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# taz.de -- Chinesisch-japanischer Inselstreit: Patrouillenboote zeigen Flagge
> Japans Kauf von drei umstrittenen Inseln heizt den Konflikt mit China
> noch an, anstatt die Wogen zu glätten. Peking entsendet Marineschiffe.
Bild: Drei der umstrittenen Inseln: Minamikojima (vorne), Kitakojima (mitte) un…
TOKIO taz | Der Streit zwischen Japan und China um eine unbewohnte
Inselgruppe hat sich erheblich verschärft, nachdem die Regierung in Tokio
drei der fünf Mini-Archipele für umgerechnet 20 Millionen Euro kaufen will.
Peking verurteilte das japanische Vorgehen als „völlig illegal und
ungültig“ und bestellte den japanischen Botschafter ins Außenministerium
ein.
Demonstrativ kreuzten am Dienstag zwei chinesische Patrouillenboote vor den
Eilanden zwischen Taiwan und Okinawa, die in Japan „Senkaku“ und in China
„Diaoyu“ heißen. Wegen ihrer strategischen Lage sowie Fisch- und
Rohstoffreichtum werden sie von beiden Ländern sowie Taiwan begehrt.
Die Eskalation ist nicht ohne Ironie, da Premierminister Yoshihiko Noda mit
dem Kauf einem nationalistischen Scharfmacher im eigenen Land den Wind aus
den Segeln will.
Der Gouverneur von Tokio, Shintaro Ishihara, wollte die derzeit in
japanischen Privatbesitz befindlichen Inseln nämlich für die Hauptstadt
selbst kaufen, um dort Befestigungen zu errichten.
„Ich will nicht, dass Japan ein zweites Tibet wird“, erklärte Ishihara
seine Kaufabsicht. Der fast 80-jährige Politiker kann sich auch die
Stationierung von japanischen Soldaten vorstellen. Andernfalls würden die
USA Japans Besitzrechte kaum verteidigen, so Ishihara.
## Gefahr eines Wirtschaftsstreites
Doch der ebenfalls konservative Regierungschef Noda will den Konflikt
begrenzen. Der Kauf solle den derzeitigen „ruhigen und stabilen“ Zustand
der Inseln bewahren.
Noda will die Geschäfte mit Japans wichtigstem Handelspartner nicht
beschädigen. Der Absatz japanischer Autos in China sei im August wegen des
Inselstreits bereits zurückgegangen, behauptete der Generalsekretär des
Autoherstellerverbandes in China, Dong Yang.
Die japanische Küstenwache als neue Besitzerin soll nun das Betreten der
felsigen Archipele verhindern. Schon am Wochenende durfte eine
Vermessungsmission der Tokioter Stadtregierung dort nicht an Land gehen, um
China nicht zu provozieren. Im August hatte sich der Streit
hochgeschaukelt, nachdem Aktivisten aus beiden Ländern die Eilande
symbolisch besetzt hatten.
## Scharfe Reaktion für die Öffentlichkeit
Am Wochenende hatte Noda in Wladiwostok gegenüber Chinas Präsident Hu
Jintao erklärt, er betrachte den Inselstreit von „umfassenden
Standpunkten“. Doch seine Nachgiebigkeit hat sich bisher nicht ausgezahlt.
Man werde „keinen Zentimeter nachgeben“, erregte sich etwa Chinas
Ministerpräsident Wen Jiabao. Allerdings ist die scharfe Rhetorik nach
Ansicht von Beobachtern mehr für das Publikum in China gedacht. Indem die
Regierung das Nationalgefühl schürt, kann sie von ihren Führungsproblemen
und der Wirtschaftskrise ablenken.
Ebenso kocht Gouverneur Ishihara sein eigenes Inselsüppchen: Er will vor
der nahenden Parlamentswahl sein nationalistisches Profil schärfen.
11 Sep 2012
## AUTOREN
Martin Fritz
## TAGS
China
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