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# taz.de -- Frankophonie-Gipfel in Kinshasa: Hollande gönnt Kabila zwei Sekund…
> Frankreichs Präsident übt im Kongo deutliche Kritik an Präsident Kabila.
> Zur Imageaufpolierung wurde von der Regierung ein inhaftierter
> Oppositioneller freigelassen.
Bild: Mehr als nur eine kurze Begrüßung gab es nicht: Francois Hollande (l) u…
BERLIN taz | Ein kühler Händedruck, ein paar kurze Worte: gerade etwa zwei
Sekunden dauert die Begrüßung von Kongos Präsident Joseph Kabila durch
seinen französischen Amtskollegen Francois Hollande, als dieser am Samstag
zum Beginn des intrenationalen Frankophonie-Gipfels auf dem breiten roten
Teppich im „Volkspalast“ von Kinshasa auf seinen Gastgeber zugeht.
Kabilas Ehefrau Olive Lembe bekommt etwa eine Sekunde. Dann kommt der
Generalsekretär der Internationalen Organisation der Frankophonie (IOF) an
die Reihe, Abdou Diouf, ehemaliger Staatschef Senegals und sozialistischer
Parteifreund Hollandes.
Die Begrüßung fällt herzlich und lang aus, Hollande nimmt dazu beide Hände,
sie haben sich viel zu sagen. Kabila, das ist auf den offiziellen
Fernsehbildern deutlich zu sehen, guckt konsterniert zu.
Demonstrativ hat Frankreichs Präsident klargemacht, dass er seinen Besuch
in der Demokratischen Republik Kongo anlässlich des Frankophonie-Gipfels
nicht als Huldigung des umstrittenen kongolesischen Staatschefs verstanden
haben will.
Er kam erst am Samstag morgen und reiste am Abend schon wieder ab. Er traf
Menschenrechtsaktivisten und Oppositionspolitiker. Er weihte am Institut
Francais von Kinshasa ein Medienzentrum ein, das den Namen des 2010 von
kongolesischen Polizisten ermordeten kongolesischen Menschenrechtlers
Floribert Chebeya trägt.
Und zu diesem Anlass erklärte er, die Menschenrechtslage im Kongo sei
„inakzeptabel“.
## Kabila wird gemieden
Kein Staatsgast hat Joseph Kabila je so direkt in seiner Hauptstadt
kritisiert. Nicht, dass viele Staatsgäste zu Kabila kommen würden. Der
kongolesische Präsident wird international eher ignoriert.
Der Frankophonie-Gipfel sollte das endlich ändern, aber das scheint nicht
zu funktionieren, obwohl 3.000 Delegierte aus 75 Ländern da sind. Québecs
Premierministerin Pauline Marois kam schon am Donnerstag nach Kinshasa,
aber erklärte öffentlich, sie werde Kabila nicht treffen.
Im Versuch, ihr lädiertes Image aufzupolieren, hatte Kongos Regierung kurz
vor dem Gipfel den seit Juni veschwundenen Oppositionsführer Eugène Diomi
Ndongala freigelassen.
Aber nachdem sie zuvor immer dementiert hatte, dass der Führer der
oppositionellen Christdemokraten und gewählte Abgeordnete aus Kinshasa
überhaupt in Haft sei, war diese Aktion nicht sehr imagefördernd.
## Auf der Staße ausgesetzt
Diomi wurde in der Nacht zum Donnerstag gegen zwei Uhr früh auf einer
Straße im Westen von Kinshasa nahe einer Militärbasis herumirrend von
Anwohnern aufgegriffen. Freunde nahmen ihn auf, brachten ihn zu Ärzten, wo
er sofort an den Tropf gehängt wurde.
Er sei sehr schwach und abgemagert, hieß es; der UN-Radiosender „Radio
Okapi“ veröffentlichte entsprechende Bilder. Diomis Freunde erklärten, er
sei von Soldaten nach mehrmonatiger Militärhaft, bei der er zu angeblichen
Umsturzplänen befragt worden sei, nachts einfach in einen Lastwagen gesetzt
und dann auf die Straße geworfen worden.
Versuche der Opposition, anlässlich des Frankophonie-Gipfels gegen Kabila
zu demonstrieren, wurden am Samstag rasch unterbunden. In Kinshasa und
anderen Städten wurden Proteste schon im Ansatz aufgelöst, teils mit
Gewalt. Die erhofften Massenaufmärsche kamen gar nicht erst zustande.
14 Oct 2012
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Kongo
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