# taz.de -- Proteste gegen Anti-Islam-Video in Asien: „Tod für Amerika“ | |
> Neue Auseinandersetzungen bei Protesten gegen das Mohammed-Hetz-Video in | |
> Asien: Ein Mensch wurde getötet, vor US-Institutionen gab es | |
> Zusammenstöße. | |
Bild: Protest: Eine Puppe, die US-Präsident Obama darstellen soll, vor ihrer V… | |
JAKARTA dapd | Nach einem relativ ruhigen Wochenende sind die Proteste | |
gegen ein islamfeindliches Schmähvideo am Montag in mehreren Ländern wieder | |
aufgeflammt. | |
In Pakistan kam bei Ausschreitungen nach Polizeiangaben mindestens ein | |
Mensch ums Leben. In Indonesien griffen Demonstranten die US-Botschaft an, | |
in Afghanistan kam es vor einem Stützpunkt der US-Streitkräfte zu | |
Zusammenstößen zwischen wütenden Muslimen und der Polizei. | |
In Upper Dir im Nordwesten Pakistans setzten Demonstranten einen Presseklub | |
in Brand. Offenbar seien sie über die aus ihrer Sicht unzureichende | |
Berichterstattung über die Proteste erbost gewesen, sagte der Polizeibeamte | |
Mukhtar Ahmad. | |
Bewaffnete hätten zudem ein Regierungsgebäude angezündet und eine | |
Polizeiwache umstellt. Bei einem Schusswechsel vor der Wache seien ein | |
Demonstrant getötet und mehrere weitere verletzt worden, sagte ein | |
Polizist. | |
## Steine auf Polizisten | |
In der afghanischen Hauptstadt Kabul protestierten Hunderte Menschen vor | |
dem Camp Phoenix gegen den in den USA produzierten Film „Innocence of | |
Muslims“ (Unschuld der Muslime). Sie setzten Container und Reifen in Brand | |
und schleuderten Steine auf die Polizei. | |
Mehr als 20 Beamte seien dabei leicht verletzt worden, sagte General Fahim | |
Kaim. Mindestens ein Polizeifahrzeug sei in Flammen aufgegangen, bevor die | |
Demonstration gegen Mittag aufgelöst wurde, sagte der stellvertretende | |
Polizeichef der Provinz Kabul, Daud Amin. | |
„Tod für Amerika“ und „Tod für jene, die den Film gemacht und unseren | |
Propheten beleidigt haben“, skandierte die Menge. Die Polizei habe in die | |
Luft gefeuert, um eine Gruppe von rund 800 Demonstranten davon abzuhalten, | |
vor Regierungsgebäude in der Innenstadt zu ziehen, sagte ein Beamter. | |
## Wütende Menschen auf der ganzen Welt | |
Im Südosten Kabuls versammelten sich rund 50 Demonstranten vor einer | |
Moschee, der Protest blieb nach Polizeiangaben allerdings friedlich. | |
„Menschen auf der ganzen Welt sind wütend“, sagte der Demonstrant Mohammad | |
Humajun. „Es liegt in der Verantwortung aller Muslime, zu reagieren, wenn | |
sie Respektlosigkeiten hören.“ In dem Film wird der Prophet Mohammed als | |
Betrüger, Geisteskranker und Frauenheld dargestellt. | |
Auch in mehreren indonesischen Städten gingen am Montag wieder Menschen | |
gegen das Video auf die Straße. In der Hauptstadt Jakarta schleuderten | |
Demonstranten Steine und Brandsätze auf die US-Botschaft und entzündeten | |
Reifen vor dem Gebäude. Mindestens ein Polizist wurde bei den | |
Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften verletzt. | |
Die Demonstranten forderten ein juristisches Vorgehen gegen die für den | |
Film Verantwortlichen. „Wir werden die Proteste fortsetzen, bis die | |
US-Regierung angemessene rechtliche Schritte gegen sie einleitet“, sagte | |
der Sprecher der Front der Verteidiger des Islams, Munarman. | |
## Brennende Obama-Puppe | |
Weitere Demonstrationen in den Städten Medan und Bandung verliefen hingegen | |
zunächst friedlich. Bereits am Wochenende hatten in der Stadt Solo auf Java | |
Demonstranten mehrere Filialen von Schnellrestaurants gestürmt, die | |
daraufhin geschlossen wurden. | |
In Pakistan protestierten in der Ortschaft Chaman im Südwesten des Landes | |
am Montag rund 3.000 Schüler und Lehrer gegen den Film. Die Demonstranten | |
hätten eine amerikanische Flagge und eine Puppe von US-Präsident Barack | |
Obama in Brand gesteckt, teilte die Polizei mit. Seine Lehrer hätten ihm | |
gesagt, der Film sei von den USA und Israel produziert worden, sagte der | |
zwölfjährige Schüler Abdul Waris. Sie hätten den Unterricht ausfallen | |
lassen und die Kinder aufgefordert, sich an den Protesten zu beteiligen. | |
Im Libanon hat die radikalislamische Hisbollah derweil zu weiteren | |
Protesten aufgerufen. Der Führer der Miliz, Scheich Hassan Nasrallah, | |
forderte seine Anhänger auf, ihren Ärger nicht nur gegen US-Botschaften zu | |
richten, sondern ihre Regierungen zum Handeln aufzurufen. | |
17 Sep 2012 | |
## TAGS | |
Antiislamismus | |
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