# taz.de -- Anschlag an Grenze von Ägypten und Israel: Terror im Dreiländereck | |
> Nach dem Anschlag auf einen Grenzposten will die Regierung in Kairo | |
> Terroristen auf dem Sinai jagen. Israel hatte mit einem solchen Angriff | |
> gerechnet. | |
Bild: Geschlossen: Ägyptische Soldaten bewachen den Grenzübergang Rafah. | |
KAIRO taz | Eine Gruppe Bewaffneter hat am Sonntagabend einen Grenzposten | |
an der ägyptisch-israelischen Grenze angegriffen und 16 ägyptische Soldaten | |
getötet. Die Angreifer drangen daraufhin nach Israel ein, wo sie von | |
israelischen Sicherheitskräften gestoppt wurden. Laut ägyptischen | |
Militärangaben attackierten die 8 Angreifer den Grenzposten, als die | |
Soldaten gerade zum Fastenbrechen zusammenkamen. Die Gruppe beschoss die | |
Soldaten mit Maschinengewehren und Panzerfäusten. 15 Soldaten starben auf | |
der Stelle, sieben weitere wurden verletzt, einer von ihnen erlag später | |
seinen Verletzungen. | |
Die Angreifer stahlen daraufhin zwei gepanzerte Fahrzeuge und drangen auf | |
israelisches Territorium vor. Eines der Fahrzeuge explodierte beim | |
Durchbrechen der Grenze. Das zweite wurde durch einen israelischen Kampfjet | |
zerstört. Sieben Angreifer wurden laut israelischen Militärangaben getötet. | |
Israelische Sicherheitskräfte errichteten Straßensperren und durchsuchten | |
die Gegend nach weiteren Angreifern. | |
Den Bewohnern eines nahe gelegenen Kibbuz wurde geraten, in ihren Häusern | |
zu bleiben. Der Grenzübergang befindet sich auf der Halbinsel Sinai in der | |
Grenzstadt Rafah, am Schnittpunkt zwischen Ägypten, Israel und dem | |
Gazastreifen. Der Angriff war der größte seiner Art in den vergangenen | |
Jahren. | |
## Ägypten schließt Grenze nach Gaza | |
Als Reaktion auf den Angriff schloss Ägypten den Grenzübergang zum von der | |
Hamas regierten Gazastreifen. Ägyptens Präsident Mohammed Mursi kündigte in | |
einer Fernsehansprache an, weitere Truppen auf die Halbinsel zu verlegen | |
und die „vollständige Kontrolle“ über den Sinai wiederzugewinnen. Er | |
bezeichnete die Angreifer als „Kriminelle“ und versprach, sie zu verfolgen, | |
„wo auch immer sie sich aufhielten“. Israels Verteidigungsminister Ehud | |
Barak sowie die staatliche ägyptische Nachrichtenagentur Mena sprachen von | |
einer dschihadistischen Vereinigung, die hinter dem Angriff stehe. „Das ist | |
ein Weckruf an die ägyptischen Behörden, sich der Situation auf dem Sinai | |
anzunehmen“, sagte Barak. | |
Ein ägyptischer Offizier erklärte, die Angreifer seien illegal aus dem | |
Gazastreifen nach Ägypten gekommen. Die im Gazastreifen herrschende Hamas | |
stellte sich an die Seite Ägyptens. „Die Hamas verurteilt diesen | |
schrecklichen Angriff auf ägyptische Soldaten und spricht den betroffenen | |
Familien ihr Beileid aus“, so ein offizielles Statement der Hamas. | |
Die Europäische Mission, die den Grenzübergang Rafah überwacht, sagte | |
gegenüber der taz, dass sie die zeitweise Schließung des Grenzübergangs | |
verstehe. Es gelte jedoch, „die Grenze so schnell wie möglich wieder zu | |
öffnen, um den örtlichen Anwohnern keine unnötigen Schwierigkeiten zu | |
bereiten“. Darüber hinaus unterstrich ein Sprecher der Mission, dass er | |
eine engere Sicherheitskooperation zwischen Ägypten und Israel für wichtig | |
halte, um solche Vorfälle zu vermeiden. | |
In den vergangenen Monaten war es auf dem Sinai immer wieder zu Angriffen | |
auf Israel wie auch auf ägyptische Streitkräfte gekommen. „Die Art und | |
Weise, wie die Angreifer vorgegangen sind, zeigt ein weiteres Mal die | |
Notwendigkeit für ägyptisches Durchgreifen auf, um auf dem Sinai wieder für | |
Sicherheit zu sorgen und Terror zu verhindern“, so Verteidigungsminister | |
Barak. | |
## Keine Sicherheit auf dem Sinai | |
Seit der ägyptischen Revolution im Februar 2011 hat sich die | |
Sicherheitslage auf dem Sinai zunehmend verschlechtert. In den Tagen der | |
Revolution zog das Regime des gestürzten Präsidenten Husni Mubarak den | |
Großteil der staatlichen Sicherheitskräfte zurück. Kriminelle und | |
islamistische Gruppen nutzen das Sicherheitsvakuum für ihre Aktivitäten. | |
Erst Ende Mai waren zwei US-Touristen auf dem Sinai entführt worden. Nach | |
tagelangen Verhandlungen kamen sie wieder auf freien Fuß. Darüber hinaus | |
nutzen Schmuggler den Sinai für Waffen- und Menschenschmuggel, insbesondere | |
von afrikanischen Flüchtlingen in Richtung Israel. Lokale Beduinenstämme | |
beschweren sich seit Jahren darüber, dass der Sinai von Staat | |
vernachlässigt werde. Fehlende Perspektiven würden die Menschen in | |
Extremismus und Kriminalität treiben. | |
6 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Raphael Thelen | |
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