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# taz.de -- MICHAEL MEESKE UND SÖNKE GOLDBECK ÜBER ST. PAULIS STADIONWACHE: "…
> Eine Polizeiwache könnte auch außerhalb des Millerntorstadions entstehen,
> sagen Vertreter von St. Paulis Geschäftsführung und der AG Stadionbau.
Bild: Kooperieren beim Stadionausbau: Sönke Goldbeck (li.) und Michael Meeske.
taz: Herr Goldbeck, beim FC St. Pauli gibt einen Streit darüber, ob die
Polizeiwache in der Gegengerade direkt neben den Fanräumen oder 20 Meter
weiter knapp außerhalb der Tribüne platziert werden soll, was für den FC
St. Pauli 1,2 Millionen Euro Mehrausgaben bedeuten könnte. Viel Geld für
ein wenig Fan-Psychologie.
Sönke Goldbeck: Kommt die Wache, haben wir nicht genug Platz für ein
Vereinsmuseum im Stadion, für dessen Errichtung die Mitgliederversammlung
votiert hat. Außerdem: Der Trägerverein der Hamburger Fanprojekte hat
deutlich gemacht, dass diese direkte Nachbarschaft für viele Fans ein
erhebliches psychologisches Problem darstellt. Im Fanladen müssen auch
Leute mit einem schwierigen Verhältnis zur Polizei betreut werden und
solche, die keine guten Erfahrungen mit Polizeieinsätzen gemacht haben.
Herr Meeske, Sie haben gesagt, für eine stadionexterne Unterbringung der
Wache müsse Mitte Oktober ein realisierbares Konzept stehen, sonst sei der
Zug wohl abgefahren. Steht die Lock noch auf dem Gleis?
Michael Meeske: In der Zwischenzeit hat Innensenator Michael Neumann uns
gegenüber bekräftigt, dass er kein grundsätzliches Problem mit einer
externen Wache hätte, wenn die Stadt dafür keine zusätzlichen Mittel
aufwenden muss und so eine Wache zeitnah fertig wäre.
Das heißt konkret?
Meeske: Dass wir eine Erstellung bis Ende 2013 sicherstellen müssen. Ich
bin vorsichtig optimistisch, dass das bautechnisch machbar ist.
Bis wann müsste die definitive Standort-Entscheidung fallen?
Meeske: Bis Ende des Jahres. Wir rechnen mit einem knappen Jahr Planungs-
und Bauzeit.
Bleibt die Frage der Finanzierung. Sie sagen bislang: Ein Neubau auf dem
heutigen Domwachengelände ist kaum finanzierbar, weil für den FC St. Pauli
etwa 1,3 Millionen Euro teurer als eine Wache im Stadion.
Meeske: Wir können das nicht über weitere Bankkredite finanzieren. Den
Neubau einer Wache außerhalb des Stadions kann es nur geben, wenn wir alle
Kräfte in diesem Verein mobilisieren: Da müssen sämtliche Abteilungen des
Vereins aber auch die Mitglieder und Fans mitziehen …
… das heißt, die Kosten tragen!
Meeske: Ein wichtiger Baustein könnte sein, die Preise für Tickets, die
Mitgliedschaft oder auch die Abgaben der Abteilungen an die Vereinszentrale
etwas zu erhöhen. Aber darüber würden dann alle Gremien des Clubs noch
eingehend beraten.
Wie will die AG Stadionbau die von ihr geforderte externe Wache
finanzieren?
Goldbeck: Wir haben etwa vorgeschlagen, einen Bauträger einzubinden, der
die Wache finanziert und dann vermietet. Da müsste die Stadt aber
zustimmen.
Ist das auch das bevorzugte Konzept der Vereinsführung?
Meeske: Wir prüfen das derzeit. Auf die Frage, wer das Geld für einen
Neubau auf den Tisch legt, könnte das Bauträger-Modell eine ganz reizvolle
Antwort sein. Wir hätten aber auch in diesem Fall vermutlich eine
finanzielle Lücke, die wir durch Mehraufwendungen der Vereinsmitglieder und
Fans schließen müssen.
Das ganze Problem könnte mit mehr Ruhe behandelt werden, hätte die AG
Stadionbau früher Alarm geschlagen.
Goldbeck: Wir haben unsere Bedenken vereinsintern seit Frühjahr 2011
kommuniziert. Das Präsidium hat sich engagiert, eine externe Lösung zu
finden und uns gebeten, das Thema nicht öffentlich breitzutreten. Dieser
Bitte sind wir gefolgt, bis klar war, dass es wohl keine Lösung in unserem
Sinne gibt. Seit wir das Thema öffentlich gemacht haben, hat sich
Engagement der Clubführung noch einmal deutlich verstärkt.
Auch die hätte früher erkennen können, welches Konfliktpotential die
angestrebte Nachbarschaft hat.
Meeske: Es gibt eben vielfältige Meinungen dazu, wie elementar der
Unterschied ist, ob die Wache direkt am Fanladen entsteht oder zwanzig
Meter weiter. Auch beim geplanten Vereinsmuseum stellt sich die Frage,
warum 420 Quadratmeter im Süden der Gegengeraden viel zu wenig Platz sind
und es auf 580 Quadratmetern gehen soll.
Goldbeck: 420 Quadratmeter, von denen noch Toiletten und der Eingangs- und
Kassenbereich abgehen, macht keinen Sinn mehr: Da bekommt man kein
attraktives Ausstellungsangebot hin. Es gibt eine Studie, die von einer
Fläche von 950 Quadratmetern als sinnvolle Größe für ein solches Museum
ausgeht. Wenn wir die für die Polizeiwache angedachten und einige
benachbarten Flächen bekommen, hätten wir immerhin 700 Quadratmeter.
Ist es baulich so einfach möglich, das Museum jetzt da entstehen zu lassen,
wo die Polizeiwache geplant war?
Meeske: Die baulichen Anpassungen, die notwendig sind, sollte das Museum in
den Bereich der geplanten Polizeiwache ziehen, dürften finanziell
verschmerzbar sein. Hingegen wird das Risiko etwa für eine Unterdeckung im
laufenden Betrieb immer beim Verein bleiben.
Zum Schluss eine Prognose: An welchem Standort befindet sich die
Polizeiwache Ende 2013 – und kommt das Museum?
Goldbeck: Es gibt eine externe Wache und ab 2014 das beste Vereinsmuseum
der Republik.
Meeske: Auch meine Prognose ist, dass die Wache in einem externen Gebäude
untergebracht wird und wir ein unkonventionelles Museum erleben werden.
16 Oct 2012
## AUTOREN
Marco Carini
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