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# taz.de -- Streit um Inselgruppe: Chinas dreiste Japanhasser
> Wegen des Streits um ein paar Inseln nehmen die antijapanischen Proteste
> in China zu. In mehreren Städten brennen Autos japanischer Hersteller.
Bild: Es ist derzeit riskant, mit japanischen Autos zu fahren.
PEKING taz | Die Japaner haben es mit China derzeit wahrlich nicht leicht:
Seit Tagen werden wegen des Inselstreits im ostasiatischen Meer die
antijapanischen Proteste in der Volksrepublik immer heftiger. In der Nacht
zu Sonntag fackelten chinesische Nationalisten in der zentralchinesischen
Stadt Chengdu ein Autohaus einer bekannten japanischen Marke an. Nun stirbt
auch noch der designierte japanische Botschafter für Peking, Shinichi
Nishimiya, noch bevor er sein neues Amt antreten konnte.
Nishimiya hatte eigentlich die schwierige Aufgabe, den heftigsten Konflikt
zwischen den beiden Ländern seit mehr als einem Jahrzehnt zu
beschwichtigen. Er erlag am Sonntagmorgen den Folgen wahrscheinlich eines
Herzinfarkts.
Nun steht das japanische Außenministerium vor der schwierigen Aufgabe,
einen neuen Botschafter zu finden. Außenminister Koichiro Gemba brach
seinen Besuch in Australien ab und kehrte nach Tokio zurück.
Tatsächlich drängt die Zeit. In Dezhou, einer Stadt in der Provinz
Shandong, sprach ein ranghoher Parteisekretär offen davon, Japan es doch
auch endlich militärisch mal zu zeigen.
„Die Inseln müssen zurück geholt werden“, sagte er. Und selbst wenn Japan
die USA zur Unterstützung holt – China sei stark genug, dies in Kauf zu
nehmen.
Seit Wochen droht der Streit zwischen Japan und der Volksrepublik um eine
kleine Inselgruppe zu eskalieren, die von den Japanern Senkaku und von den
Chinesen Diaoyu genannt werden. Beide Länder reklamieren die unbewohnten
Inseln für sich.
Vergangene Woche hatte die Regierung in Tokio drei der fünf Inseln einem
japanischen Privatmann abgekauft. Das betrachtet Peking als Provokation.
Ist die chinesische Regierung sonst in der Regel sehr ungehalten, sobald
ihre Bürger öffentlich demonstrieren, lässt sie der in weiten Teilen der
Bevölkerung sehr verbreiteten antijapanischen Stimmung freien Lauf.
## Demonstration vor der Botschaft
Vor allem vor der japanischen Botschaft in Peking erreichte der Japanhass
am Wochenende einen neuen Höhepunkt. Waren es an den Tagen zuvor lediglich
einige Hundert, zogen sowohl am Samstag als auch am Sonntag mehrere Tausend
Chinesen vor das Botschaftsgebäude und riefen nationalistische und
antijapanische Parolen.
„Ihr mickrigen Japaner, verzieht euch“, brüllten sie immer wieder und
stimmten die chinesische Nationalhymne an. Am Samstagnachmittag
durchbrachen einige Hundert Demonstranten auch eine Polizeisperre und
versuchten auf das Gelände der Botschaft zu gelangen. Sie warfen Eier,
Steine und Wasserflaschen.
Zu zum Teil gewalttätigen Proteste kam es auch in einer Reihe von anderen
chinesischen Städten. In Schanghai versuchten rund 200 Demonstranten eine
Sperre vor dem japanischen Konsulat zu durchbrechen.
## Brennende Autos
In Xian brannten Autos japanischer Marken. Medien berichten auch von
Übergriffen auf japanische Geschäfte und Restaurants auch in anderen
Städten.
Sushi-Restaurants in Peking haben demonstrativ chinesische Flaggen an die
Tür gehängt, um nicht ebenfalls angegriffen zu werden.
Eine chinesische Journalistin berichtet, dass in einem japanischen Lokal
ein paar junge Männer zunächst bestellten und aßen. Als die Bedienung ihnen
die Rechnung vorlegen wollte, entrollten sie ein antijapanisches Spruchband
und verließen ohne zu bezahlen das Lokal. Der Besitzer des Restaurants ist
ein Pekinger.
16 Sep 2012
## AUTOREN
Felix Lee
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