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# taz.de -- Hitlers „Mein Kampf“ wieder verkäuflich: „In Israel nicht na…
> Bald könnte „Mein Kampf“ wieder publiziert werden. Charlotte Knobloch,
> frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden, will das verhindern.
Bild: Umstritten: Hitlers „Mein Kampf“.
taz: Frau Knobloch, im Jahr 2015 erlischt das Urheberrecht an „Mein Kampf“,
weil der Tod Adolf Hitlers dann 70 Jahre zurückliegt. Dann könnte das
bekannteste Werk des Nationalsozialismus von jedem nachgedruckt werden. Sie
möchten den Verkauf in deutschen Buchläden verhindern. Warum?
Charlotte Knobloch: Das Buch ist eine der übelsten Hetzschriften, die in
diesem Land je verfasst worden sind. Es ist ein ideologisches Pamphlet mit
volksverhetzenden Thesen, die in unserer politischen Kultur keinen Platz
haben.
Aber bisher haben Sie den Plan mitgetragen, eine kommentierte Fassung von
„Mein Kampf“ herauszubringen. Nach einer Israelreise sagen Sie nun, alles,
was Sie bisher zu dem Thema gesagt haben, sei „obsolet“. Woher kommt dieser
krasse Meinungsumschwung?
In Israel und vor allem in den Überlebendenorganisationen ist der bisherige
Verlauf der Diskussion schlicht nicht nachvollziehbar. Dort ist völlig
unvorstellbar, wie überhaupt darüber nachgedacht werden kann, dieses Werk
aufzulegen. Die Gespräche vor Ort haben mir das auf breiter Front
herrschende Unverständnis verdeutlicht und auch meine Sichtweise verändert.
Sie wollen rechtliche Schritte überprüfen lassen, um eine Veröffentlichung
zu verhindern. Wie würden Sie denn juristisch argumentieren?
Bei einer potenziellen Publikation handelt sich in den Augen nicht weniger
Fachleute um die Verbreitung volksverhetzender Inhalte, die nicht
vorangetrieben werden sollte.
Wie schaut es mit der Veröffentlichung kommentierter Auszüge aus? Lehnen
Sie diese auch ab?
Sollte es zu einer Ablehnung der Gesamtpublikation kommen, würde ich die
Veröffentlichung bestimmter Auszüge mit wissenschaftlicher,
philologisch-historischer Kommentierung mittragen.
Ein mit Experten besetzter runder Tisch empfiehlt, eine wissenschaftlich
kommentierte Ausgabe und eine kommentierte Schulausgabe zu erstellen. Was
spricht gegen diese Idee?
Zunächst sollten alle juristischen Möglichkeiten geprüft werden, die
Publikation dieses Pamphlets zu verhindern. Sollte dies nicht möglich sein,
ist zu überlegen, wie eine wissenschaftlich kommentierte Ausgabe aussehen
könnte.
In einigen Ländern ist die Schrift auch heute schon legal erhältlich, in
Frankreich zum Beispiel.
Letztlich auch in Deutschland – über das Internet. Im Netz steht eine
Vielzahl rechtsradikaler und islamistischer Websites zur Verfügung, wo
nicht nur „Mein Kampf“ zu finden ist, sondern noch diverses anderes
antisemitisches und rassistisches Propagandamaterial.
Es gibt noch das optimistischere Szenario: Was frei verfügbar ist, könnte
den Reiz des Verbotenen verlieren.
Wenn ich das glauben könnte, würde ich mich nicht gegen eine
Veröffentlichung aussprechen.
26 Oct 2012
## AUTOREN
C. Akyol
A. Friedmann
## TAGS
Hitler
Mein Kampf
Juden
Adolf Hitler
Juden
Sinti
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