Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- LehrerInnenstreik in den USA: 400.000 SchülerInnen ausgesperrt
> In Chicagos Schulen streiken die LehrerInnen für neue Verträge und
> sicherere Arbeitsplätze. Gewerkschaften befürchten Entlassungen.
Bild: Schulfrei in Chicago: Die LehrerInnen gehen auf die Straße.
BERLIN taz | Zum ersten Mal seit 25 Jahren streiken in Chicago die
LehrerInnen an staatlichen Schulen, nachdem Verhandlungen mit der
öffentlichen Hand auch am Sonntag nicht zu einer Einigung geführt hatten.
350.000 bis 400.000 SchülerInnen sahen sich am Montag ausgesperrt, Eltern
suchten Betreuung für ihre Kinder bei Wohlfahrtsorganisationen, in Kirchen,
in einigen notgeöffneten Tagesstätten oder bei Familienangehörigen.
Während sich die LehrerInnengewerkschaft und die Schulverwaltung über
Gehaltserhöhungen – 16 Prozent in vier Jahren – bereits einig geworden
sind, sorgt die GewerkschafterInnen vor allem eine mögliche Folge jüngster
Schulreformen.
Mit dem Ziel, die Qualität des Unterrichts zu verbessern, wurden
einheitliche Wissenstests bei den Schülern eingeführt – schneiden die
Schüler schlecht ab, fällt das auf die Lehrkraft zurück. Die Gewerkschaft
befürchtet, binnen der kommenden zwei Jahre könnten rund 6.000 LehrerInnen
in Chicago entlassen werden.
Sie verweisen auf den Einfluss außerschulischer Faktoren auf die
Leistungsentwicklung der Schüler und bezeichnen das System als unfair. Am
Dienstag sollte der Streik in den zweiten Tag gehen, gleichzeitig sollten
die Verhandlungen am Morgen weitergeführt werden.
Politische Brisanz im Wahljahr gewinnt der Streik, weil der demokratische
Bürgermeister Rahm Emanuel oberster Dienstherr ist. Emanuel war von Januar
2009 bis Oktober 2010 Chefberater Präsident Barack Obamas. Obama
seinerseits braucht im Wahlkampf die Unterstützung der Gewerkschaften.
## Bürgermeister als Krisenmanager
Republikaner-Kandidat Mitt Romney hat den Streik bereits verurteilt – er
stehe an der Seite der Eltern und Kinder, sagte er. Aus Obamas
Wahlkampfteam wurde nur lakonisch daran erinnert, dass die Republikaner die
Mittel für öffentliche Bildung ohnehin kürzen wollten.
Bürgermeister Emanuel muss sich jetzt sowohl als Verhandlungsführer als
auch als Krisenmanager bewähren. Die Stadt hat angekündigt, 140 Schulen
geöffnet zu halten, damit die Kinder, die auf kostenlose Schulspeisung
angewiesen sind, dort essen können.
In Gegenden, die für ihre Ganggewalt bekannt sind, will Emanuel die
Sicherheit der Kinder garantieren. Er darf gewiss sein, dass jeder seiner
Schritte landesweit beobachtet wird.
11 Sep 2012
## AUTOREN
Bernd Pickert
## ARTIKEL ZUM THEMA
Sparwut in Spanien: Schulen und Kliniken geht es ans Leder
Eine zweite Welle massiver Kürzungen beginnt. Diesmal sind in den 17
autonomen Regionen Spaniens vor allem Gesundheit und Bildung betroffen.
Lehrerstreik: "Unsere Geduld ist am Ende"
Rund 2.000 Lehrer legten gestern die Arbeit nieder und gingen für
Altersentlastung auf die Straße. Schulbehörde will mit GEW reden, hat aber
kaum finanziellen Spielraum.
Kommentar Lehrerstreik: Berechtigter Protest
Der Protest ist berechtigt: Seit Einführung des Lehrerarbeitszeitmodells
sind Hamburgs Pädagogen bundesweit die am stärksten belasteten.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.