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# taz.de -- Olympiataxifahrer in London: „Die besten Kunden sind Exzentriker�…
> London 2012 ist nicht die Stadt der Taxifahrer geworden. Zwei von ihnen -
> „die besten der Welt" - sprechen über Taxischlangen und Olympiaspuren.
Bild: Olympia-Protest eines Londonder Taxifahrers
Sieben Jahre lang predigte das London-Olympiakomitee Locog, dass London
2012 eine Olympiade des öffentlichen Transports werden würde. Nun stehen
Taxifahrer Paul Johnson und David Smith mit 25 Prozent weniger Einkommen im
Vergleich zum letzten Sommer blöd in der Taxischlange bei St. Pancras
International, Londons Eurotunnel-Bahnhof.
„Hier habe ich vorher über eine Stunde für einen einzigen Job gestanden,
der nicht einmal gut war“, schimpft David. „Die erwarteten Olympiakunden
bleiben aus, weil die Olympiabesucher alle Freikarten für die U-Bahn
kriegen“, behauptet er. Er zeigt ein Buch mit 74 Seiten Sonderanweisungen –
nur auf 4 der 43 Sonderspuren für Olympia-VIPs dürfen auch Taxifahrer
befahren. Und das Buch haben sie nur eine Woche vor Olympia gekriegt. „Es
ist unfair, denn wenn wir was falsch machen, kriegen wir sofort 130 Pfund
Strafe.“
Für Paul waren die Olympiaspuren weniger ein Problem, denn er arbeitet
meist nachts. Und nach Mitternacht kann man auf ihnen unbesorgt fahren.
David erhofft sich, dass das Geschäft besser läuft, wenn die Paralympics
anfangen. Für Taxifahrer sind Leute mit Mobilitätsproblemen gern gesehene
Kunden. Der Zugang für Behinderte zur Londoner U-Bahn ist nämlich immer
noch großflächig gnadenlos.
David ist seit zehn Jahren ein Black-Cab-Fahrer, Paul seit fast drei
Jahren. Sie lieben ihren Job. „Ich kann arbeiten, wann ich will und wie
viel ich will“, erklärt Paul, der früher Elektriker war. „Wenn ich meinen
Sohn von der Schule abholen möchte, kann ich das ohne Probleme tun.“
Die legendäre Londoner Taxifahrer-Ausbildung „The Knowledge“ dauert drei
Jahre. David vergleicht es mit einem Universitätsstudium. „Der größte Test
der Welt macht uns zu den besten der Welt“, prahlt er. Beide haben sie
Navigationssysteme, aber das, versichern sie, brauchen sie nur bei
Betrunkenen, die es gerade noch schaffen ihre Postleitzahl zu sagen, oder
wenn sie mal in eine andere Stadt müssen. Außerdem warnt es vor
Geschwindigkeitskameras.
„Die besten Kunden, die also den Job irgendwie interessant machen, sind
irgendwelche Exzentriker und Betrunkene“, schwärmt David. „Da erfährt man
so einiges.“ Auch er hatte natürlich schon berühmte Londoner im Taxi. Rowan
Atkinson, alias Mr Bean, sei auch bei ihm mal mitgefahren. „Es war genau
wie in den Filmen“, behauptet er.
Aus jamaikanischer Familie stammend, freut sich Paul gerade auf die
100-Meter-Läufer Blake und Bolt. Früher gab es wenig Taxifahrer aus
ethnischen Minderheiten in London, sagt er. Jetzt würden die Taxifahrer
langsam Londons Vielfalt reflektieren. Sogar Taxifahrerinnen gibt es
inzwischen.
Trotz der Probleme während Olympia wollen sich beide die Spiele ansehen. Es
ist eben doch eine tolle Sache. „Man hätte mehr für uns tun können“, end…
David, „aber zumindest sind die Passagiere freundlicher und glücklicher,
und ich bin stolz, dass wir der Welt so eine tolle Show bieten.“
3 Aug 2012
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn
Daniel Zylbersztajn
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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