# taz.de -- Berlin-Marathon 2012: Fernduell um die Bestzeit | |
> In Berlin hofft man auf einen neuen Weltrekord am Sonntag. Zumal die | |
> Marathon-Strecke in der Hauptstadt als besonders schnell gilt. | |
Bild: Die Veranstalter des Berlin-Marathon hoffen, dass auch dieses Jahr eine S… | |
BERLIN taz | Man kann sich vorstellen, wie die Veranstalter über den | |
topografischen Karten sitzen. Hier dieser Hügel, da ein schmerzhafter Punkt | |
bei Kilometer 37. Das geht doch noch besser, vor allem: schneller! 42.195 | |
Meter müssen unter die Lupe genommen werden – und jeder windanfällige | |
Meter, jeder Kopfsteinpflasterstein kann einer zu viel sein für die | |
Rekorde, die hersollen. | |
Für die Veranstalter der großen City-Marathons sind ihre Veranstaltungen | |
auch immer ein Wettstreit um die schnellste Strecke der Welt. Derzeit ist | |
der Berlin-Marathon, der am Sonntag seine 39. Auflage erlebt, die Nummer | |
eins. Dahinter liegen Rotterdam, Dubai, Boston, London und Frankfurt. | |
Gemessen wird die Schnelligkeit einer Strecke an den zehn besten Zeiten, | |
die dort je gelaufen wurden. „Daher ist es natürlich auch ein Kampf um die | |
besten Athleten“, sagt Jo Schindler, Renndirektor des Frankfurt-Marathons. | |
Das beste Argument, um diese Läufer zu gewinnen, ist wiederum ein idealer | |
Kurs. Sowohl in Berlin als auch in Frankfurt erhofft man sich in diesem | |
Jahr einen neuen Weltrekord. | |
In Frankfurt startet am 28. Oktober der aktuelle Weltrekordhalter Patrick | |
Makau, der seine Rekordzeit von 2:03:38 im vergangenen Jahr in Berlin lief. | |
Dort soll es morgen sein Landsmann Geoffrey Mutai richten. „Natürlich | |
hoffen wir auf eine neue Bestzeit“, sagt der Berliner Streckenvermesser | |
John Kunkeler, „aber da müssen schon viele Faktoren stimmen.“ | |
## „Wenige Kurven“ | |
„Flach muss der Kurs natürlich sein, wenige Kurven sollte er haben“, sagt | |
Jo Schindler, „und wenn, dann eher leichte, smoothe Kurven, die können sich | |
auf die Läufer motivierend und nicht bremsend auswirken.“ Der Windeinfluss, | |
das Klima, der Startzeitpunkt und der Zeitpunkt innerhalb einer | |
Marathonsaison sind weitere Parameter. | |
Die schnellsten europäischen Marathons finden im Frühjahr oder Herbst | |
statt. Doch es gibt noch weitere Ideen: „Ich habe bei der Streckenführung | |
darauf geachtet, dass nicht zu viele lange Geraden drin sind“, sagt John | |
Kunkeler, „es wirkt sich auf die Psyche der Läufer nicht gut aus, wenn sie | |
zu lange keine Abbiegung im Blickfeld haben.“ | |
In Frankfurt, wo man auch eine pfeilschnelle Strecke hat, ist man vor allem | |
mit den äußeren Bedingungen sehr zufrieden. „Wir haben hier Ende Oktober | |
meist ideale Laufbedingungen“, sagt Jo Schindler, „beim Start haben wir | |
knapp unter zehn Grad, während des Laufs werden es ein paar mehr.“ Je | |
schneller die Strecken sind, desto höher die Teilnehmerzahlen. Für | |
Schindler kein Wunder: „Jeder will doch seine Bestzeit verbessern.“ Unter | |
seiner Leitung wurde der Frankfurter Lauf zum zweitgrößten des Landes. | |
## Punkt-zu-Punkt-Strecke | |
Dass man in Berlin auf Mutai setzt, hat seinen Grund: Die schnellste je | |
gelaufene Zeit ist nicht Makau, sondern Mutai mit 2:03:02 in Boston | |
gelaufen (2011). Weltrekord ist die Zeit deshalb nicht, weil die Strecke | |
nach den Internationalen Wettkampf-Regeln (IWR) nicht für Rekorde anerkannt | |
war. Ein Marathon darf demnach bei einer Punkt-zu-Punkt-Strecke (wie in | |
Boston) in der Summe nur 42 Meter Gefälle aufweisen. | |
Man rechnet übrigens bei der Vermessung auf jeden Kilometer einen Meter | |
drauf. „Man will verhindern, dass die Läufer aufgrund von Ungenauigkeiten | |
bei der Streckenmessung eine zu kurze Distanz zurücklegen“, sagt Kunkeler. | |
So wird am Sonntag also vielleicht ein neuer Rekord über 42,237 Kilometer | |
aufgestellt. | |
29 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Jens Uthoff | |
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