# taz.de -- Reformen in Birma: Moderate Kräfte gestärkt | |
> Mit einer Kabinettsumbildung will Thein Sein den Reformkurs in Birma | |
> weiter voranbringen. Von Demokratie und Frieden ist das Land noch weit | |
> entfernt. | |
Bild: Langsame Machtverschiebung: Präsident Thein Sein umgibt sich mit reformw… | |
BANGKOK taz | Es ist der wohl umfassendste Umbau des Kabinetts seit Beginn | |
seiner Amtszeit: Damit weist Birmas Präsident Thein Sein einen Hardliner in | |
die Schranken und versucht politisch Gleichgesinnte stärker an sich zu | |
binden. Zu denjenigen, die enger mit seinem Büro kooperieren sollen, gehört | |
der eher moderat eingestellte Eisenbahnminister Aung Min, zugleich | |
Chefunterhändler bei Friedensverhandlungen mit mehreren ethnischen | |
Rebellengruppen. | |
Ein Hardliner hingegen wurde auf einen eher unbedeutenden Posten | |
abgeschoben: Informationsminister Kyaw Hsan, bekannt für seine restriktive | |
Haltung gegenüber den Medien, wird „Genossenschafts“-Minister. Als sein | |
Nachfolger im Informationsministerium wurde Arbeitsminister Aung Kyi | |
ausgewählt, der schon während der Militärherrschaft als Verbindungsmann | |
zwischen der Junta und der Opposition unter Aung San Suu Kyi fungierte. | |
Die Degradierung Kyaw Hsans erfolgte eine Woche, nachdem Birma die | |
Vorzensur für die Presse aufhob. Demnach müssen Publikationen vor ihrer | |
Veröffentlichung nicht mehr von den Autoritäten genehmigt werden. | |
Allerdings gelten weiter restriktive Gesetze, die schon unter der | |
Militärherrschaft durchgedrückt worden waren. | |
Auch wurde ein 16-Punkte-Papier verabschiedet, wonach Kritik an Regierung, | |
Armee und der umstrittenen Verfassung verboten bleibt. Bereits publizierte | |
Texte müssen nachträglich bei der Meldebehörde eingereicht werden, um | |
angebliche Verstöße ahnden zu können. | |
## Reiseverbote sollen aufgehoben werden | |
Birma (offiziell Myanmar), wurde jahrzehntelang von Militärs regiert. Seit | |
März 2011 hat das Land formal eine zivile Regierung, die überwiegend aus | |
ehemaligen Angehörigen der Armee besteht. | |
Präsident Thein Sein, selbst ein ehemaliger General, leitete erste Reformen | |
ein. Prominente politische Gefangene wurden freigelassen, zudem ebnete der | |
Präsident Suu Kyis oppositioneller Nationaler Liga für Demokratie den Weg | |
zurück in die politische Arena. Am Dienstag hieß es auch, etwa 2.000 | |
Personen, denen die frühere Junta die Ein- oder Ausreise verwehrt hatte, | |
würden von der berüchtigten schwarzen Liste gestrichen. | |
Menschenrechtler hingegen monieren, dass der von der EU mit einer | |
Aussetzung der Wirtschaftssanktionen belohnte Reformkurs viel zu kurz | |
greife. Immer noch sitzen Hunderte politische Häftlinge hinter Gittern. | |
Auch beherrschen ethnische Konflikte ganze Regionen. | |
## Ausnahmezustand und Militäroffensive | |
Nach blutigen Unruhen im westlichen Staat Rakhaing zwischen Buddhisten und | |
Muslimen – vorrangig der nicht anerkannten muslimischen Minderheit der | |
Rohingya – verhängte Thein Sein dort im Juni den Ausnahmezustand. | |
Desaströs ist auch die Lage im nördlichen Staat Kachin. Dort hatten | |
Regierungstruppen im Juni 2011 eine Offensive gegen die dortigen Rebellen | |
gestartet, worauf ein 17 Jahre alter Waffenstillstand zerbrach. | |
Während gegen die Kachin Krieg geführt wird, laufen mit Rebellen der | |
ethnischen Minderheit der Karen im Osten Friedensgespräche. Letztere | |
geraten derzeit ins Stocken. Eine für diese Woche angesetzte | |
Verhandlungsrunde war von Regierungsseite ohne Angabe stichhaltiger Gründe | |
verschoben worden. | |
28 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Nicola Glass | |
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