# taz.de -- Beschäftigungsträger resignieren: Langzeitarbeit für Langzeitarb… | |
> Unter dem Dach ihres Bundesverbandes fordern Bremer Beschäftigungsträger | |
> einen "sozialen Arbeitsmarkt" für Langzeitarbeitslose. Die Linke findet | |
> die Idee "krumm". | |
Bild: Job her! Arbeitslose Schauspieler haben im Bremer Geschichtenhaus Lohn un… | |
"Eine Lebenslüge" nennt Uwe Mühlmeyer, Geschäftsführer des Bremer | |
Beschäftigungsträgers Bras e. V. die Idee, langzeitarbeitslose Menschen | |
durch 1-Euro-Jobs in den sogenannten Ersten Arbeitsmarkt zurückzuführen. | |
Sein Dachverband, der Verband arbeitsmarktpolitischer Dienstleister in | |
Bremen (Vadib), fordert deshalb gemeinsam mit dem Bundesverband Bag Arbeit | |
die Einführung eines sozialen Arbeitsmarktes in Deutschland. Für Bremen | |
hieße das: 3.000 bis 5.000 Langzeitarbeitslose sollen sozialversichert und | |
langfristig in den Beschäftigungsprojekten des sogenannten zweiten | |
Arbeitsmarktes arbeiten dürfen. | |
Mühlmeyer nennt den Vorstoß einen "Reflex auf das Problem der | |
Langzeitarbeitslosigkeit", er speist sich aber auch aus Berufserfahrung: | |
"Bras hat eine Vermittlungsquote von 19 Prozent, aber eigentlich liegt sie | |
weit darunter, denn ein großer Teil hält es auf dem ersten Arbeitsmarkt | |
nicht lange durch." | |
Das liege nicht daran, dass die Menschen arbeitsunwillig seien: "Eine | |
sinnvolle Beschäftigung hat etwas mit Menschenwürde zu tun und hilft | |
nachweislich gegen depressive Erkrankungen." Bloß seien viele eben nicht in | |
der Lage, die Anforderungen des regulären Arbeitsalltags zu bewältigen: | |
"Wenn sich jemand ganz normal in einer Firma bewerben könnte, würde er das | |
ja tun und nicht in einem 1-Euro-Job landen." | |
Dass diese Jobs aber nicht nur deshalb in der Kritik stehen, weil ihre | |
Aufgabe, Menschen in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu | |
überführen, gescheitert ist, lässt Mühlmeyer außen vor: Der erste und | |
zweite Arbeitsmarkt sind nicht klar voneinander getrennt. Waren diejenigen | |
Menschen, die einst den Park gefegt haben, städtische Angestellte, sind sie | |
heute oft 1-Euro-Jobber. Es handelt sich also vielfach nicht um "künstlich" | |
geschaffene Jobs für Langzeitarbeitslose, sondern um ehemals | |
sozialversicherungspflichtige Stellen. | |
Solche regulären Stellen etwa durch Steuererhöhungen zu finanzieren, sieht | |
das Konzept nicht vor - und das ist nur ein Grund, warum Claudia Bernhard, | |
arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Bremer Linksfraktion, die Idee | |
"krumm" findet: "Ich sage mal ganz visionär: Wenn ich könnte, wie ich | |
wollte, würde ich 50 Millionen Euro Landesmittel bereitstellen für Stellen | |
in den Bremer Stadtteilprojekten." | |
Sie hält die Zahlen, mit denen Vadib jongliert, für übertrieben: "Nur ein | |
Bruchteil der Langzeitarbeitslosen ist tatsächlich nicht in den regulären | |
Arbeitsmarkt vermittelbar - den meisten fehlt schlicht und einfach Arbeit." | |
Beschäftigungsträger nähmen hier regelmäßig einen Maßstab zur Grundlage, | |
der sich an dem "durchweg deregulierten, super flexiblen sogenannten ersten | |
Arbeitsmarkt orientiert." | |
Kommunen und Länder würden massenhaft Arbeitsplätze abbauen aufgrund der | |
Unterfinanzierung der öffentlichen Haushalte: "Dies durch einen sozialen | |
Arbeitsmarkt auffangen zu wollen, bedeutet, dass erneut die Erwerbslosen | |
durch untertarifliche Löhne für die Kürzung der Haushalte bezahlen sollen." | |
Der angestrebte soziale Arbeitsmarkt soll sich aus den Mitteln finanzieren, | |
die bereits vorhanden sind: "Nehmen Sie das Bremer Geschichtenhaus", sagt | |
Mühlmeyer. "Das erwirtschaftet Einnahmen, nämlich ungefähr 180.000 Euro im | |
Jahr. Dieses Geld plus den Hartz-IV-Geldern plus Bettensteuer und | |
Eingliederungsmittel ergibt in der Summe genug, um | |
sozialversicherungspflichtige Jobs finanzieren zu können." | |
"Die Intention dieser Idee ist ja nicht ganz falsch", räumt Claudia | |
Bernhard ein, "denn leider gehen wir in eine Richtung, in der sogar die | |
1-Euro-Jobs bald wegfallen." Mit Ursachenbekämpfung habe das jedoch wenig | |
zu tun. | |
14 Oct 2012 | |
## AUTOREN | |
Simone Schnase | |
## TAGS | |
Ein-Euro-Jobber | |
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025 | |
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