# taz.de -- Stadtbären Maxi und Schnute: Berlin ist bald die Bären los | |
> Tierschützer besetzen den Zwinger der beiden Stadtbären. Morgen | |
> entscheidet der Bezirk, ob Maxi und Schnute umgesiedelt werden. Die | |
> Chancen stehen gut | |
Bild: Drei Bären auf sind auf dem Bild - nur der richtige pennt. | |
Fünf Menschen im Bärenkostüm sind auf das Dach des Backsteingebäudes | |
geklettert, in dem die zwei Berliner Stadtbären ihren Winterschlaf halten. | |
„Freiheit für Maxi und Schnute“ steht auf den Plakaten, die die | |
TierschützerInnen hochhalten. Sie haben gestern früh den Zwinger am | |
Köllnischen Park in Mitte besetzt, um auf die Situation von Maxi und | |
Schnute aufmerksam zu machen. Denn morgen entscheidet die dortige | |
Bezirksverordnetenversammlung (BVV), ob die beiden Braunbären aus dem | |
Gehege freigelassen werden. | |
TierschützerInnen fordern seit Langem, den 480 Quadratmeter großen Zwinger | |
zu vergrößern oder die Bären umzusiedeln. Was in den 1930er Jahren als | |
Attraktion geplant war, lockt heute nur noch wenige BerlinerInnen an. Viele | |
wissen gar nicht, dass immer noch Bären in dem von Beton dominierten Gehege | |
hinter dem Märkischen Museum auf- und abtappen. | |
„Der Bärenzwinger ist ein Auslaufmodell und wird zu Recht in ganz | |
Deutschland abgeschafft“, ruft Stefan Klippstein, Sprecher des Berliner | |
Bärenbündnisses, während der gestrigen Aktion vom Dach. Er fordert, den | |
Zwinger durch ein Museum zu ersetzen: „Ein begehbares Mahnmal zum Thema | |
Tierschutz wäre nicht nur für Touristen interessant, sondern würde auch den | |
Tierschutz in der Stadt stärken.“ | |
Bisher ging die Politik jedoch nicht auf die Forderungen der | |
TierschützerInnen ein. Es bestehe keine Notwendigkeit zur Umsetzung der | |
Bären, so Mario Czaja (CDU), Senator für Gesundheit und Soziales noch im | |
September. Das Areal genüge tierschutzrechtlichen Vorgaben. Zudem würden | |
sich die Bären im fortgeschrittenen Alter wohl nicht mehr an eine neue | |
Umgebung gewöhnen. | |
Angesichts der desolaten Haushaltslage des Bezirks Mitte könnte die | |
Forderung des Bärenbündnisses nun jedoch Erfolg haben. Eine Anfrage der | |
Grünen Claudia Hämmerling an den Senat brachte die Kugel im September ins | |
Rollen: Dabei kam heraus, dass der Bezirk rund 90.000 Euro statt der bisher | |
veranschlagten 60.000 Euro für den jährlichen Unterhalt der Bären | |
aufbringen muss. „Es ist nicht nachvollziehbar, dass ein notleidender | |
Bezirk so viel Geld für schlechte Tierhaltung ausgibt“, so Hämmerling | |
gestern zur taz. „Bei Kitas oder für Schwimmbäder fehlt dann das Geld.“ | |
Zudem habe sich das Bewusstsein der Menschen im Umgang mit Tieren | |
gewandelt.“ Hämmerling geht davon aus, dass die Gegner des Zwingers in der | |
morgigen BVV in der Mehrheit sein werden. | |
Als neue Heimat für die Tiere kommen der Wildpark Johannismühle in | |
Brandenburg oder der Bärenwald Müritz in Mecklenburg-Vorpommern infrage. | |
Stefan Klippstein vom Bärenbündnis sagt, er habe den Wildpark vor Kurzem | |
besucht. „Dort sind bereits vier Berliner Bären, die zuvor beim | |
Staatszirkus waren und enorme Verhaltensstörungen aufwiesen“, sagt | |
Klippstein. „Jetzt sind sie agil, wohlgenährt und gesund und haben von | |
allein angefangen, Höhlen für die Winterruhe zu graben.“ Beide | |
Einrichtungen hätten eine kostenlose Aufnahme der Bären angeboten. | |
Nach zweieinhalb Stunden ist die gestrige Aktion auf dem Dach des Zwingers | |
vorbei: Mithilfe einer Drehleiter der Feuerwehr werden die DemonstrantInnen | |
von einer Einsatzhundertschaft der Polizei vom Dach geholt. Dem | |
Bärenbündnis droht nun eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs, Nötigung – | |
und wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz, weil sie die Bären | |
möglicherweise in ihrer Winterruhe gestört haben. „Das ist doch absurd“, | |
sagt Klippstein. „Wir geben nicht auf, bis die Bären befreit sind.“ | |
20 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Julia Maria Amberger | |
Julia Amberger | |
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