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# taz.de -- Kommentar Protest Ägypten: Frust und Furcht in Kairo
> In den Protesten gegen Präsident Mursi kommt vor allem eines zum
> Ausdruck: Das tiefe Misstrauen der Ägypter gegenüber der Obrigkeit.
Bild: Polizisten in Kairo in der Nacht zum Donnerstag, in der fünf Menschen um…
Der massive Protest gegen die jüngsten Maßnahmen des ägyptischen
Präsidenten Mohammed Mursi wird angetrieben von Frust und Furcht
nichtislamistischer Kreise, fast zwei Jahre nach dem Sturz Husni Mubaraks
in ein neues totalitäres Regime abzutreiben. In eine Diktatur der
Muslimbrüder oder gar der – weitaus radikaleren – Salafisten.
Festgemacht wird das vor allem an den Dekreten, mit denen Mursi in den
letzten Tagen die Justiz zu entmachten versuchte, aber auch am
„Hauruckverfahren“, mit dem gleich darauf der Entwurf für eine neue
Verfassung durchgepeitscht wurde. Die Fronten scheinen ebenso klar wie
unverrückbar: Islamistische politische Kreise hier, säkulare Reformer und
Angehörige religiöser Minderheiten dort.
Muslimbruder Mursi, der Präsident aller Ägypter sein will, fühlt sich zu
Unrecht angegriffen. Das alte Regime versuche – etwa mit Hilfe von Juristen
aus der Mubarak-Ära –, die Revolution zu stoppen, indem es bei freien
Wahlen unterlegene Gruppen gegen die Wahlsieger aufhetze. Und Mursi greift
zur altbewährten Verschwörungstheorie: dass auch das Ausland hinter den
Protesten stecke.
Die Konterrevolution ist aber nicht im Gange. Sondern es kommt vielmehr das
tiefe Misstrauen der Ägypter gegenüber der Obrigkeit zum Ausdruck, die die
Leute ja noch nie als mündige Bürger behandelt hat. Im Gegenzug hat der
Präsident es versäumt, das Volk zu beruhigen: dass in der neuen Verfassung
Freiheiten verankert sind, die es früher nicht gab, dass seine Vollmachten
nur bis zur Annahme der Verfassung gelten und darüber am 15. Dezember
abgestimmt wird.
Bei etwas mehr Geschick seinerseits hätten die Ägypter Präsident Mursi
diese zwei Wochen sicher ohne Protest zugestanden.
2 Dec 2012
## AUTOREN
Peter Philipp
## TAGS
Mursi
Ägypten
Protest
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