuschieben.
Bild: Interessiertes Publikum: Ein Rabbiner verfolgt die Abstimmung über die B…
BERLIN taz | Einen Tag, nachdem sich der Bundestag mit breiter Mehrheit
dafür ausgesprochen hat, die fachgerechte Beschneidung von Jungen aus
religiösen Gründen grundsätzlich zu erlauben, machen jetzt die Gegner
dieser Tradition mobil. Mehrere Kinderschutzverbände, Vertreter der
Ärzteschaft und der Polizei kündigten am Freitag eine gemeinsame Beschwerde
an, mit der sie sich an den Petitionsausschuss des Bundestages wenden
wollen. Sie fordern, die Gesetzespläne für zwei Jahre auf Eis zu legen. In
diesem Zeitraum soll ein Runder Tisch über das Thema diskutieren.
In ihrer gemeinsamen Petition warnen die Deutsche Kinderhilfe, der
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, der Bund Deutscher
Kriminalbeamter und der Verband „Mogis“ für Opfer sexuellen Missbrauchs vor
einem „gravierenden und irreparablen Eingriff in die körperliche
Unversehrtheit eines Kindes“, der in zehn Prozent der Fälle zu
Komplikationen führe.
Wie erwartet, hatte der Bundestag am Donnerstag nachmittag mit großer
Mehrheit einem Antrag von CDU, FDP und SPD zugestimmt, der sich für die
Beschneidung von Jungen stark macht. Vertreter aus Kirchen, Politik, der
Zentralrat der Juden und der deutsche Richterbund begrüßten die Resolution.
Der Vorsitzende des Richterbundes, Christoph Frank, sagte der Neuen
Osnabrücker Zeitung, es müsse nun geprüft werden, wie eine „konkrete
Ausnahmeregelung“ für die Beschneidung von Jungen im Strafrecht geschaffen
werden könne. Die Gesetzesänderung sollte schon im Herbst möglich sein,
fügte er hinzu. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
(FDP) hatte Anfang der Woche noch Erwartungen gedämpft, dass es bald ein
Gesetz zu religiösen Beschneidungen geben könne. Ein solches Gesetz bedürfe
intensiver Vorbereitung, sagte sie.
Der Bund der Kriminalbeamten kritisierte die Resolution: Das Recht des
„Kindes auf körperliche Selbstbestimmung“ wiege „viel schwerer“ als die
Religionsfreiheit der Eltern, sagte der Chef des Bundes, André Schulz.
SPD-Fraktionsvize Christine Lambrecht hatte in der kurzen Bundestagsdebatte
zum Thema davor gewarnt, dass Eltern Beschneidungen in Hinterzimmern machen
ließen oder ein Beschneidungstourismus entstehe, wenn nicht bald ein Gesetz
komme. Eine Debatte über den Sinn der Beschneidung innerhalb der
Religionsgemeinschaften sei zwar richtig, dürfe „aber nicht mit dem
Damokles-Schwert der Strafbarkeit stattfinden“, sagte der CDU-Abgeordnete
Günter Krings im Bundestag.
20 Jul 2012
## AUTOREN
Daniel Bax
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