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# taz.de -- „Bravo“ wirbt für Bundeswehr: Abenteurer in Uniform
> Das Jugendmagazin „Bravo“ hilft der Bundeswehr bei der Rekruten- und
> Imagewerbung. Von der harten Einsatzrealität findet sich keine Spur.
Bild: Informationen über Risiken einer möglichen späteren Tätigkeit bei der…
„Action, Adrenalin, Abenteuer! Die Herausforderung deines Lebens wartet auf
dich! Bundeswehr-Adventure Camps 2012“ – mit diesem Slogan wirbt die
deutsche Armee aktuell in einem Video auf dem [1][YouTube-Kanal der Bravo],
des bekanntesten deutschen Jugendmagazins. Auch auf den Websites von
[2][Bravo] und Bravo Sport wird für die zwei „Adventure Camps“,
Bundeswehr-Ferienlager bei der Luftwaffe auf Sardinien und den
Gebirgsjägern in den Berchtesgadener Alpen, geworben.
„Liebst du das Abenteuer? Suchst du die Herausforderung? Bist du topfit?“,
werden die jungen Leser dort gefragt. Die Bundeswehr verspricht bei den
Camps im Oktober „krasse Wasserwettkämpfe“, „crazy Strandspiele“ und
„Lagerfeuer-Partys“ an einer „coolen Bundeswehrhütte“ – „Und das B…
daran: für den Spaß musst du absolut nichts bezahlen!“ Von der harten
Einsatzrealität und Informationen über Risiken einer möglichen späteren
Tätigkeit bei der Bundeswehr: keine Spur.
Kinderrechtler finden die Armeewerbung auf den Internetauftritten der Bravo
auch aus folgenden Gründen inakzeptabel: „Die Bundeswehr sollte sich bei
ihrer Nachwuchswerbung auf Erwachsene beschränken und nicht Kinder und
Jugendliche locken, die leicht beeinflussbar sind und kaum einschätzen
können, was eine Verpflichtung und die damit verbundenen Auslandseinsätze
für sie bedeuten können – schon gar nicht, wenn sie darüber nicht
informiert werden“, so Ralf Willinger, [3][Referent für Kinderrechte bei
terre des hommes Deutschland.] Für ihn ist es zudem unverständlich, dass
die Bravo als eines der größten deutschen Jugendmedien diese einseitige
Bundeswehrwerbung bei ihren jungen Lesern unterstützt.
## Spiele, Party, kostenlos
Die Kernzielgruppe der Bravo-Website gibt die herausgebende Bauer Media
Group mit Teenagern im Alter von 12 bis 19 Jahren an. Den Werbenden wird
ein „positiver Imagetransfer durch die hohe Markenbekanntheit der Bravo“,
hohe Glaubwürdigkeit und Akzeptanz in der Zielgruppe sowie ein passendes
redaktionelles Umfeld für die eigene Marke geboten.
Katrin Hienzsch, PR-Referentin der Bauer Media Group, sieht in der
Armee-Werbung kein Problem: „Weshalb sollte die Bundeswehr als Teil unserer
demokratischen Gesellschaft nicht in Bravo werben?“ Sie verteidigt die
Kooperation mit der Armee, die immerhin seit einem Jahr auf freiwillige
Wehrdienstleistende angewiesen sei: „Darüber hinaus ist die Bundeswehr ein
interessanter Arbeitgeber und bildet in verschiedenen Berufszweigen aus.“
## „Abgefuckte Propaganda“
Doch nicht alle Kinder und Jugendliche scheinen sich von der fetzigen
Armeewerbung begeistern zu lassen. In den Kommentarspalten auf dem
Bravo-YouTube-Kanal finden sich zu der Bundeswehrwerbung auch kritische
Töne: „Kriegshetze jetzt schon bei der Bravo? Armes Deutschland! Die
Propagandamaschinerie der Bundeswehr geht mir so auf den Sack!“ Ein anderer
schreibt: „Verpisst euch mit dieser abgefuckten Propaganda, und dann noch
irgendwelchen Jugendlichen sowas versuchen schmackhaft zu machen, einfach
widerlich!“
Die Kinderrechtler von terre des hommes haben mittlerweile eine
Onlinepetition eingerichtet, mit der die Unterzeichner gegen die
„Bundeswehr-Adventure Camps“ protestieren können. Adressaten sind die Bauer
Media Group und das Bundesverteidigungsministerium. Der Appell: Man möge
doch künftig bitte darauf verzichten, in Kinder- und Jugendmedien
„irreführende Werbeaktionen für die Bundeswehr durchzuführen, die die
Gefahren des Soldatenberufs verharmlosen.“
18 Sep 2012
## LINKS
[1] http://www.youtube.com/watch?v=q3r15_Y5TOE&feature=relmfu
[2] http://www.bravo.de/specials/bw/adventure-camps
[3] http://www.tdh.de/was-wir-tun/arbeitsfelder/krieg-und-flucht/was-sie-tun-ko…
## AUTOREN
Michael Schulze von Glasser
## TAGS
Bravo
Bundeswehr
Bundeswehr
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