| # taz.de -- NPD-Verbot: Seehofer entfacht neue Debatte | |
| > Notfalls verbieten die Länder die rechtsextreme NPD im Alleingang, sagen | |
| > mehrere Ministerpräsidenten von CSU, CDU und SPD. Aber es gibt Zweifler. | |
| Bild: Ein Gast beim NPD-„Pressefest“ in Viereck am Wochenende. | |
| BERLIN taz | Eigentlich gab es eine Abmachung: Bis Herbst werden Belege für | |
| ein mögliches NPD-Verbot gesammelt. Und auf der Innenministerkonferenz von | |
| Bund und Ländern im Dezember in Warnemünde fällt dann die Entscheidung, ob | |
| es einen neuen Anlauf für ein Verbotsverfahren gibt oder nicht. | |
| Doch nun hat der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) eine | |
| neue Debatte losgetreten. Er wolle auf keinen Fall auf ein neues | |
| Verbotsverfahren verzichten. Sollten die Bundesregierung und der Bundestag | |
| anderer Ansicht sein, könnten die Länder auch im Alleingang einen Antrag | |
| stellen. Man hätte das als die übliche Polterei des CSU-Chefs abtun können. | |
| Doch es sprangen ihm auch Christine Lieberknecht, CDU-Ministerpräsidentin | |
| in Thüringen, und Erwin Sellering, SPD-Regierungschef in | |
| Mecklenburg-Vorpommern, zur Seite. | |
| „Zur Not müssen die Länder diesen Weg eben allein gehen“, sagte Sellering | |
| der Welt. Sogar der Ministerpräsident des in der Sache bisher | |
| zurückhaltenden Sachsen, Stanislaw Tillich (CDU), schloss einen solchen | |
| Alleingang am Montag nicht aus. | |
| Offenbar reagieren die Länderchefs damit auf die in den vergangenen Wochen | |
| aus den Reihen der Bundesregierung geäußerten Zweifel, dass ein NPD-Verbot | |
| machbar ist. Dabei werden immer wieder die hohen Hürden angeführt, die | |
| nicht nur das Karlsruher Verfassungsgericht, sondern vor allem auch der | |
| Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg aufstelle. Sowohl | |
| der Bundesinnenminister als auch die Kanzlerin fürchten sich vor einem | |
| Scheitern. Aber auch einige Länder wie die CDU-geführten Niedersachsen und | |
| Hessen zählen zu den Skeptikern. | |
| Klar für ein neues Verbotsverfahren ist das rot-grün regierte | |
| Rheinland-Pfalz. Einen Länderalleingang hält man dort aber für suboptimal. | |
| „Ich wünsche mir im Sinne der Sache, dass der Bund dabei weiterhin im Boot | |
| bleibt“, sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD) der taz. | |
| Im ebenfalls rot-grün regierten Nordrhein-Westfalen gab man sich am Montag | |
| zurückhaltend ob der Debatte. „Mein Ziel ist das Verbot der NPD“, sagte | |
| Innenminister Ralf Jäger (SPD) der taz. Ein Verbotsverfahren solle aber | |
| erst dann eingeleitet werden, wenn es „realistische Aussichten auf Erfolg | |
| hat“. Ein erneutes Scheitern „wäre ein fatales Signal“, sagte Jäger. | |
| Das erste Verfahren war 2003 vom Verfassungsgericht gestoppt worden. Der | |
| Grund: die undurchsichtige Situation der bezahlten Informanten des | |
| Verfassungsschutzes („V-Leute“). Zumindest in den NPD-Führungsebenen sollen | |
| diese inzwischen abgeschaltet sein. | |
| 13 Aug 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Wolf Schmidt | |
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