# taz.de -- MGM-Studio wendet Pleite ab: Der Löwe brüllt wieder | |
> Nach dem Niedergang kam der Bankrott. Jetzt feiert das MGM-Studio mit der | |
> Premiere des neuen James Bond-Films „Skyfall“ seine Auferstehung. | |
Bild: Seit 1981 ist Leo das Maskottchen der MGM-Studios in Hollywood. | |
Wenn am kommenden Donnerstag Agent 007 wieder die Welt vor einem Irren | |
rettet, geht das nicht ohne wildes Brüllen und Mähneschütteln ab. Natürlich | |
nicht von Hauptdarsteller Daniel Craig. Sondern Leo, dem Löwen. Seit 1981 | |
eröffnet das Maskottchen des Hollywood-Studios Metro-Goldwyn-Mayer die | |
Bond-Filme. | |
Vielleicht klingt Leos Gebrüll in diesem Jahr noch etwas triumphaler als | |
sonst. Denn „James Bond 007: Skyfall“ markiert nicht nur den 50. Geburtstag | |
der erfolgreichsten Serie der Filmgeschichte, sondern auch die Rückkehr des | |
altehrwürdigen Studios ins Rampenlicht. Im November 2010 hatte es Insolvenz | |
anmelden müssen. Diverse Projekte wurden auf Eis gelegt, darunter auch | |
„Skyfall“. Damit war die größte Produktionsmanufaktur aus Hollywoods | |
goldener Ära endgültig zu einem Sanierungsfall geworden – nach | |
jahrzehntelangem Siechtum. | |
So waren schon die Umstände, unter denen Metro-Goldwyn-Mayer 1981 in den | |
Besitz der Bond-Serie kam, denkbar ungünstig: Obwohl selbst bereits hoch | |
verschuldet, kaufte das Unternehmen das bankrotte Studio United Artists, | |
seit 1962 die ursprüngliche Heimat von James Bond.Damals gehörte MGM dem | |
Tycoon Kirk Kerkorian, der das Studio finanziell auspresste: Er zwang es, | |
seinen Fundus zu verscherbeln, das Studiogelände zu verkaufen und | |
veräußerte 1973 das Distributionssystem von MGM an United Artists. | |
## MGM, die Hotelkette | |
Im Jahr 1979 bezeichnete Kerkorian MGM als Firma, die hauptsächlich Hotels | |
betreibe – eines seiner Häuser in Las Vegas hatte er nach dem Studio | |
benannt. Die Fusion von MGM und United Artists war nichts anderes als ein | |
teurer Rückkauf des Distributionssystems und erhöhte die Schulden von | |
Metro-Goldwyn-Mayer weiter. Die Last wurde das Unternehmen nie mehr los. | |
Die Jahre zwischen 1926 bis 1943, als das Studio regelmäßig die höchsten | |
Gewinne aller Hollywood-Studios einfuhr, waren da nur noch eine ferne | |
Erinnerung. „More stars than there are in heaven“ – mit diesem Slogan warb | |
MGM in seiner goldenen Ära. Zu diesen Stars zählten unter anderem Greta | |
Garbo, Joan Crawford und James Stewart. Unter Studiochef Louis B. Mayer | |
entstanden viele große Klassiker der Traumfabrik: die Stummfilmfassung von | |
„Ben Hur“ (1925), „Anna Karenina“ (1935), „Der Zauberer von Oz“ (19… | |
MGMs glamouröse Musicals, Komödien und Technicolor-Spektakel waren purer | |
Eskapismus: polierte Oberflächen, gut ausgeleuchtete Bilder, „saubere“ | |
Unterhaltung. Diese konservativen Hochglanzfilme wirkten allerdings Anfang | |
der 50er-Jahre schon altmodisch. Überhaupt saßen die Amerikaner zunehmend | |
lieber vor ihren Fernsehgeräten, deren Anzahl in privaten Haushalten sich | |
Jahr für Jahr verdoppelte. Der Niedergang der Studios und besonders von MGM | |
hatte begonnen. | |
Heute sind die klangvollen Namen der Traumfabrik zu Tochtergesellschaften | |
von Medien-Konglomeraten geworden: Paramount gehört zu Viacom, Warner Bros. | |
zu TimeWarner, die Universal Studios gehören zu Comcast. Ausgerechnet | |
Metro-Goldwyn-Mayer steht nach seiner Wiedererweckung durch das | |
Insolvenzverfahren und die Fusion mit der Produktionsgesellschaft Spyglass | |
Entertainment für ein anderes Konzept. | |
## Wieder ein Studio | |
Der neue Spyglass-Chef Gary Barber führt MGM als eigenständiges Studio – | |
wenn auch mit wechselnden Produktionspartnern und der Unterstützung von | |
Sonys Distributionssystem. Damit ist es Teil eines kleinen Clubs in | |
Hollywood: Nur Lions Gate und Steven Spielbergs Dreamworks werden noch | |
eigenständig betrieben. Deren wechselvolle Geschichte zeigt das Risiko | |
dieses Geschäftsmodells heute. 1994 von Spielberg, Jeffrey Katzenberg und | |
David Geffen als Studio gegründet, in dem Kreative das Sagen haben sollten, | |
schrammte das Unternehmen mehrfach an der Pleite vorbei. | |
In „Skyfall“ muss sich Bond seiner eigenen Rolle in einer veränderten Welt | |
versichern, die nicht mehr durch den kalten Krieg, sondern unübersichtliche | |
Konflikte geprägt ist. MGM steckt in einem ähnlichen Dilemma. Das | |
Unternehmen will an die große Zeit als eigenständiges Studio anknüpfen, | |
geht damit aber einen riskanten Weg. Auf der einen Seite stehen immense | |
Kosten für Produktion und Marketing, auf der anderen das immer kleinere | |
Zeitfenster, in dem ein Film Profit machen muss sowie die Konkurrenz durch | |
DVD und Internet. Und die ersehnte Formel, nach der sich ein sicherer | |
Blockbuster herstellen lässt, hat noch niemand entdeckt. | |
Also setzt MGM statt auf Kreativität und neue Ideen auf vermeintlich | |
sichere Filmserien und Remakes. Dem Studio gehören das „James | |
Bond“-Franchise und Peter Jacksons „Hobbit“-Trilogie. Und eine umfangreic… | |
Filmbibliothek, die nicht nur durch TV- und Home-Entertainment-Rechte eine | |
beständige Einkommensquelle bietet, sondern auch einen Steinbruch, in dem | |
sich Material für künftige Remakes finden lässt. So gehören zu MGMs | |
nächsten Projekten Neuverfilmungen von „Carrie“ und „Robocop“. | |
23 Oct 2012 | |
## AUTOREN | |
Oliver Kaever | |
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