# taz.de -- Merkel vor der Bundespressekonferenz: Die Herrin der Krisen | |
> Angela Merkel kündigt die nächsten Schritte zur Lösung der | |
> Euroschuldenkrise an. Bis zu deren Ende könnten noch Jahre vergehen. | |
Bild: Typische Handbewegung: Angela Merkel hat die Krise im Griff. | |
BERLIN taz | Die Kanzlerin hätte allen Grund, müde auszusehen. Die | |
politische Sommerpause fiel dank Eurokrise praktisch aus. Und selbst in der | |
eigenen Partei wird Kritik immer häufiger öffentlich gemacht, etwa bei der | |
Konservativismus-Debatte und im Streit um eine Zuschussrente. | |
Doch als Angela Merkel am Montagvormittag pünktlich den großen Saal der | |
Bundespressekonferenz betritt, sich unter dem Klicken der Kameras setzt und | |
zu reden beginnt, erweckt die Kanzlerin den Eindruck, sie stehe gern im | |
Zentrum all dieser Konflikte. | |
Ein schwedischer Journalist will wissen, ob die Diskussion um die Eurokrise | |
in Deutschland künftig noch größer werde. Merkel antwortet: „Ich weiß | |
nicht, ob sie noch größer werden kann.“ Traditionell stellen sich deutsche | |
Kanzler vor der parlamentarischen Sommerpause den Fragen der | |
Hauptstadtpresse. | |
Selbst der Umstand, dass es diesmal erst nach den Parlamentsferien dazu | |
kommt, hat mit der Eurokrise zu tun. Die Kanzlerin wollte sich bedeckt | |
halten angesichts der Klage gegen den ESM vor dem Bundesverfassungsgericht. | |
Auch stand im Sommer die Entscheidung des Bundestags über Finanzhilfen für | |
spanische Banken im Raum. Die Krise ist überall. | |
## Der Kern der Kanzlerschaft | |
Die Kanzlerin kündigt weitere Schritte zur Rettung der Gemeinschaftswährung | |
an. Im November werde ein EU-Sonderrat die mittelfristige Finanzplanung der | |
EU bis zum Jahr 2014 beschließen. Im Dezember sollen Vorschläge | |
„hoffentlich beschlussreif vorliegen“ dazu, „wie es politisch weitergeht�… | |
Merkel weiß: Der Umgang mit der Eurokrise ist zum Kern ihrer Kanzlerschaft | |
geworden, und ihre Taten und Worte erzeugen nun stets scharfe Kritik – auch | |
bei engen Partnern. | |
Ganz frisch hinzugekommen ist nun auch wieder Streit mit Frankreich | |
darüber, ob die beschlossene europäische Bankenaufsicht tatsächlich bereits | |
Anfang 2013 funktionieren kann. Merkel stellt sich auf die Seite ihres | |
Finanzministers. Wie Wolfgang Schäuble (CDU) hält auch die Kanzlerin es für | |
„relativ unwahrscheinlich“, dass eine zentrale Aufsichtsbehörde bereits in | |
wenigen Monaten arbeitsfähig sein kann. | |
Merkel weicht einer Antwort auf die Frage aus, ob der Bundestag womöglich | |
ein drittes Hilfspaket für Griechenland beschließen müsse. „Ich wünsche | |
mir, dass Griechenland im Euroraum bleibt.“ Dem könne sie „heute nichts | |
hinzufügen“ – und tut es dann doch. | |
Die Troika, die vor Ort die Reformfortschritte im Land beobachten und | |
bewerten soll, sei „keine böswillige Erfindung“. Es sei besser, jetzt „d… | |
zum Teil auch schwierigen Reformen durchzuführen“, als allein über die | |
Lasten zu klagen. Damit hält die Kanzlerin den Druck auf das Mittelmeerland | |
aufrecht, ohne weitere Hilfen auszuschließen. | |
## Ende der Krise nicht in Sicht | |
Die Eurokrise sieht Merkel noch lange nicht überwunden. Sie verweist auf | |
die jüngsten Äußerungen eines englischen Notenbankers. Der habe gesagt, | |
solche Krisen dauerten eine Dekade. „Jetzt haben wir vier, fünf Jahre | |
hinter uns.“ Das genaue Ende wolle sie „nicht beziffern“. | |
Wie sie mit ihrem gewachsenen Einfluss in Europa umgehe, will ein | |
Journalist wissen. Merkel, die sich mehr als eineinhalb Stunden lang | |
sachlich zu sehr Verschiedenem geäußert hat, wird zum ersten und letzten | |
Mal sarkastisch: „Der Einfluss meines Vorgängers hat zumindest gereicht, um | |
den Stabilitätspakt aufzuweichen.“ | |
18 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Matthias Lohre | |
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