# taz.de -- Nethanjahu warnt UN vor Iran: „Größte Gefahr für den Weltfried… | |
> Der israelische Ministerpräsident, Benjamin Netanjahu, hat vor der | |
> UN-Versammlung vor einer atomaren Bewaffnung des Irans gewarnt. Er | |
> forderte eine klare „rote Linie“. | |
Bild: Forderte vor der UN entschlossene Maßnahmen gegen Teheran: Benjamin Neta… | |
NEW YORK dapd | In einem dramatischen wie ungewöhnlichen Appell hat der | |
israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in der Vollversammlung der | |
Vereinten Nationen ein Schreckensszenario eines mit Atomwaffen bewaffneten | |
Iran gezeichnet. Ein Iran, der in den Besitz nuklearer Waffen gelangt sei, | |
stelle die größte Gefahr für den Weltfrieden dar, sagte Netanjahu am | |
Donnerstag in New York. | |
Von der internationalen Gemeinschaft forderte er eine klare „rote Linie“, | |
um dies zu verhindern. Derweil einigte sich die Staatengruppe der ständigen | |
Sicherheitsratsmitglieder plus Deutschland im Bemühen um eine friedliche | |
Lösung auf eine Intensivierung der Atomgespräche mit Teheran. | |
Netanjahu forderte in der Vollversammlung entschlossene Maßnahmen gegen | |
Teheran. Die Zeit, eine atomare Bewaffnung Teherans zu verhindern, werde | |
knapp. Während seiner halbstündigen Rede vor der UN-Vollversammlung hielt | |
Netanjahu zur Illustration überraschend eine Grafik mit einer stilisierten | |
Bombe hoch und sagte, der Iran habe bereits 70 Prozent der Fähigkeiten zum | |
Bau einer Atombombe erreicht. | |
Dann warnt er: „Bei 90 Prozent muss Schluss sein.“ Sonst wäre das iranische | |
Atomwaffenprogramm nicht mehr zu stoppen. Die Grenze markiert er mit einem | |
Filzstift auf dem Plakat. Und nennt gleich noch einen Zeitpunkt: Sommer | |
2013. | |
## Deckmantel des Atomprogramms | |
Netanjahu hält die internationalen Sanktionen und die diplomatischen | |
Bemühungen, den Iran zur Aufgabe seines Programms zur Urananreicherung zu | |
bewegen, für gescheitert. Dem widerspricht aber ausgerechnet ein Bericht | |
des israelischen Außenministeriums. Demnach treffen die Sanktion den Iran | |
schwer. So seien die iranischen Ölexporte im vergangenen Jahr um 50 Prozent | |
gesunken, Lebensmittel- und Strompreise seien in die Höhe geschossen, | |
meldete die Tageszeitung Haaretz am Donnerstag. | |
Israel und die USA sind überzeugt, dass der Iran unter dem Deckmantel | |
seines Nuklearprogramms am Bau einer Atombombe arbeitet. Die Regierung in | |
Teheran hat dies zurückgewiesen. Im Unterschied zu Israel glauben die USA | |
aber, dass der Iran die Entscheidung zum Bau einer Bombe noch nicht | |
getroffen hat, auch wenn die Infrastruktur dazu zum größten Teil schon da | |
wäre. | |
Im Laufe des Abends (Ortszeit) kam US-Außenministerin Hillary Clinton mit | |
weiteren Großmächten zusammen, um sich für eine diplomatische Lösung des | |
Atomkonflikts einzusetzen. Die internationale Staatengruppe der „E3+3“ | |
verständigte sich schließlich darauf, ihre Bemühungen zu intensivieren. Aus | |
der deutschen Delegation verlautete, wichtig sei jetzt, in der | |
Auseinandersetzung mit Teheran die Einigkeit der Gruppe zu bewahren. | |
Die US-Außenministerin kam zudem zu einem 75-minütigen Treffen mit | |
Netanjahu in einem New Yorker Hotel zusammen. Es wurde erwartet, dass | |
Clinton dort mit erneut mit einem Plädoyer für ein mögliches militärisches | |
Eingreifen im Atomstreit konfrontiert würde. Ein US-Regierungsvertreter | |
teilte indes mit, dass sich Clinton und Netanjahu darauf geeinigt hätten, | |
dass Teheran keine Atommacht werden dürfe. Weitere Einzelheiten wurden | |
nicht bekannt. | |
## Abbas spricht von „intensiven Konsultationen“ | |
Vor dem Auftritt Netanjahus hatte der palästinensische Präsident Mahmud | |
Abbas erklärt, er wolle bei den Vereinten Nationen für Palästina den Status | |
als Staat ohne Mitgliedschaft beantragen. Seine Ankündigung in der | |
Vollversammlung war eine Abschwächung seiner Initiative vom vergangenen | |
Jahr, als der Sicherheitsrat die Aufnahme Palästinas als Vollmitglied | |
ablehnte. | |
Abbas sagte, mit verschiedenen regionalen Organisationen und | |
UN-Mitgliedstaaten liefen bereits „intensive Konsultationen“. Aus | |
palästinensischen Kreisen verlautete, der Antrag könnte am 29. November der | |
Vollversammlung vorgelegt werden. | |
An Israel gerichtet erhob der palästinensische Präsident Vorwürfe, seine | |
Landsleute aus dem arabischen Ostteil Jerusalems zu vertreiben. „Es ist ein | |
Feldzug der ethnischen Säuberung gegen das palästinensische Volk, indem man | |
ihm seine Häuser abreißt“, sagte Abbas. Israel hatte den Ostteil Jerusalems | |
im Sechstagekrieg 1967 erobert und später annektiert. Die Annexion ist | |
international aber nicht anerkannt worden. Die Palästinenser wollen | |
Ostjerusalem zur Hauptstadt ihres künftigen Staates machen. | |
28 Sep 2012 | |
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