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# taz.de -- Nahost-Konflikt: Waffenruhe wird vertagt
> Der Raketenbeschuss geht weiter. Die angekündige Waffenruhe zwischen
> Israel und der Hamas ist nicht zustande gekommen – rückt aber näher.
Bild: Ein israelisches Geschütz an der Grenze zum Gazastreifen.
GAZA/JERUSALEM dpa/dapd | Während die internationale Diplomatie weiter auf
eine Waffenruhe zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden
radikal-islamischen Hamas drängt, gehen die Kämpfe weiter.
Auch in der Nacht zum Mittwoch wurden aus Gaza-Stadt wieder Luftangriffe
gemeldet. Zugleich berichteten arabische und israelische Medien von
weiteren Raketen, die aus dem abgeriegelten Palästinensergebiet auf Israel
abgefeuert worden seien. Am Dienstagabend hatten sich die Hoffnungen auf
eine unmittelbar bevorstehende Verkündung einer Feuerpause bei den
Verhandlungen in der ägyptischen Hauptstadt Kairo zerschlagen.
US-Außenministerin Hillary Clinton hob die Bedeutung einer für alle Seiten
akzeptablen Lösung des Nahost-Konflikts hervor. „Das Ziel ist eine
dauerhafte Regelung, die zur regionalen Stabilität beiträgt und den
Sicherheitsinteressen und legitimen Forderungen Israels und der
Palästinenser Rechnung trägt“, sagte sie nach einem Treffen mit dem
israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Jerusalem.
Noch am Abend hatten beide Seiten ihre Angriffe verstärkt. Die israelische
Armee bestätigte weit mehr als 20 Einsätze in den letzten Stunden des
Tages. Unter anderem sei eine Einsatzzentrale der Hamas in einem
Mediengebäude angegriffen worden, hieß es. Außerdem hätten Kampfflugzeuge
am Dienstagabend Raketenabschussanlagen, Waffenlager und -fabriken sowie
Schmugglertunnel bombardiert.
Der US-Sender CNN berichtete am frühen Mittwochmorgen von einer Serie von
Explosionen an einem Regierungsgebäude in Gaza-Stadt. Die palästinensische
Nachrichtenagentur Maan meldete den Beschuss einer Polizeistation in Chan
Junis im Süden des Palästinensergebiets.
## Geschosse abgefangen
Laut dem israelischen Nachrichtenportal Ynet schlugen am späten Abend
erneut Raketen aus dem Gazastreifen auf israelischem Gebiet ein. Meldungen
über Schäden oder Verletzte gab es nicht. Wie die Armee am Morgen
mitteilte, wurden zwei weitere Geschosse, die auf dicht besiedeltes Gebiet
aufgefeuert worden sein, in der Nacht abgefangen und zerstört.
Die israelische Armee forderte Journalisten im Gazastreifen auf, sich von
Vertretern der Hamas oder deren Einrichtungen fernzuhalten. „Hamas, eine
Terrorgruppe, wird sie als menschliche Schutzschilde benutzen“, heißt es in
einer über den Kurznachrichtendienst Twitter verbreiteten Warnung. Die
Kassam-Brigaden, der militärische Flügel der Hamas, wies die
Anschuldigungen ebenfalls über Twitter zurück: „Wir haben nur israelische
Soldaten, Kampfflugzeuge, Panzer und Stützpunkte im Visier.“
Clinton würdigte ausdrücklich die Vermittlung des ägyptischen Präsidenten
Mohammed Mursi zur Beilegung des Gaza-Konflikts. Ihn werde sie an diesem
Mittwoch in Kairo treffen, sagte sie. Auch ein Treffen mit
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sei geplant.
## Optimistischer Mursi
Bis zum Dienstagabend war am Verhandlungsort in Kairo mit der Verkündung
der Waffenruhe gerechnet worden. Zuvor hatte Mursi angekündigt: „Der
israelische Angriff auf den Gazastreifen wird heute enden. Die Bemühungen
um eine Waffenruhe zwischen der palästinensischen und der israelischen
Seite werden in den nächsten Stunden positive Ergebnisse bringen.“
Die Absage kam dann per Twitter: „Bisher gibt es keine Einigung auf ein
Abkommen, und es wird auch heute Nacht keine mehr geben. Alle Optionen sind
offen. Unser Volk und unser Widerstand sind auf alle Möglichkeiten
vorbereitet“, schrieb das Mitglied des Hamas-Politbüros, Isat Rischek.
Grundlage der Vereinbarung ist nach Informationen des israelischen
Rundfunks, dass Vertreter Israels, Ägyptens und der USA die Waffenruhe
überwachen. Wie es unter Berufung auf die Regierung in Jerusalem hieß, soll
die Vereinbarung den Menschen im Süden Israels zumindest ein bis zwei Jahre
Sicherheit vor Angriffen garantieren.
## Westerwelle trifft Peres und Abbas
Neben Clinton bemühten sich am Dienstag Außenminister Guido Westerwelle und
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in Nahost um Deeskalation. Westerwelle
begrüßte die geplante Waffenruhe. Der deutsche Außenminister hatte sich am
Dienstag kurzfristig zur Weiterreise nach Ägypten entschlossen. Zuvor war
er mit Netanjahu, Israels Staatspräsident Schimon Peres und
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zusammengetroffen.
Die israelische Luftwaffe flog seit Beginn der Offensive am Mittwoch
vergangener Woche fast 1.500 Angriffe. Die Hamas schoss mehr als 1.000
Raketen auf Israel ab. Es kamen mehr als 130 Menschen im Gazastreifen und
fünf in Israel ums Leben. Fast 1.000 Menschen wurden verletzt, die meisten
von ihnen Palästinenser.
21 Nov 2012
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