# taz.de -- RWE-Chef forciert Konzernumbau: Drastischer Stellenabbau bei RWE | |
> Konzernchef Peter Terium macht ernst. Über 10.000 Stellen sollen beim | |
> Energieversoger RWE gestrichen werden. Auch Einsparungen mit einer neuen | |
> Unternehmenssparte sind geplant. | |
Bild: Abgesperrt: das RWE-Braunkohlekraftwerk Niederaußem. | |
DÜSSELDORF rtr/dpa | Der neue RWE-Chef Peter Terium treibt wenige Wochen | |
nach seinem Amtsantritt den Konzernumbau massiv voran. Tausende | |
Arbeitsplätze bei dem durch die Atomwende unter Druck geratenen Versorger | |
sollen gestrichen werden. | |
Der Vorstand habe am Donnerstag beschlossen, bis Ende 2014 rund 2.400 | |
weitere Stellen zu streichen, sagte eine Person aus dem Unternehmen am | |
Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Kürzen wolle Terium vor allem bei | |
Verwaltungsaufgaben wie dem Rechnungs-, Finanz- und Personalwesen. | |
Die jetzigen Pläne kommen zu dem bereits im Herbst 2011 angekündigten Abbau | |
von 8.000 Jobs hinzu. Der erst im Juli angetretene RWE-Chef will den | |
Versorger auch weiter umbauen. So soll das Kraftwerksgeschäft Anfang 2013 | |
länderübergreifend in eine europäische Aktiengesellschaft ausgelagert | |
werden. RWE lehnte auch dazu einen Kommentar ab. | |
RWE plant offenbar auch die Gründung einer neuen Konzernsparte. Diese solle | |
für sämtliche Kohle- und Gaskraftwerke von RWE in Deutschland, | |
Großbritannien und den Niederlanden zuständig sein. Zu den Plänen waren | |
schon im Juli erste Meldungen aufgetaucht. Im Rahmen des Projekts „Julio | |
II“ sollen rund 100 Millionen Euro eingespart werden sollen. | |
„Das Konzept des Julio-II-Projektteams sieht vor, die deutschen Steinkohle- | |
und Gaskraftwerke der RWE Power in die europäische Erzeugungsgesellschaft | |
einzubringen, die ihren Sitz in Deutschland haben soll“, heißt es in einem | |
Reuters vorliegenden internen Papier des Konzerns. Die Tochter mit Sitz in | |
Nordrhein-Westfalen soll in der Form einer europäischen Aktiengesellschaft | |
Anfang 2013 an den Start gehen. | |
## Sparen mit dem Effizienzprogramm | |
Eine Unternehmenssprecherin verwies auf die Vorlage der Halbjahreszahlen am | |
kommenden Dienstag (14. August). Dort will Terium die geplanten Maßnahmen | |
im Rahmen eines neuen Effizienzprogramms vorstellen. Sie sollen bis Ende | |
2014 eine weitere Milliarde Euro Einsparungen bringen. | |
Die Gewerkschaft Verdi hatte befürchtet, dass RWE bis zu 5.000 weitere Jobs | |
streichen will. „Das ist viel zu hoch angesetzt“, hatte Reuters bereits | |
zuvor aus Konzernkreisen erfahren. Terium hat angekündigt, seine Pläne | |
sozialverträglich umzusetzen. Auf betriebsbedingte Kündigungen wolle er | |
aber nicht ausdrücklich verzichten, sagte der Insider. Damit wolle der | |
Niederländer den Druck auf die Beschäftigten aufrecht erhalten, Jobangebote | |
auch an anderen Standorten anzunehmen. | |
Terium hatte Anfang Juli den Chefposten von Jürgen Großmann übernommen. Der | |
ruhig und zurückhaltend auftretende Manager hatte bereits früh klar | |
gemacht, dass RWE in einigen Jahren anders aussehen wird als bislang. „Wir | |
werden mittel- bis langfristig das Geschäft mit weniger Personal betreiben | |
können und müssen“, sagte er. | |
Wenn die Kürzungen wie geplant umgesetzt werden, wird der Konzern in | |
wenigen Jahren noch gut 61.000 Mitarbeiter beschäftigen statt derzeit | |
72.000. Der Jobabbau bei RWE hat damit in etwa dieselbe Größenordnung wie | |
der des Konkurrenten Eon. Dort hatte Vorstandschef Johannes Teyssen bereits | |
vor einem Jahr die Axt an bis zu 11.000 Jobs gelegt und mit dieser | |
überraschenden Ankündigung die Arbeitnehmervertreter auf die Barrikaden | |
gebracht. | |
## Neue Kraftwerke mit weniger Personal | |
Bei RWE läuft der Prozess bislang geräuschloser. Neue Kohlekraftwerke | |
werden mit weniger Personal gesteuert. Auch in dem durch die Atomwende | |
abgeschalteten Atomkraftwerk Biblis wird das Personal reduziert. Von den | |
bereits angekündigtem Abbau von 8.000 Stellen solle rund 3.000 über | |
Beteiligungsverkäufe aus dem Konzern fallen. | |
Nach dem Verkauf der Netztöchter Amprion und Thyssengas haben bereits rund | |
1.100 das Unternehmen verlassen. Zudem habe RWE seit dem vergangenen Jahr | |
bereits 1.600 Stellen nicht wieder besetzt, verlautete aus Konzernkreisen. | |
Die Gewerkschaften Verdi und IGBCE fordern dennoch die Verlängerung der | |
Ende des Jahres auslaufenden Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung bis | |
Ende 2023. Terium lehne eine solche Dauer ebenso ab, auch wolle er nicht | |
die Regelungen auf Minderheitsbeteiligungen wie Amprion und Thyssengas | |
ausweiten, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person. | |
Die jetzt zusätzlich geplante Bündelung oder Verlagerung von Arbeitsplätzen | |
soll dazu beitragen, die Kosten in den kommenden Jahre um eine weiter | |
Milliarde Euro zu drücken. RWE macht neben der Atomwende auch sein | |
schwächelndes Gasgeschäft zu schaffen, für das der Konzern noch keine | |
Lösung gefunden hat. | |
10 Aug 2012 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
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