# taz.de -- Euro-Finanzminister auf Zypern: Mehr Zeit für Griechenland | |
> Die Finanzminister der EU wollen Griechenland mehr Zeit für die Umsetzung | |
> der Sparauflagen geben – und Wolfgang Schäuble erklärt sein Vertrauen zur | |
> EZB. | |
Bild: Vertraut der EZB: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. | |
NIKOSIA/KÖLN afp | Unter den Euro-Ländern zeichnet sich die Bereitschaft | |
ab, Griechenland mehr Zeit zur Umsetzung seiner Spar- und Reformauflagen zu | |
geben. Die griechische Regierung habe „sehr ambitioniert jetzt ein Budget | |
vorgelegt“, sagte Österreichs Finanzministerin Maria Fekter am Freitag in | |
Zyperns Hauptstadt Nikosia vor einem Treffen der Eurogruppe. „Und wir | |
werden den Griechen die Zeit geben, die sie dafür brauchen, mehr Geld wird | |
es wahrscheinlich nicht geben.“ | |
Auch der niederländische Finanzminister Jan Kees de Jager zeigte sich zu | |
einem Aufschub bereit, falls die Finanzprobleme des Landes durch die | |
schlechte Wirtschaftslage „schlimmer als erwartet“ seien. „Es könnte mehr | |
Zeit geben, aber nicht mehr Geld“, sagte de Jager in Nikosia. „Aber es | |
könnte nicht mehr Zeit für die Verschleppung von Maßnahmen geben, denn es | |
ist im Interesse von Griechenland und der Griechen, dass die Reformen | |
weitergehen.“ | |
Derweil kämpfte Regierungschef Antonis Samaras um zusätzliche Einsparungen, | |
um Forderungen der Gläubiger-Troika aus Europäischer Union, Europäischer | |
Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) zu erfüllen. | |
Griechenland soll ein Sparpaket im Umfang von 11,5 Milliarden Euro | |
vorlegen, damit weitere 31 Milliarden Euro aus dem insgesamt 130 Milliarden | |
Euro schweren zweiten Rettungspaket freigegeben werden. | |
## Vertrauen in die EZB | |
Die Troika-Experten präsentieren bei dem Treffen der Eurogruppe einen | |
ersten Bericht zur Finanzlage Griechenlands und den Reformfortschritten der | |
Regierung in Athen. Die endgültige Beurteilung soll aber erst im Oktober | |
vorliegen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) wollte sich daher | |
nicht zu einem möglichen Aufschub für Griechenland äußern. „Wir haben imm… | |
gesagt, wenn der Troika-Bericht vorliegt - wir werden heute einen | |
Zwischenstand bekommen - werden wir gemeinsam die notwendigen Konsequenzen | |
diskutieren und entscheiden“, sagte Schäuble. | |
In der Debatte um geplante Ankäufe von Staatsanleihen kriselnder Euroländer | |
durch die Europäische Zentralbank hat sich Wolfgang Schäuble hinter die | |
Notenbank gestellt. Er habe „Vertrauen in die EZB“ und respektiere deren | |
Entscheidung, sagte Schäuble in einem am Freitag ausgestrahlten Interview | |
mit dem Deutschlandfunk. Mit den geplanten Maßnahmen könne die EZB | |
„Marktübertreibungen entgegenwirken“. Sie habe aber „ausdrücklich kein | |
Mandat für Staatsfinanzierung“, sagte Schäuble. | |
Mit der bei 190 Milliarden Euro liegenden Haftungsobergrenze Deutschlands | |
im Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) habe die Entscheidung der EZB | |
nichts zu tun, sagte Schäuble. Wie vom Bundesverfassungsgericht verlangt, | |
sei der deutsche Haftungsanteil begrenzt. Wenn ein Mitglied seinen Anteil | |
in den ESM nicht einzahle, verringere sich die vorgesehene Gesamtsumme von | |
700 Milliarden Euro, sagte der Minister. Dies könne „auf geeignete Weise“, | |
etwa durch eine Erklärung, auch noch einmal klargestellt werden. | |
14 Sep 2012 | |
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