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# taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: Heiße Liebe in Kabul
> Die Bundeswehr in der „Bravo“, die ARD in Voßkuhles Salatsoße: Wir merk…
> grad noch so, das Bettina Wulffs Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist.
Bild: Leider abgelaufen: Joghurt, Salatsoße oder Plaudertasche.
Hallo taz-Medienredaktion!
Ich habe alle Fernsehauftritte für diese Woche abgesagt. Maischberger,
Precht, „Das große Quiz der Tiere“, „Exclusiv“ – alles gecancelt. Ir…
ist mir die Aufmerksamkeit doch ein wenig viel. Wobei das ja logisch ist:
Wer so Tolles schreibt und sich auch noch so schön fotografieren lässt – in
Weiß wie ein Engel, in Schwarz wie die teuflische Verführung –, der muss
mit Aufmerksamkeit und Begehren rechnen.
Aber am Sonnabend habe ich doch recht dolle Kopfschmerzen bekommen und auch
die Signierstunden abgesagt. Sollen sie doch eine andere Sau durchs Dorf
treiben, ich bleib lieber zu Hause und sortiere Fotos.
Wobei der Schwindel auch daher rühren mag, dass diese Woche so viel los
war! Das Museumsschiff des Journalismus, der Stern, zog extra seinen
Erstverkaufstag vor, nur um mit der Plunze aus Großburgwedel vor Bunte und
Gala auf dem Markt zu sein. Hat ihm die Else doch erzählt, dass ihr Mann
ein Schlappschwanz ist. Dummerweise hat die Plaudertasche der Brigitte,
ebenfalls Gruner & Jahr, dasselbe erzählt, die das am Dienstag als Meldung
über die Ticker schickte. Worauf alle Welt die Brigitte zitierte, kein
Mensch aber den … wie heißt das Ding noch? Was nicht zu fröhlicher Stimmung
geführt haben soll, beim … Dingsda.
Tja, tja, so rumpeln sie, die manövrierunfähigen Großdampfer aus dem Hause
Gruner & Jahr. Wäre Stephan Schäfer, der neben vier Blättern jetzt auch die
Brigitte betreut, nur schon Kapitän vom Museumsschiff, wären solche
Interessenkonflikte viel einfacher zu lösen! Übereifrige
Brigitte-Verantwortliche einfach kielholen und gut ist.
Dummerweise war das Haltbarkeitsdatum von Bettina Wulff in nur 2,5 Tagen
abgelaufen und die Brigitte erscheint erst heute mit der Story. Also
wundern Sie sich nicht, verehrte Leser, wenn es am Zeitschriftenregal nach
altem Fisch stinkt. Das ist die aktuelle Brigitte.
## Flaggen zu Hause lassen
Aufwühlend war auch das Spektakel, das die Medien um Andreas Voßkuhles
ESM-Urteil veranstalteten. Besonders aktuell war wieder einmal der
ARD-Brennpunkt, der das Thema „Voßkuhles Salatsoße“ variantenreich
aufbereitet hat: gerührt, geschüttelt, mit Zugucken, ohne Zugucken aber am
Telefon beschreiben und mit einem Exklusivkommentar von Reinhard Müller,
dem FAZ-Wahrheits-Whisperer.
Auch im Ausland war eine Menge los. Im Sudan sind Männer wütend und
trampeln auf Staatssymbolen von Ländern herum, deren Wohlstand sich auf dem
Rücken anderer gründet. So auch auf dem Bundesadler. Sofort steht die Bild
Gewehr bei Fuß und fragt am Sonntag: „Wie schützen wir unsere Flagge?“ We…
bei der Bild keiner eine Antwort hat, gebe ich sie: Indem wir sie nicht in
fremden Ländern aufhängen.
Bei so viel Ärger trifft es sich gut, dass die Bundeswehr ja auf Bravo.de
„Adventure Camps“ bewirbt, um Jugendliche anzusprechen, die eine
„Challenge“ suchen, und „Abenteuer lieben“. Da das „BW-Camp“ in Koo…
mit Bravo stattfindet, lassen sich bestimmt tolle Geschichten produzieren,
wenn die Erlebnishungrigen aus dem Abenteuer-Lager erfolgreich geködert
wurden und Bock auf weitere Abenteuer haben. Solche mit Knarre und so. Das
sieht dann auch mal anders aus, als die ewig gleichen, langweiligen
Foto-Love-Storys aus München oder Heubach.
Ich freu mich schon auf Foto-Love-Storys, die dann zum Beispiel „Heiße
Liebe in Kabul“ heißen. Folgen wie „Geheime Küsse unter der Burka“ oder
„Die Splitterbombe – kann Tamara Till auch ohne Bein lieben?“ würde ich …
liebsten selbst schreiben. Schade, schade sprach die Made und gibt zurück
nach Berlin!
19 Sep 2012
## AUTOREN
Silke Burmester
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