# taz.de -- Energiewende in den Unternehmen: Dialog statt Effizienzpflicht | |
> Die Regierung stellt in Berlin die „Mittelstandsinitiative Energiewende“ | |
> vor. Konkrete Sparvorgaben sind dabei Mangelware. Es nur beraten werden. | |
Bild: Wollen den Dialog über Energiethemen stärken: Umweltminister Altmaier (… | |
Es geht mal wieder um die ganz großen Fragen der Energiewende am | |
Montagmorgen. Gemeinsam kommen die Minister Peter Altmaier (Umwelt, CDU) | |
und Philipp Rösler (Wirtschaft, FDP) zum Pressetermin, unterstützt von den | |
Industrievertretern Hans Heinrich Dittmann, (Deutscher Industrie- und | |
Handelskammertag) und Otto Kenzler (Handwerksverband). | |
Gemeinsam präsentieren sie ihren Plan für den „entscheidenden Schlüssel f�… | |
den Erfolg der Energiewende“: die Steigerung der Energieeffizienz, also | |
weniger Verbrauch bei gleicher Produktivität. Was die vier Herren dann | |
vorlegen, wirkt im Vergleich zur allgemein beschworenen | |
„Jahrhundertaufgabe“ dann irgendwie, nun ja, klein. Eine | |
„Mittelstandsinitiative Energiewende“ wollen sie zum Jahresbeginn starten. | |
Diese soll zum Ziel haben, den Dialog über Energiethemen zu stärken, | |
Beratung für Unternehmen zu optimieren und Wissen zu vermitteln. Geplant | |
sind ein „Steuerungskreis“, ein „begleitendes Gremium“, „Regionaldial… | |
und eine „Servicestelle“. Umgesetzt wird das von den Wirtschaftsverbänden; | |
die beiden Ministerien stellen dafür insgesamt 75 Millionen Euro zur | |
Verfügung. | |
Dass Philipp Rösler an diesem Morgen vergnügt aussieht, verwundert nicht: | |
Freiwillige Angebote für die Wirtschaft, garniert mit neuen Fördergeldern – | |
das entspricht genau seinen Vorstellungen von Energiepolitik. Vorgaben | |
lehnt er hingegen ab. Denn während Unternehmen mit freiwilligen | |
Effizienzbemühungen nun viel Geld sparen können, würden staatliche | |
Regelungen in Röslers Logik zu „erheblichen Belastungen“ führen. | |
## Bescheidenes Programm | |
Dass auch Peter Altmaier versucht, das bescheidene Programm als großen | |
Durchbruch zu verkaufen, überrascht schon eher. Denn zu Beginn seiner | |
Amtszeit hatte er durchaus noch Sympathien dafür erkennen lassen, die | |
Industrie mit klaren Maßgaben zum Energiesparen zu zwingen. | |
Nun will er davon nichts mehr wissen. „Wenn wir das Ziel ohne die große | |
Keule des Ordnungsrechts erreichen können, ist mir das viel lieber“, sagt | |
er zum Verzicht auf konkrete Vorgaben. Zudem sei die Industrie bereits an | |
anderer Stelle in die Pflicht genommen worden: Sowohl die | |
EU-Effizienzrichtlinie als auch die Ausnahmeregelungen von der Ökosteuer | |
sähen verbindliche Einsparziele vor, sagt der Umweltminister. | |
Was er nicht sagt, ist, dass beides auf Druck von Rösler, aber mit | |
Billigung des Umweltministeriums so milde gestaltet wurden, dass die | |
Industrie sie praktisch automatisch erfüllen wird – und das EU-Ziel von 20 | |
Prozent Effizienzsteigerung bis 2020 keineswegs erreicht werden wird. | |
Nun soll es statt gesetzlicher Vorgaben also der verstärkte Dialog mit der | |
Wirtschaft richten. Ob das neue Programm gut angenommen wird, scheint nach | |
den Erfahrungen der Vergangenheit allerdings zweifelhaft. Der | |
Energieeffizienzfonds, ein bereits bestehender Fördertopf für Einsparungen | |
bei Verbrauchern und Wirtschaft, wurde bisher jedenfalls kaum nachgefragt: | |
Wie eine Anfrage der Grünen kürzlich ergab, stellte das | |
Wirtschaftsministerium im Jahr 2011 dafür 70 Millionen Euro zur Verfügung; | |
abgerufen wurden nur 3,1 Millionen – davon ganze 328.000 für | |
„Unternehmensbesuche zur Sensibilisierung für Energieeffizienz“. | |
1 Oct 2012 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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