| # taz.de -- Steinbrück gegen Regierungssitz Bonn: Ein B weniger im Briefkopf | |
| > Peer Steinbrück spricht sich gegen den doppelten Regierungssitz | |
| > Berlin/Bonn aus. Er erntet dafür Kritik und indirekte Zustimmung vom | |
| > einem SPD-Oberbürgermeister. | |
| Bild: Stratege aus, aber nicht für Bonn: SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück | |
| BERLIN/BONN dpa | SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat seiner | |
| Heimatstadt Bonn das Ende des doppelten Regierungssitzes vorausgesagt – und | |
| damit viel Kritik geerntet. „Das mag hier in Bonn nicht jeder gut finden. | |
| Die Zeiten von doppelten Standorten der Ministerien werden irgendwann zu | |
| Ende gehen“, sagte Steinbrück dem Tagesspiegel am Sonntag. Er sprach sich | |
| dafür aus, die Bonner Ministerialverwaltungen in oberste Bundesbehörden | |
| umzuwandeln. „Bonn bleibt Bundesstadt und UN-Standort, aber der Platz der | |
| politischen Entscheider ist Berlin“, sagte Steinbrück. | |
| Nach Kritik aus der eigenen SPD wie auch von Grünen, CDU und FDP stellte er | |
| am Sonntag im General-Anzeiger in Bonn klar, dass er nicht den sofortigen | |
| Umzug aller Ministerien aus Bonn nach Berlin fordere. „Es gibt kein | |
| konkretes Projekt, es geht nicht darum, irgendetwas übers Knie zu brechen. | |
| Ich will das nicht kurzfristig herbeiführen.“ | |
| Der Bundestag hatte 1991 beschlossen, dass Berlin Bundeshauptstadt wird, | |
| die Ministerien aber zwischen Bonn und Berlin aufgeteilt werden. Noch haben | |
| sechs Ministerien in Bonn ihren Hauptsitz, die übrigen acht unterhalten | |
| Nebenstellen am Rhein. Die Vorgabe, dass die meisten Arbeitsplätze in Bonn | |
| bleiben sollten, wird aber mittlerweile nicht mehr erfüllt. | |
| Die Bonner Bundestagsabgeordneten Ulrich Kelber (SPD) und Katja Dörner | |
| (Grüne) sprachen in einer gemeinsamen Erklärung von einer ernsten Lage für | |
| die Bundesstadt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) lasse ihre Minister | |
| massenhaft Jobs vom Rhein an die Spree verlagern. „Ihr Herausforderer Peer | |
| Steinbrück gibt der Arbeitsteilung der Ministerien ebenfalls keine | |
| Zukunft“, meinten Kelber und Dörner. Aber er wolle wenigstens die Jobs wie | |
| zugesagt in Bonn belassen. | |
| ## „Rechtsbruch des Berlin-Bonn-Gesetzes“ | |
| Kelber und Dörner forderten, beide Bewerber um das Spitzenamt sollten mit | |
| Vertretern der Region sprechen, „statt wie Peer Steinbrück in Interviews | |
| seine entsprechenden Ansichten zu verkünden oder wie Angela Merkel | |
| schweigend Rechts- und Wortbruch zu begehen“. | |
| „Die jetzige Bundesregierung begeht seit längerem einen Rechtsbruch des | |
| Berlin-Bonn-Gesetzes, indem sie still ministerielle Arbeitsplätze von Bonn | |
| nach Berlin verlagert“, meinte Bonns SPD-Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch. | |
| Er verstehe Steinbrücks Äußerung als Angebot, mit der Region, | |
| Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz nach der Bundestagswahl in | |
| Gespräche einzusteigen, wie sich auf der Grundlage des Gesetzes die beiden | |
| politischen Zentren zum Wohl des Landes weiterentwickeln sollten. | |
| Der nordrhein-westfälische CDU-Vorsitzende Armin Laschet kritisierte | |
| Steinbrücks Vorstoß: „Das ist kein normaler Fettnapf mehr", sagte er dem | |
| Kölner Stadt-Anzeiger. „Wir müssen unseren überparteilichen Konsens in | |
| Nordrhein-Westfalen halten und dagegen stellen.“ Der Vorsitzende des | |
| Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), sagte der | |
| Mitteldeutschen Zeitung, Steinbrück glaube offenbar, mit seinem Vorstoß in | |
| Berlin und Brandenburg punkten zu können. Es sei aber falsch, alle viertel | |
| Jahre die betroffenen Mitarbeiter zu verunsichern. | |
| Auch der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion in | |
| Düsseldorf, Joachim Stamp, warf Steinbrück vor, den Konsens über die faire | |
| und dauerhafte Aufgabenverteilung zwischen Bonn und Berlin aufzukündigen. | |
| „Er stellt sich damit gegen das Land Nordrhein-Westfalen und gegen | |
| Ministerpräsidentin Kraft, gegen die Region und gegen die Beschlüsse seiner | |
| eigenen Partei“, kritisierte Stamp in einer Pressemitteilung. | |
| 7 Jan 2013 | |
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