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# taz.de -- Eine schwierige Nachbarschaft: Polizei im Stadion unerwünscht
> Die geplante Polizeiwache in der Gegengeraden am Millerntor löst
> Fan-Proteste aus. Der Verein kontert: Eine ausgelagerte Wache sei leider
> unbezahlbar.
Bild: Hier sollen Wache und Museum rein: Die neue Gegengerade des FC St. Pauli
HAMBURG taz |Der Konflikt schwelt seit Monaten, nun aber schlagen
verschiedene Fangruppen des FC St. Pauli Alarm. Sie wollen verhindern, dass
große Teile des Innenlebens der derzeit im Bau befindlichen Gegengerade des
Millerntor-Stadions zukünftig von der Polizei genutzt werden. Deshalb
mobilisieren sie für Freitag zu einem „Vernetzungstreffen“ und kündigen
vorsorglich schon einmal Widerstand gegen die „Goliath-Wache“ an.
Fakt ist: Der FC St. Pauli ist verpflichtet, so Innensenator Michael
Neumann (SPD), „im Zuge des Ausbaus des Millerntorstadions neue
Räumlichkeiten auch für die Polizei zu schaffen“, die nun in der
Gegengerade untergebracht werden sollen. Eine 585 Quadratmeter große
Einsatzzentrale war bislang geplant, Wand an Wand mit den neuen Fanräumen.
Sie soll zudem als Bereitschaftswache genutzt werden, wenn der Hamburger
Dom auf dem angrenzenden Heiligengeistfeld gastiert. Damit bekäme der
Verein eine der größten Stadionwachen Deutschlands.
Die geplante Nachbarschaft stößt vielen Anhängern des Zweitligisten sauer
auf. In einem Artikel des Fanzines Übersteiger heißt es, sie „gefährdet die
Ausführung der Arbeit und den Sinn des Fanladens“. Die „fehlende örtliche
Trennung von Polizei und Fanladen wird definitiv eine abschreckende Wirkung
haben [...] ob gewollt oder nicht wird eine erhöhte Beobachtung der
Fanszene durch die Polizei erfolgen.“ Die Mammutwache sei zudem „eine
Verschwendung wertvoller Stadionfläche“, auch mache „die immer weiter
zunehmende Repression und unbegründete Kriminalisierung von Fußballfans
eine gemeinsame Unterbringung innerhalb unserer Gegengrade unzumutbar.“
Monatelang verhandelten die Verantwortlichen des Vereins mit Polizei und
Sportamt auch über eine Alternative: Die Modernisierung oder den Neubau der
alten, Stadion angrenzenden Domwache. Doch die Stadt verlangt, dass der FC
St. Pauli die dadurch entstehenden Kosten – laut Innenbehörde rund 600.000,
laut Verein über eine Million Euro – im Alleingang bezahlt. Neumann: „Die
Stadt ist nicht in der Lage, derartige Zusatzkosten aufzubringen“.
„Wir haben es versucht, aber die benötigte Summe gibt uns keine Bank, weil
das nicht refinanzierbar ist“, sagt Vereins-Sprecher Christian Bönig. Auch
wenn „niemand im Verein etwas gegen die Auslagerung der Stadionwache“ habe,
fehle schlicht das Geld. Sören Goldbeck von der AG Stadionbau, die die
Erstellung der neuen Arena fanseitig begleitet, schlägt vor, ein privater
Investor könne die Domwache bauen und an die Polizei vermieten.
Voraussetzung sei, dass sich der Verein „klar gegen eine Wache in der
Tribüne positioniert“.
Club-Sprecher Bönig betont hingegen, dass die Erstellung der Wache „bereits
weit fortgeschritten“ sei. Der Verein habe zudem die Gesamtgröße der Wache
„auf 400 Quadratmeter herunterverhandelt“. Auch seien für das geplante
Vereinsmuseum in der Gegengerade, von dem viele Fans befürchten, es werde
der Wache geopfert, weiterhin „gut 400 Quadratmeter Fläche“ reserviert.
Allerdings sei auch hier „die Frage der Finanzierung“ noch nicht geklärt�…
Zu wenig Platz, findet Sönke Goldbeck. Das Museum, das die Geschichte des
Vereins dokumentieren soll, sei „ursprünglich auf über 900 Quadratmeter
konzipiert“ gewesen. Ein Mini-Museum aber mache „wenig Sinn“.
12 Sep 2012
## AUTOREN
Marco Carini
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