# taz.de -- EnBW unterliegt vor Gericht: Herr Bykov besiegt die Schwaben | |
> Der Energiekonzern EnBW verliert auch seinen letzten Prozess gegen einen | |
> Lobbyisten. Der gottesfürchtige Russe darf nun seine Millionen behalten. | |
Bild: Insgesamt stritten sich Bykov und EnBW um 120 Millionen Euro. | |
BERLIN taz | Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) hat vor Gericht eine | |
weitere Niederlage gegen ihren einstigen russischen Geschäftspartner Andrey | |
Bykov einstecken müssen: Ein Schiedsgericht in Berlin hat eine Klage | |
zurückgewiesen, nach der Bykov 46,5 Millionen Euro hätte zurückzahlen | |
müssen. | |
Damit endet eine Reihe von insgesamt vier Schiedsverfahren zwischen der | |
EnBW und dem russischen Lobbyisten, in dessen Verlauf EnBW schließlich | |
gegen vier eigene Manager vor Gericht zog. Insgesamt stritten sich Bykov | |
und EnBW um 120 Millionen Euro. Lediglich in einem Fall ist eine in der | |
Schweiz ansässige Tochter der Bykov-Gruppe zur Rückzahlung von 24,5 | |
Millionen Euro verurteilt worden. Bykov weigert sich, das Geld | |
herauszurücken, vollstreckt werden kann das Urteil nicht, weil er seine | |
Schweizer Dependance insolvent gehen ließ. | |
Bykov ist nach eigenen Angaben einer der am besten bezahlten Lobbyisten in | |
Europa, der diversen Unternehmen Zugang zum russischen Gas- und Uranmarkt | |
verschafft. Darum ging es auch im Streit mit der EnBW: Das Unternehmen | |
sagt, die Bykov-Gruppe habe nicht die vereinbarte Menge an Uran geliefert. | |
Bykov selbst behauptet, ein Teil der Verträge sei nur geschlossen worden, | |
um Gelder für eine ganz andere Aufgabe zu tarnen: EnBW direkten Zugang zum | |
russischen Gasmarkt zu verschaffen. Der Russe steckte einen Teil der | |
mindestens 220 Millionen Euro, die er von der EnBW erhielt, in eine | |
Kirchenstiftung, ließ Schulen, Statuen und Gotteshäuser errichten. | |
## Religiöser Eifer | |
Ein schwäbischer Konzern lässt Kirchen in Russland bauen, um mit dieser | |
Landschaftspflege an Gas zu kommen, so die Version. EnBW streitet nicht ab, | |
dass sie von dem religiösen Eifer ihres Geschäftspartners wusste. | |
Allerdings sei das Bykovs Privatvergnügen gewesen. | |
Laut EnBW folgte das Berliner Schiedsgericht Bykovs Theorie allerdings | |
nicht. Der Konzern verlor den Prozess nach eigenen Angaben, weil Bykovs | |
Firma nach Auffassung des Gerichts die vereinbarten Leistungen doch | |
erbrachte. | |
Sicher ist, dass einige Manager der EnBW jahrelang Millionensummen an Bykov | |
überwiesen haben, ohne innerhalb des Konzerns Rechenschaft ablegen zu | |
müssen. Allein von dem ehemaligen Leiter der EnBW-Atomkraftwerkssparte, | |
Wolfgang Heni, fordert der Konzern 93 Millionen Euro Schadenersatz. Auch | |
gegen den Technikvorstand des Unternehmens, Hans-Josef Zimmer, führt der | |
Konzern einen Prozess – und behält ihn aber weiter im Amt. | |
10 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
## TAGS | |
EnBW | |
Schiedsgericht | |
Gas | |
Russland | |
Stefan Mappus | |
EnBW | |
EnBW | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Mappus und der EnBW-Deal: Von nichts gewusst | |
Ex-Ministerpräsident Mappus verteidigt den Milliarden-Deal mit EnBW-Aktien. | |
Seine Anwälte hätten ihn nicht vor verfassungsrechtlichen Problemen | |
gewarnt. | |
Durchsuchungen bei EnBW: Neues vom Nikoklaus | |
Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe hat die Zentrale des EnBW-Konzerns | |
durchsucht. Der Vorwurf lautet auf Steuerhinterziehung. | |
Energiewende mt der EnBW: Warten auf den großen Wurf | |
„Energie neu denken“ wollte EnBW-Chef Frank Mastiaux bei seinem | |
Amtsantritt. Viel gebracht hat das Brainstorming nach 100 Tagen noch nicht. | |
Lobbyismus bei EnBW: Energie vom heiligen Nikolaus | |
Die EnBW träumte von Erdgas aus Russland. Andrey Bykov war ihr Mann – doch | |
von seinen Methoden will heute niemand mehr etwas wissen. | |
Neuer Druck auf Stefan Mappus: Die Phantom-Käufer | |
Ein Interesse aus Russland, EnBW zu übernehmen, nannte Stefan Mappus als | |
Grund für seine Geheimhaltung im EnBW-Deal. Doch das Interesse soll es nie | |
gegeben haben. | |
Korruption in Russland: 200 Millionen für den Nikolaus | |
Der Atomkonzern EnBW soll sich nach Angaben eines Lobbyisten Einfluss in | |
Russland gekauft haben. Transparency International verlangt die Aufklärung | |
der Vorgänge. |