# taz.de -- Jubel für den Papst in Beirut: Konfessionelle Pseudo-Einheit | |
> Junge Christen sind begeistert über den dreitägigen Besuch von Benedikt | |
> XVI. Dieser bittet um Gottes Segen für das Land und fordert das Ende des | |
> Syrien-Konflikts. | |
Bild: Eine Nonne schützt sich vor der Sonne in Beirut. | |
BEIRUT taz | „Wir lieben den Papst so sehr, er ist der Papst der Jungen und | |
des Friedens, und er ist gekommen, um zu sehen, wie es uns geht und um uns | |
Christen Hoffnung zu geben!“, jubelte Nancy Kallas auf dem „Jugendtreffen | |
mit dem Papst“ am Samstag im libanesisch-maronitischen Kerngebiet Bkerke. | |
Die 16-Jährige war wie zehntausend weitere junge Leute mit ihrer | |
Pfadfindergruppe in Bussen angereist, um auf die Ankunft Benedikts XVI. zu | |
warten. Auch junge irakisch-kurdische, syrische, jordanische und | |
französisch-libanesische Christen waren gekommen, um den Segen des Papstes | |
zu erhalten. | |
George, ein 18-jähriger Freiwilliger des Roten Kreuzes, pflichtete Nancy | |
bei: „Wir Christen brauchen die Hoffnung, und es ist toll, dass der Papst | |
uns dazu aufrief, im Nahen Osten zu bleiben – schließlich waren wir hier im | |
Libanon schon Hunderte Jahre lang christlich, bevor der Islam erfunden | |
wurde.“ | |
Christentum bedeutet für George vor allem Bildung, die Erziehung zur | |
Selbstständigkeit und das Bekenntnis zu Frankreich als „Führungsnation“ f… | |
den Libanon. | |
Zuvor hatte sich Benedikt mit dem Präsident Michel Suleiman in seinem | |
Palast in Baabda getroffen, wo es zu einem ähnlichen Massenevent kam. Als | |
das Papamobil durch die Menschenmenge rollte, kannte der Jubel kein Ende | |
mehr. | |
## Verschleierte Schiitinnen | |
Auf der Zufahrtsstraße zum Palast hatten die Organisatoren rund 30 junge | |
Schiitinnen in schwarzer Verschleierung positioniert, die etwas weniger | |
fröhlich Ratzinger- und Suleiman-Plakete hielten. Die Anwesenheit der | |
jungen Damen, die als geschlossener Block auftraten, sollte wohl die | |
konfessionelle Einheit des Landes demonstrieren. | |
Der Papst hatte bereits am Freitag bei einem Treffen mit lokalen | |
Kirchenoberen, Politikern und Diplomaten verkündet, dass er um Gottes Segen | |
für alle Libanesen gebeten habe, da das Land den Menschen die | |
„Möglichkeiten gebe, die Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung konkret zu | |
leben“. | |
Während der durch Tausende Soldaten, Polizisten und Agenten gesicherten | |
Veranstaltung brachen im nordlibanesischen Tripoli Proteste aufgrund des | |
Mohammed-Films aus, bei denen US-Fastfood-Restaurants zerstört wurden und | |
eine Mensch getötet wurde. Hier wurden auch Protestrufe gegen den Papst | |
laut. | |
## Nur 61 Protestler | |
Die schiitische Hisbollah ließ es sich nicht nehmen, auf der durch ihr | |
Gebiet führenden Flughafenstraße riesige Banner mit der Aufschrift „Die | |
Hisbollah grüßt den Papst“ anzubringen. Der über Facebook angekündigte | |
Protest von Lesben, Schwulen und anderen Gegnern des Katholizismus wurde | |
abgesagt, nachdem nur 61 Personen kommen wollten und der Veranstalter | |
Morddrohungen erhalten hatte. | |
Am Sonntag waren die Straßen Beiruts weitgehend abgesperrt, Panzer | |
sicherten die Wege, die zum Messegelände am Mittelmeer führten. Direkt am | |
Meer hielt der Papst eine Predigt und legte das Schlussdokument der | |
Bischhofssynode vor – der offizielle Anlass seines Besuches. | |
Das Dokument gilt als Leitfaden, um Glauben und Hoffnung der christlichen | |
Gemeinden im Nahen Osten zu stärken. Im Hinblick auf die Entwicklung im | |
Nachbarland sagte er, das „Donnern der Waffen“ in Syrien solle „verstumme… | |
und der „Fluss der Waffen“ versiegen. Es sei an den Christen, für Hoffnung | |
und Frieden zu beten. | |
16 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Jasna Zajcek | |
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