# taz.de -- Kommentar: Hamburgs Bewerbung zum Weltkultur-Erbe: Viel Geld nur f�… | |
> Dass Hamburg ausgerechnet den Altonaer jüdischen Friedhof und die | |
> Sternwarte für das Unesco-Weltkulturerbe vorschlägt, ist erfreulich. | |
> Weniger erfreulich sind die Kosten einer solchen Bewerbung. | |
Bild: Bis zu 40 Meter hoch ragen die Externsteine in den Himmel. | |
Vielleicht ist es ein gutes Zeichen. Ein Indiz dafür, dass Hamburg sich | |
doch noch als Kulturstadt zu definieren beginnt, auch wenn Hamburg | |
Tourismus weiterhin Musicals bewirbt. Denn die Idee, ausgerechnet den | |
Altonaer jüdischen Friedhof und die Sternwarte für das | |
Unesco-Weltkulturerbe vorzuschlagen, zeugt ausnahmsweise mal von einer | |
tiefer reichenden Reflexion der Politik. Denn leicht konsumierbare Kost für | |
Spaßtouristen sind beide Orte nicht. | |
Insbesondere der Friedhof zeugt vielmehr davon, SDassdass | |
portugiesisch-sephardische Glaubensflüchtlinge als Geschäftsleute | |
hanseatischen Wohlstand mehrten und Hamburg mit zu dem machten, was es | |
heute ist. Hamburg bekennt sich also offiziell zu seiner | |
Zuwanderungsgeschichte – und das ist löblich. | |
Weniger erfreulich sind die Kosten einer solchen Bewerbung, die für | |
Gutachten und Kongresse anfallen. Ob sie – im vorliegenden Fall 700.000 | |
Euro – in klammen Zeiten gerechtfertigt sind, sei dahingestellt. Denn der | |
Titel „Weltkulturerbe“ bringt ja keinen Cent, sondern nur Prestige. Und | |
einen Schutzraum bietet er, wie die Zerstörung islamischer Kultstätten in | |
Mali belegt, keineswegs. | |
Insofern bleibt ein schaler Geschmack: Ja, Hamburg Tourismus könnte im | |
Zweifel mit dem Titel „Weltkulturerbe“ werben. Verpflichtet würde man aber | |
zu nichts. Und so etwas ist natürlich bei Politikern sehr beliebt. | |
24 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Petra Schellen | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Nationalsozialismus | |
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