# taz.de -- Ariane Friedrich und die Medien: „Ich soll ein Glamourgirl sein?�… | |
> Hochspringerin Ariane Friedrich startet am Donnerstag im Vorkampf. Man | |
> traut ihr nicht viel zu. Aber das mache sie besonders stark, sagt sie. | |
Bild: „Wenn ich mich aus meinem Tief herausarbeite, dann bin ich stärker als… | |
taz: Frau Friedrich, Sie müssen die Qualifikation im Hochsprung überstehen. | |
Keine leichte Aufgabe nach Ihrer [1][Achillessehnenverletzung]. | |
Ariane Friedrich: Ich habe nichts mehr zu verlieren. Erstaunlicherweise | |
rechnet jeder damit, dass ich nicht ins Finale komme. Aber ich werde | |
zeigen, dass ich es kann. Ich habe komplett alles auf Olympia ausgerichtet. | |
Entweder es klappt oder es klappt nicht. | |
Hatten Sie ernsthaft erwogen, in London nicht anzutreten? | |
Das war eine reine Spekulation in der Medienlandschaft. Da kursierten | |
Zitate, die stammten gar nicht von mir. Das ist unfair. Ein Sportler kämpft | |
bis zum Schluss. Eine Absage wäre eine Niederlage vor dem eigentlichen | |
Wettkampf. | |
Wie erklären Sie sich die Meldung in den Medien? | |
Ich habe mich zuletzt bewusst von den Medien ferngehalten. Deswegen hat man | |
wohl etwas erfinden müssen. | |
Aha. | |
Ich bin bisher immer fair mit den Medien umgegangen, möchte aber nicht, | |
dass über jeden Pups von mir geschrieben wird. Das Schlimme daran ist ja | |
auch, dass ein völlig falsches Bild von mir in der Öffentlichkeit entsteht. | |
Vor London habe ich zum ersten Mal wieder Interviews gegeben. Solche Sachen | |
machen mir keinen Spaß. Ich werde mich damit nie anfreunden können. | |
Welches mediale Bild stört Sie denn konkret? | |
Der Vorwurf des Glamourgirls. Nur weil ich pinke Haare habe, soll ich ein | |
Glamourgirl sein? Jeder Sportler achtet doch auf sein Äußeres. Wer geht | |
denn noch ungepflegt in die Öffentlichkeit? Glamourgirl ist Unsinn. Ich | |
gehe zu Hause im Schlabberlook und buddele mit Dreckfingern im Garten rum. | |
Macht das ein Glamourgirl? Nee. Das ist so schnell dahingesagt und | |
reduziert Menschen auf Äußerliches. Ich kann ja mal ungepflegt in einen | |
Wettkampf gehen, um das Gegenteil zu beweisen. | |
Warum beschäftigt Sie das so sehr? | |
Ich versuche es hinzubekommen, dass es mir egal wird. Aber das ist | |
unheimlich schwer. Nach der [2][Facebook-Geschichte] war ich wirklich | |
geschockt, wie böse und gemein manche Menschen sind. Da ging eine Lawine | |
auf mich nieder. Mit diesen Hasstiraden bin ich nicht klargekommen. Viele | |
haben mir die Pest an den Hals gewünscht. Ich kann Menschen verstehen, die | |
in einer ähnlichen Situation nicht mehr weiterwissen. Ich musste an Robert | |
Enke denken. Ich konnte nachvollziehen, warum er es nicht mehr hinbekommen | |
hat. | |
Haben Sie eine Erklärung, warum man sich auf Sie eingeschossen hatte? | |
Ich war noch nie Everybody’s Darling. Jeder Mensch, der erfolgreich ist, | |
polarisiert. Und wie gesagt: Auch mein Aussehen polarisiert. Ich bin ja | |
relativ dünn im Wettkampf. Da wird mir zum Teil Magersucht unterstellt. | |
Auch das ist Quatsch. Ich bin so, wie ich bin, und fühle mich gut so. Ich | |
habe sehr oft das Gefühl, dass ich mich für etwas rechtfertigen muss. Aber | |
was soll’s. Ich hoffe, dass das jetzt vorbei ist. | |
Sie sind jetzt nicht mehr im Netz aktiv, richtig? | |
Ja, ich bin nicht mehr auf Social-Media-Kanälen unterwegs. Aber trotzdem | |
muss man immer auf der Hut sein. Es wurde zum Beispiel ein Twitter-Account | |
auf meinen Namen aufgemacht und von dort aus sogar mit den Sportverbänden | |
kommuniziert, bis die gefragt haben: „Ariane, bist du das wirklich?“ | |
Unglaublich! Mit solchen Aktionen wird sehr viel Porzellan zerschlagen. | |
Können Sie das nun ausblenden? | |
Ich muss. Ich arbeite seit einiger Zeit wieder mit einem Mentaltrainer | |
zusammen. Das ist wichtig, denn ich musste einiges aufarbeiten. Ich kann | |
nur jedem ans Herz legen, nicht immer nur auf dem anderen herumzuhacken. | |
In London geht es knallhart um Leistung. Können Sie die bringen? | |
Ich bin in guter Form. So wie auch 2008 oder 2009. Ich bin ziemlich sicher, | |
dass es klappt. Ich will ins Finale. Dafür muss ich eventuell eine | |
persönliche Jahresbestleistung von 1,95 Meter springen. Um zehn Uhr | |
morgens. | |
Platzt in London der Knoten? Diese Höhe haben Sie in Ihren diesjährigen | |
Wettkämpfen nicht geschafft. | |
Die blende ich jetzt mal aus. Außerdem konnten mein Trainer Günter Eisinger | |
und ich nach den Wettkämpfen genau analysieren, woran es lag, dass ich | |
nicht höher gesprungen bin. Die Kraftwerte und die physischen | |
Leistungsstandards passen. Ich reiße jetzt zum Beispiel 50 Kilogramm – für | |
mich fantastisch. Ich freue mich auf den Wettkampf in London. | |
Testen Sie im Training aus, wie hoch Sie maximal springen können? | |
Nein, ich konnte noch nie gut im Training springen. Die Sicherheit bekommt | |
man auch nicht dadurch, dass man im Training Wahnsinnshöhen springt. Das | |
kann ich auch gar nicht, weil ich für meine Sprünge sehr, sehr viel Kraft | |
benötige. Diese Kraft kann ich im Training nicht aufbringen. Ich brauche | |
das Drumherum, die Anspannung, die Vorbereitung auf den Wettkampf. Und ich | |
brauche die Zuschauer. Ich bin ein klassischer Wettkampftyp. | |
Sie wurden ja auf den letzten Drücker für London nominiert. Auch das gab | |
Ärger. | |
Ich finde es traurig, wenn ich mir sagen lassen muss, dass ich da nicht | |
hingehöre. Ich habe zweimal die B-Norm des Weltverbandes von 1,92 Meter | |
geschafft. Ich habe mein Olympiaticket nicht zugelost bekommen. Egal. Ich | |
ziehe jetzt mein Ding durch. Ich will vor allem das Positive sehen. Wenn | |
ich mich aus meinem Tief herausarbeite, dann bin ich stärker als vorher. | |
9 Aug 2012 | |
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## AUTOREN | |
Markus Völker | |
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