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# taz.de -- Kommentar Energienetze: Die Trasse ist nicht alles
> Wer gegen eine Stromautobahn kämpft, sollte wissen, wer für die neuen
> Trassen verantwortlich ist: Lage und Dimension der klassischen
> Kraftwerke. Hier muss der Umbau beginnen.
Die Argumentation klingt schlüssig: Baut man weniger Windkraftanlagen in
der Nordsee und dafür mehr Ökokraftwerke im deutschen Süden, dann werden
einige Stromtrassen von Nord nach Süd verzichtbar. Die Praxis aber ist
komplexer. Denn es geht nicht einfach darum, dass der Norden so viele
Kilowattstunden erzeugt, wie er verbraucht, und der Süden so viele, wie er
verbrät. Es geht darum, dass zu jedem Zeitpunkt an jedem Ort Verbrauch und
Angebot in Balance stehen müssen.
Wer neue Stromtrassen vermeiden will, sollte daher lieber an anderer Stelle
ansetzen, wo mehr zu bewirken ist: Strom aus fossilen Energien darf künftig
nur noch verbrauchernah in flexiblen Kraftwerken erzeugt werden. Wie viel
politische Arbeit in diesem Punkt noch zu leisten ist, haben die Pläne zum
Bau eines riesigen Kohlekraftwerks im norddeutschen Brunsbüttel gezeigt,
die erst am vergangenen Donnerstag gestoppt wurden.
Das Projekt war gleich doppelt unsinnig: Erstens sollte es an einem
Standort im Norden gebaut werden, wo der Strom nicht gebraucht wird. Und
zweitens ist die Kohleverstromung eine Technik, die nicht mehr in die Zeit
passt, weil die Anlagen sich nicht ausreichend flexibel steuern lassen. Das
Kraftwerk hätte immer wieder das Netz mit Strom verstopft. Werden
stattdessen im Süden dezentrale, flexible Gaskraftwerke gebaut, hat man
damit die Netze zwischen Nord und Süd zweifellos entlastet.
In diese Richtung muss es also gehen: Wer gegen eine Stromautobahn in
seiner Heimat kämpft, sollte erkennen, dass nicht die Offshore-Windkraft
zuvorderst für die neuen Trassen verantwortlich ist, auch wenn sie dem
Ideal der dezentralen Erzeugung eklatant zuwiderläuft. Verantwortlich sind
vielmehr Lage und Dimension der klassischen Kraftwerke – hier muss ein
Umbau beginnen.
22 Jul 2012
## AUTOREN
Bernward Janzing
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