# taz.de -- Wikipedia startet eigenes Reiseportal: Enzyklopädie des Unterwegss… | |
> Reisetipps von jedem für jeden – mit dieser Mission hat die Wikimedia | |
> Foundation das Portal Wikivoyage gestartet. Ein vormaliger Betreiber will | |
> dagegen vorgehen. | |
Bild: Das freut auch die Berlin-TouristIn: Wikipedia macht jetzt auf Reiseführ… | |
Wer in der Wikipedia nachschlägt, erfährt allerhand über [1][Berlin]: Dass | |
die Stadt 2012 offiziell 3.520.061 Bewohner zählte, dass der Name der Stadt | |
1244 erstmals urkundlich erwähnt wurde, dass 22,4 Millionen Übernachtungen | |
in Berliner Beherbergungsbetrieben registriert wurden. Was die Leser nicht | |
erfahren: Wie man am besten mit dem Taxi vom Flughafen an sein Ziel kommt, | |
was der Museumspass kostet, wo man am besten ein Bier trinken kann. | |
Diese Informationen soll man in Zukunft in dem neuen Schwesterprojekt der | |
Wikipedia nachschlagen können. Zum zwölften Geburtstag der | |
Online-Enzyklopädie hat die US-Stiftung das Portal [2][Wikivoyage] | |
offiziell in Betrieb genommen. Ganz wie bei dem Vorbild funktioniert das | |
Reiseportal nach dem Wiki-Prinzip: Jeder kann Beiträge schreiben und | |
verändern, es gibt keine bezahlten Autoren oder Redaktionen. Mit Hilfe | |
einer weltweiten Community soll sich das Projekt selbst organisieren. | |
Ganz neu ist das Portal nicht. Bereits 2003 wurde das Projekt | |
[3][WikiTravel] gegründet – zwei Jahre nach der Wikipedia. Das Projekt | |
entwickelte sich aber deutlich langsamer als ihr großes Vorbild. Aber nach | |
und nach sammelten sich neue Sprachversionen und einen kleine aktive | |
Autorengemeinschaft an. | |
Einen Schnitt gab es, als der Domainname an das US-Unternehmen [4][Internet | |
Brands] verkauft wurde. Die Firma übernahm die technische Betreuung der | |
Seite, schaltete dafür aber Werbebanner auf dem Portal. Eine | |
Kommerzialisierung des Projekts lehnten viele Autoren jedoch ab. So | |
spaltete sich die Gemeinschaft – ein Teil machte bei WikiTravel weiter, ein | |
anderer Teil gründete das Portal Wikivoyage, das von einem Verein mit Sitz | |
in Deutschland finanziert wurde – ohne Werbeeinnahmen. | |
## 15 Sprachversionen | |
Über sechs Jahre machten beide Seiten weiter ohne jeweils große Sprünge | |
machen zu können. Wikitravel hat heute knapp 60000 Artikel, verteilt auf 15 | |
Sprachversionen. Das ist genug, um sich über Google-Werbung zu finanzieren | |
– aber weit davon entfernt, kommerziellen Reiseführern Konkurrenz zu | |
machen. | |
Im vergangenen Jahr dann traten Autoren der beiden Plattformen auf die | |
US-Stiftung Wikimedia Foundation zu. Die managt neben der Wikipedia noch | |
ein Dutzend anderer Projekte und ist finanziell gut aufgestellt. Bei der | |
jüngsten Spendenkampagne nahm sie in [5][Rekordzeit] 25 Millionen US-Dollar | |
ein – mehr als genug, um die Plattformen zu betreiben. | |
Zwar hat die Stiftung derzeit alle Hände voll damit zu tun, die Wikipedia | |
in Entwicklungsländern zu verbreiten und das Schreiben von Artikeln für | |
Autoren einfacher zu gestalten – doch ein neues Wiki unter seine Fittiche | |
zu nehmen, war für die Organisation relativ einfach möglich. | |
Doch Internet Brands will sich die neue Konkurrenz nicht gefallen lassen. | |
Zuerst hat das Unternehmen einen der WikiTravel-Autoren verklagt, weil der | |
zum Wechsel zur Wikimedia Foundation aufgerufen hatte. Dass die Wikimedia | |
Foundationen die bereits geschriebenen Artikel übernimmt, kann WikiTravel | |
nicht vermeiden, da die Inhalte unter einer offenen | |
[6][Creative-Commons-Lizenz] stehen und von jedem kopiert werden dürfen. | |
## Neuinkarnation | |
Trotzdem argumentiert Internet Brands mit Geschäftsschädigung durch das | |
neue Portal. Eine erste Klage gegen den Autoren wurde abgewiesen – nun | |
stehen sich die Wikimedia Foundation und WikiTravel vor Gericht gegenüber. | |
Ein Erfolg der Neuinkarnation von Wikivoyage ist keinesfalls garantiert. | |
Zwar macht Wikipedia derzeit kräftig Werbung für das neue Portal – ob sich | |
daraus jedoch nachhaltige Strukturen bilden, ist offen. | |
So konnten Projekte wie das Nachrichtenportal WikiNews auch unter Regie der | |
Wikimedia Foundation nie wirklich Traktion gewinnen. Und angesichts der | |
vielen provisionsorientierten Reisevermittler dürfte es eine | |
Herausforderung sein, das Portal auf Dauer von | |
[7][//www.taz.de/Wikipedianer-nutzt-Online-Lexikon-fuer-PR/!102048/:Schleic | |
hwerbung] und Spam-Links freizuhalten. | |
Alice Wiegand, Mitglied im Stiftungsrat der Wikimedia Foundation, freut | |
sich über den Wiki-Nachwuchs und glaubt, dass sich die Projekte gut | |
ergänzen: „Wikivoyage kann von alten Hasen und deren Hinweisen profitieren, | |
um sich weiterzuentwickeln und dabei seinen spezifischen Charakter zu | |
erhalten und auszubauen“, erklärt sie gegenüber taz.de. Auch die | |
Online-Enzyklopädie kann profitieren, glaubt Wiegand: „Die Wikipedia | |
braucht neue Anstöße, um sich immer mal wieder selbst in Frage zu stellen, | |
Regeln und Rituale zu überdenken.“ | |
16 Jan 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Berlin | |
[2] http://de.wikivoyage.org/wiki/Hauptseite | |
[3] http://wikitravel.org/de/Hauptseite | |
[4] http://www.internetbrands.com/ | |
[5] http://blog.wikimedia.org/2012/12/27/wikimedia-foundation-raises-25-million… | |
[6] http://de.creativecommons.org/was-ist-cc/ | |
[7] http://https | |
## AUTOREN | |
Torsten Kleinz | |
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