# taz.de -- Merkel in China: Warum so langsam, Angela? | |
> Die chinesische Führung hat Angela Merkels Euro-Politik als „richtig“ | |
> bezeichnet. Dennoch sei schonungslos über die Krise und die Reaktionen | |
> der EU gesprochen worden. | |
Bild: Und noch ein Bild in der verbotenen Stadt. | |
PEKING/TIANJIN dpa | China unterstützt den deutschen Kurs zur Bewältigung | |
der Schuldenkrise in Europa. Beim Besuch von Kanzlerin Angela Merkel in | |
China habe die chinesische Führung deutlich gemacht, dass Deutschland aus | |
ihrer Sicht „für die richtige Politik steht“, berichteten | |
Delegationskreise. | |
Merkel setzte ihren Besuch am Freitag zusammen mit Regierungschef Wen | |
Jiabao mit einer Besichtigung der „Verbotenen Stadt“ in Peking fort. | |
Anschließend stand ein Besuch im Airbus-Werk in Tianjin südöstlich von | |
Peking auf dem Programm. | |
Die Kanzlerin und Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatten am Abend | |
die chinesischen Finanzspitzen zum Essen getroffen, darunter | |
Zentralbankchef Zhou Xiaochuan, Finanzminister Xie Xuren und die Chefs | |
großer Banken. Es sei „sehr schonungslos“ über die Krise gesprochen worde… | |
hieß es. Ministerpräsident Wen Jiabao hatte zuvor sein Unverständnis | |
geäußert, dass die Europäer so lange brauchten, um die Beschlüsse und | |
Reformen zur Euro-Rettung auch umzusetzen. | |
Die Kanzlerin wirbt bei ihrem zweitägigen Besuch in China um Vertrauen in | |
Europa. Ihre Kernbotschaft war, dass die Europäer den politischen Willen | |
und die Kraft besäßen, die Euro-Zone zusammenzuhalten. Merkel mahnte aber | |
auch zur Geduld in der Krise: „Es ist nicht mit einem Paukenschlag zu | |
lösen.“ Wen Jiabao versicherte, die Bemühungen mit weiteren chinesischen | |
Investitionen in europäische Staatsanleihen und Unternehmen unterstützen zu | |
wollen – vorausgesetzt, dass diese auch sicher sind und Gewinn bringen. | |
## Besuch in der „Verbotenen Stadt“ | |
Dass der Premier die Kanzlerin in der „Verbotenen Stadt“ und auch den | |
ganzen zweiten Tag ihrer Visite begleitete, werteten Diplomaten als | |
„besondere Geste“. Obwohl Merkel zuvor schon fünf Mal in China war, hat sie | |
die alte Kaiserresidenz noch nie besichtigt. Die „Verbotene Stadt“ ist seit | |
1949 öffentlich zugänglich und beherbergt heute das Palastmuseum und Depots | |
mit den kaiserlichen Gold- und Kunstschätzen. | |
Auch der zweite Tag des Merkel-Besuchs steht ganz im Zeichen der | |
Wirtschaft. In der Hafenmetropole Tianjin – der Heimatstadt von Wen Jiabao | |
– kommen die Kanzlerin und der Premier zunächst zu einem Austausch mit | |
führenden deutschen Wirtschaftsvertretern zusammen. Danach nehmen sie im | |
Airbus-Montagewerk an einem Festakt zur Auslieferung des hundertsten | |
Flugzeugs der Baureihe A320 teil. Der erste Airbus A320 aus dem nach | |
Toulouse und Hamburg dritten und einzigen außereuropäischen Airbus-Werk war | |
2009 ausgeliefert worden. | |
Airbus hatte am Vortag den Verkauf von 50 neuen Maschinen des Typs A320 und | |
die Fortsetzung seiner Endmontage in China über 2016 hinaus besiegelt. Der | |
Flugzeugverkauf hat schätzungsweise ein Volumen von 3,5 Milliarden | |
US-Dollar (2,7 Mrd. Euro). Nach den USA ist China heute schon der | |
zweitgrößte Luftverkehrsmarkt der Welt mit starken Wachstumsraten. | |
Airbus rechnet mit einem Bedarf von 3.800 Flugzeugen in China in den | |
nächsten 20 Jahren. Mit der Endmontage in Tianjin hofft Airbus auf besseren | |
Zugang zum chinesischen Markt, wo der amerikanische Konkurrent Boeing heute | |
noch einen leicht größeren Marktanteil hat. | |
31 Aug 2012 | |
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