# taz.de -- Bahnlärm: Lärm-Gegner wollen Taten sehen | |
> Die Bremer Bahnlärm-Ini fordert den Ausbau-Stopp des Hauptbahnhofs zu | |
> Gunsten einer Alternativ-Route für Güterverkehr - und wirft Rot-Grün | |
> Zögerlichkeit vor | |
Bild: Neue Wagen auf alten Zügen: Der Lärm an der Bahnstrecke nimmt objektiv … | |
Die Bahnlärm-Initiative Bremen fordert es schon lange, und nun folgt ihr | |
auch die Bremer Linksfraktion: Sie will, dass sich der Senat bei der Bahn | |
und beim Bundesverkehrsministerium dafür einsetzt, Güterzüge vom | |
Jade-Weser-Port nicht über Bremen, sondern über die Strecke | |
Oldenburg-Cloppenburg-Osnabrück zu transportieren. Rot-Grün hat | |
nachgezogen, verlangt in einem Gegenantrag allerdings eine „Prüfung des | |
Ausbaus der Strecke Oldenburg-Cloppenburg-Osnabrück“. Laut SPD folgt die | |
Regierungskoalition damit ebenfalls einer Forderung der Bahnlärm-Ini. Die | |
widerspricht vehement. | |
In weiten Teilen freilich ähneln sich die Anträge, die im Februar in der | |
Bürgerschaft diskutiert werden: rot-rot-grüne Einigkeit besteht in der | |
Forderung nach Lärmschutzmaßnahmen wie lärmabhängige Trassenpreise für | |
Güterzüge und Umrüstung der zu lauten Bremstechnik an Güterwaggons. | |
Der für die Bahn-Ini wichtigste Punkt aber, nämlich das Vermeiden | |
zusätzlicher Belastung des innerstädtischen Schienenverkehrs, formuliert | |
lediglich die Linksfraktion in ihrem Sinne. Sie fordert statt der | |
„Ertüchtigung“, also der Baumaßnahmen am Bremer Hauptbahnhof, die die | |
Kapazität der durchfahrenden Güterzüge erweitern soll, eine Umleitung des | |
Jade-Weser-Port-Verkehrs: „Die alternative Route ist schon jetzt, ohne | |
Ausbau, für den Güterverkehr geeignet“, sagt Klaus-Rainer Rupp, | |
verkehrspolitischer Sprecher der Bremer Linksfraktion. | |
Damit folgt er einem Gutachten des Deutschen Zentrums für Luft- und | |
Raumfahrt aus dem Jahr 2008, das ergeben hat: Die Strecke | |
Oldenburg-Cloppenburg-Osnabrück könnte 15 Güterzüge mit einer Länge von 600 | |
Metern pro Tag fassen, bei einem Ausbau ihrer Kreuzungsbahnhöfe 58 Stück. | |
Zum Vergleich: Die Kapazität des Hauptbahnhofs soll von 224 Ferngüterzügen | |
pro Tag auf 280 gesteigert werden | |
„Die Bahnlärm-Initiative hat mich vor drei Monaten um einen Prüfantrag | |
gebeten“, sagt Wolfgang Jägers, verkehrspolitischer Sprecher der SPD, „und | |
genau dieser Bitte kommen wir mit unserem Antrag nach.“ Walter Ruffler aus | |
der Koordinierungsgruppe der Ini widerspricht: „Wir wollen einen Stopp der | |
Ertüchtigung und die Nutzung der Alternativ-Route – keine Prüfung!“ Die i… | |
allerdings bereits im Gange, und zwar durch das Bau- und das | |
Wirtschaftsressort und durch die Deutsche Bahn: „Wir können uns nicht auf | |
ein fünf Jahre altes DLR-Gutachten verlassen“, so Jägers, „und abgesehen | |
davon bedeutet das doch nicht, dass wir die Alternativ-Route nicht wollen.“ | |
Von einem Baustopp am Hauptbahnhof will er indes nichts wissen: „Die | |
Ertüchtigung dient ja auch dem Lärmschutz.“ | |
Ralph Saxe, wirtschafts- und verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, kann | |
den Ärger der Bahn-Ini „sehr gut verstehen, aber vorschnelles Urteilen geht | |
nicht.“ Die in Auftrag gegebene Kapazitätsstudie läge im Sommer vor, im | |
Herbst werde dann eine Machbarkeitsstudie erwartet: „Es muss dabei auch | |
geprüft werden, wie es außerhalb Bremens aussieht: Die Strecke endet | |
nämlich im Knoten Osnabrück, und der ist jetzt schon total überlastet.“ | |
„Wenn der erste Teil der Studie im Sommer vorliegt, sind doch bereits | |
vollendete Tatsachen geschaffen, denn dann ist der Ausbau des Hauptbahnhofs | |
beendet“, sagt Ruffler. „Dann rollen die Züge mitten durch Bremen – und … | |
Deutsche Bahn wird dann sicherlich nicht noch eine zweite Strecke | |
ausbauen.“ | |
29 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Simone Schnase | |
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