# taz.de -- Für eine freies Tempelhofer Feld: Volksbegehren kommt | |
> Das Volksbegehren für ein unbebautes Tempelhofer Feld geht an den Start | |
> und will in Rekordzeit Unterschriften sammeln. | |
Bild: So viel Platz zum Flanieren: Wird das so bleiben? | |
Berlin bekommt noch ein Volksbegehren mehr: Am Montag gab der Senat der | |
Initiative für ein unbebautes Tempelhofer Feld grünes Licht. Damit kann der | |
Verein ab sofort Unterschriften sammeln. Vorige Woche hatte bereits der | |
Energietisch angekündigt, ab Februar einen Anlauf zu einem Volksentscheid | |
zu starten. | |
Hermann Barges, Sprecher der Initiative „100 % Tempelhofer Feld“, | |
bestätigte, am Montag die noch benötigte Schätzung des Senats, wie viel die | |
Umsetzung des Volksbegehrens kosten würde, erhalten zu haben. Damit ist das | |
Begehren startklar. Bereits am Mittwoch soll nun mit dem Sammeln der | |
Unterschriften begonnen werden. | |
Das Ziel der Initiative ist ambitioniert. Um einen möglichen Volksentscheid | |
parallel zur Bundestagswahl im September 2013 abhalten zu können, soll | |
bereits bis Ende Januar mit 20.000 Unterschriften die erste Stufe | |
gemeistert werden. Normalerweise ist dafür ein halbes Jahr Zeit. Wird das | |
Begehren zugelassen, braucht es 170.000 Unterschriften in vier Monaten. | |
Ebenso lange darf das Abgeordnetenhaus danach das Begehren prüfen. Wird das | |
Anliegen abgelehnt, kommt es zum Volksentscheid. | |
Die Initiative will das Tempelhofer Feld „in seiner Gesamtheit erhalten“, | |
wie es in ihrem Gesetzentwurf heißt. Jegliche „Gebäude, Abgrabungen oder | |
Aufschüttungen“ seien untersagt. Nur am Rand wären Sportplätze, Bänke, | |
Sanitäranlagen und Gemeinschaftsprojekte wie die jetzigen Allmende-Gärten | |
erlaubt. | |
## Behutsam entwickeln | |
Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) will das Feld dagegen | |
„behutsam entwickeln“ und den Rand mit Wohnungen, Gewerbe und der neuen | |
Landesbibliothek bebauen. 250 der rund 380 Hektar blieben aber als Park | |
erhalten, betont dessen Sprecherin Daniela Augenstein. „Der | |
Bevölkerungszuwachs und die steigenden Mieten zeigen deutlich, dass wir | |
bezahlbaren, innerstädtischen Wohnraum brauchen.“ Das Feld sei dafür eine | |
„großartige, wertvolle Fläche“. | |
Erfolge diese Bebauung nicht auf dem Tempelhofer Feld, sondern dezentral, | |
koste dies dem Land langfristig 298 Millionen Euro, rechnet der Senat in | |
seiner Kostenschätzung vor. Die Initiative spricht dagegen von bis zu 350 | |
Millionen Euro, die eine Bebauung kosten würde. Für die derzeitige Pflege | |
der Wiese seien dagegen nur 1,8 Millionen Euro nötig. | |
Allerdings wird der Senat mit seinen Plänen für das Feld bereits konkret. | |
Für die Landesbibliothek, die für 270 Millionen Euro am Südwestrand des | |
Feldes entstehen soll, läuft bereits ein Ideenwettbewerb. Entwürfe können | |
noch bis 21. Februar eingereicht werden. Für die Planung der Bibliothek | |
wurden dieses Jahr eine Million Euro in den Landeshaushalt eingestellt, für | |
2013 zwei Millionen Euro. Die Initiative nennt das einen „Affront“: Der | |
Senat probiere eine „Bebauung durch die Hintertür“, ohne das Volksbegehren | |
abzuwarten. | |
Auch Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek wirft dem Senat vor, Fakten zu | |
schaffen. Der Senat solle statt eines Neubaus der Bibliothek lieber | |
Alternativstandorte wie das frühere Tempelhofer Flughafengebäude oder die | |
Amerika-Gedenkbibliothek prüfen. „Berlin braucht kein weiteres | |
rot-schwarzes Millionengrab“, so Kapek. Über das Volksbegehren ist die | |
Opposition uneins: Teile von Grünen, Linken und Piraten unterstützen die | |
Initiative. Andere wollen eine Bebauung nicht ausschließen, diese aber | |
mittels Bürgerbeteiligung bestimmen. | |
Senatssprecherin Augenstein sagte, der Senat „schafft keine Fakten, sondern | |
plant“. Der Spatenstich für die Bibliothek sei nicht vor 2016 zu erwarten. | |
"Jetzt nicht mehr über die Zukunft des Feldes nachzudenken, wäre | |
fahrlässig." | |
17 Dec 2012 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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