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# taz.de -- Neue Leitung eingeweiht: Auffahrt zur Stromautobahn ist fertig
> Schleswig-Holsteins Energieminister Robert Habeck weiht eine
> Höchstspannungsleitung ein - bis sie Strom führen darf, wird es noch
> dauern.
Bild: Eröffnet drei Kilometer Höchstspannungsleitung: Schleswig-Holstein Ener…
WILSTER taz | Für Sekundenbruchteile wird das Surren in der Luft lauter und
tiefer, dann knallt es. Zwischen den Metallbügeln, die sich über der
Leitung vereinen, zischen Blitze. „Wie schön – man drückt, und es passiert
etwas“, freut sich Robert Habeck.
Per Startknopf eröffnet Schleswig-Holsteins Energie- und Umweltminister
(Grüne) eine Höchstspannungsleitung, mit der Strom von Windparks in der
Nordsee ins Landnetz eingespeist werden soll. Wann es allerdings so weit
ist, ist ungewiss.
Ein Abenteuer „wie der erste Flug zum Mond“ sei das, was zurzeit bei Ausbau
der Offshore-Parks geschehe, sagt Andreas Stamm, Technik-Leiter beim
Netzbetreiber Tennet. „Für mich als Ingenieur ist klar, dass das nicht so
schnell geht.“
Hat die Politik also übertrieben, als sie die zügige Energiewende
versprach? Stamm verweist darauf, dass Tennet bereits die Hälfte der
Leitungen „beauftragt“ hat, die zum Transport des Nordsee-Stroms nötig
sind. Aber in Betrieb genommen wurden in diesem Jahr nur die drei Kilometer
im südwestlichen Schleswig-Holstein, eine Auffahrt zur Energie-Autobahn,
die noch nirgendwohin führt.
## Mehr als diese drei Kilometer wird Tennet 2012 nicht bauen
Und mehr als diese drei Kilometer wird Tennet in diesem Jahr auch nicht
bauen. Dennoch sei die Energiewende – aus Sicht des Netzbetreibers – im
Plan. Auch Habeck ist zuversichtlich: „Drei Kilometer sind fertig, die
übrigen 497 werden folgen.“ Bei der Energiewende seien nicht die letzten,
sondern die ersten Schritte die schwierigsten.
Er und Stamm bedauerten, dass die Beteiligten – Siemens, die sich mit den
für die Umwandlung des Stroms nötigen Konvertern schwer tun, die
Windpark-Betreiber, die längst nicht so weit sind wie geplant, Tennet mit
den fehlenden Leitungen – sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben:
„Es kann nur gemeinsam gehen“, betont Stamm.
Ein bundesweiter „Netzentwicklungsplan“ regelt den Ausbau der Stromnetze.
Derzeit werden Einwände gegen geplante Trassen geprüft. Auch in
Schleswig-Holstein gibt es zahlreiche Bedenken, aber Habeck setzt auf
Konsens und Gespräche mit den Betroffenen.
Das Ministerium selbst sieht Prüfungsbedarf bei geplanten
Höchstspannungsleitungen in der Region zwischen Kiel und Lübeck. Es solle
geprüft werden, ob von zwei Trassen eine verzichtbar sei.
## Gemeindevertreter fühlen sich schlecht informiert
Parallel zu den großen gehen die Detailplanungen weiter. Landesweit bietet
Tennet Informationstage an, bei denen die Pläne für den jeweiligen Bereich
vorgestellt werden. Die Reaktionen sind unterschiedlich: In Kaltenkirchen
ärgerte sich die Gemeindevertretung, dass sie erst spät über den Bau eines
Umspannwerks unterrichtet wurde.
Im Dorf Alveslohe sind Grundstückseigentümer betroffen. Beim Infotag in
Osterrönfeld am Nord-Ostsee-Kanal bei Rendsburg vor einigen Wochen hielt
sich der Zulauf der Interessierten eher in Grenzen. „Im Moment ist es
ruhig“, bestätigte Heinke Desens, Bürgermeisterin des Nachbarorts
Schülldorf.
Zwar seien die wenigsten begeistert, aber „sie sehen die Notwendigkeit“,
sagt Eggert Voss, Bürgermeister von Haßmoor. Strommasten sind nicht der
Haupt-Streitpunkt in Schleswig-Holstein. „Würde ich sagen, dass neue
Windräder kommen, dann hätte ich ein Thema im Dorf“, sagt Desens.
27 Jul 2012
## AUTOREN
Esther Geisslinger
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