# taz.de -- 25 Jahre AG Schacht Konrad: Moderatorin des Widerstands | |
> Seit 25 Jahren organisiert die AG „Schacht Konrad“ den Widerstand gegen | |
> das geplante Endlager. In ihr arbeiten Kommunen mit Verbänden und | |
> Einzelpersonen. | |
Bild: Von der AG Schacht Konrad möglich gemacht: Protest gegen das Endlager. | |
GÖTTINGEN taz | Mit einem bunten Fest hat die atomkraftkritische | |
„Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad“ am Wochenende ihr 25-jähriges Bestehen | |
gefeiert. Und damit 25 Jahre Widerstand gegen das geplante Atommüllendlager | |
Schacht Konrad. Es gab Grußworte von der Stadt Salzgitter und der IG | |
Metall, Konzerte und Filmvorführungen, Ausstellungen, Workshops, ein | |
Kinderprogramm, eine Rallye und am Sonntagmorgen eine kleine Andacht. | |
Die frühere Eisenerzgrube in Salzgitter wird derzeit zur bundesweiten | |
Lagerstätte für schwach und mittelradioaktive Abfälle umgerüstet. Sie soll | |
ab 2019 bis zu 303.000 Kubikmeter radioaktive Abfälle aus Krankenhäusern, | |
Forschungsinstituten und vor allem aus stillgelegten Atomkraftwerken | |
aufnehmen. | |
Die Arbeitsgemeinschaft ist keine Bürgerinitiative im herkömmlichen Sinn, | |
sondern eine Art Dachverband der Konrad-Gegner, wie Peter Dickel, einer | |
ihrer Gründer und Sprecher, betont. Kommunen wie die Stadt Salzgitter | |
arbeiten ebenso mit wie Umweltverbände, Firmen, Kirchengruppen und | |
Einzelpersonen. Bundesweit ein einzigartiges Modell, findet Dickel. Die | |
Arbeitsgemeinschaft wirke als Moderatorin des Widerstands: „Wichtig ist | |
nicht, was sie selber macht, sondern was sie möglich macht.“ | |
Möglich machte sie allerhand. Während des Planfeststellungsverfahrens für | |
Schacht Konrad erhoben fast 300.000 Menschen Einwendungen gegen das | |
Endlager. Es folgten der sechsmonatige atomrechtliche Erörterungstermin in | |
den Jahren 1992 und 1993, die Vorbereitung und Begleitung der Klagen. „Ganz | |
einmalig“, so Dickel, sei auch die Unterstützung aus den Metallbetrieben in | |
und um Salzgitter. 2000, 2006 und 2010 demonstrierten tausende Beschäftigte | |
während der Arbeitszeit gegen den Bau des Endlagers. | |
Die Arbeitsgemeinschaft tritt nicht nur gegen Schacht Konrad an, sie | |
begleitet kritisch auch die Schließung der Lagerstätten Asse und Morsleben. | |
Gemeinsam mit anderen Initiativen organisierte sie 2009 und 2012 Menschen- | |
und Lichterketten gegen Atomkraft durch das Braunschweiger Land mit 15.000 | |
beziehungsweise 25.000 Teilnehmern. | |
In der Nähe des alten Förderturms von Schacht Konrad, der wie ein | |
Wahrzeichen aus dem flachen Land bei Salzgitter ragt, steht der Bauernhof | |
der Traubes. Die Familie ist Mitglied in der AG und bewirtschaftet den | |
Betrieb in der vierten Generation. Sie wehrt sich gegen das Atomlager, weil | |
sie die Verstrahlung ihres Korns befürchtet. Walter und Karin Traube | |
klagten durch alle Instanzen gegen die Genehmigung für das Endlager – und | |
verloren. | |
Aufgeben will die Arbeitsgemeinschaft den Kampf gegen Konrad trotz der | |
Fortschritte beim Umbau des Schachts noch lange nicht. „Wir hoffen noch auf | |
die Einsicht, dass es ein Irrsinn ist, das Projekt zu Ende zu führen“, sagt | |
der Landwirt Ludwig Wasmus von der AG. Aber nach 25 Jahren sei es auch | |
einmal an der Zeit gewesen, zu feiern. | |
26 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
## TAGS | |
Schacht Konrad | |
Atommüll | |
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