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# taz.de -- Korruptionsvorwürfe gegen Platini: Das Dinner und die Stimme zur WM
> „France Football“ titelt „Qatargate“. Das französische Magazin erkl�…
> wie Katar sich das Votum von Uefa-Boss Platini für eine WM am Golf
> organisiert hat.
Bild: O-Ton Platini: „Ich habe meine Entscheidung vollkommen unabhängig getr…
BERLIN taz | Im Fußball gibt es viele Wahrheiten. Eine einfache lautet:
Eine Mannschaft besteht aus elf Spielern. Darüber hinaus haben sich über
die Jahre Wahrheiten angesammelt, über die gerne diskutiert wird, die indes
nie angezweifelt werden. Ein Beispiel: Diego Maradona hat 1986 gegen
England ein Tor mit Hilfe der Hand Gottes erzielt. Oder: Die Fifa ist
korrupt. Und seit zwei Jahren weiß jeder: Katar hat sich die
Fußball-Weltmeisterschaft 2022 gekauft.
Das französische Fußballmagazin France Football hat in seiner aktuellen
Ausgabe, auf deren Titel groß das Wort [1][„Qatargate“] prangt, noch einmal
zusammengefasst, wie der große Stimmenkauf der Kataris funktioniert hat. Je
1,5 Millionen Dollar sollen demnach die Exekutivmitglieder Issa Hayatou
(Kamerun) und Jacques Anouma (Elfenbeinküste) für ihre Stimme kassiert
haben. Um die Afrikaner gewogen zu stimmen, hat Katar dazu noch 1,25
Millionen Dollar für die Organisation eines Kongresses des Afrikanischen
Fußballverbandes gezahlt.
Dem argentinischen Fußball, gegen dessen Präsidenten Julio Grondona wegen
Korruption ermittelt wird, haben die Scheichs angeboten, den finanziell
kränkelnden Verband aus der Krise zu holen. Millionen hier, Millionen da.
Über all das ist oft berichtetet worden und doch hat der Report des
Magazins vor allem in Frankreich hohe Wellen geschlagen.
Denn [2][France Football] hat beschrieben, wie es geschehen konnte, dass
Michel Platini kurz vor dem Votum der Fifa-Exekutive über den
Austragungsort der WM noch einmal seine Meinung geändert hat. Der
Uefa-Präsident wollte ursprünglich für die USA stimmen, hat dann aber doch
für eine WM im reichen Golfstaat gestimmt.
## Treffen mit Sarkozy
Ein Abendessen mit dem französischen Staatspräsidenten soll zu dem
Stimmungswandel geführt haben. Eingeladen hatte der seinerzeitige
Amtsinhaber Nicolas Sarkozy am 23. November 2010 neben Platini den
katarischen Thronfolger Scheich Tamin bin Hamad al-Thani sowie Sébastien
Bazin, einen Repräsentanten der Investmentgesellschaft Colony Capital, der
damals der siechende Hauptstadtklub Paris Saint-Germain gehörte.
Etliche Dinge sollen damals ausbaldowert worden sein. So wollte Sarkozy,
der sich vor seinem Amtsantritt regelmäßig auf der Tribüne des Erstligisten
als Fan gezeigt hatte, erreichen, dass die Kataris seinen Lieblingsklub
übernehmen. Darüber hinaus soll er den Prinzen überzeugt haben, einen
Sportkanal für das französische Fernsehpublikum zu etablieren, um dem
Pay-TV-Sender Canal+, den Sarkozy unbedingt schwächen wollte, Konkurrenz zu
machen.
Beides ist mittlerweile geschehen. Paris Saint-Germain ist mit
[3][Ölmillionen] aus Katar zu einem der reichsten Klubs Europas geworden
und der mit katarischem Geld gepäppelte Sender BeIn hat sich als
Sportsender längst am Markt positioniert. Kann es da Zufall sein, dass
Platini seine Vorliebe für ein Turnier in den USA aufgegeben hat? Liegt
Korruption vor oder geht es lediglich um einen Interessenkonflikt? War es
Staatsräson, die für Platinis Meinungsumschwung verantwortlich ist? Diese
Fragen beantwortete France Football nicht.
Michel Platini jedenfalls ist stinksauer und hat die Berichterstattung in
einem Statement scharf kritisiert. Zwar gab er zu, dass ihn Sarkozy gebeten
habe, für Katar zu stimmen, aber „zu sagen, dass meine Entscheidung Teil
einer Verabredung zwischen dem französischen Staat und Katar ist, ist reine
Spekulation“.
## Platinis Statement
Der Franzose sprach von Lügen und kündigte an, gegen alle, die so etwas in
Zukunft behaupten, Gerichtsverfahren anzustrengen. „Ich habe meine
Entscheidung vollkommen unabhängig getroffen und bin dabei einer ganz
einfachen Logik gefolgt: die WM Ländern zu öffnen, die noch nie ein großes
Sportereignis veranstaltet haben“, heißt es in Platinis Statement.
Wie unabhängig Platini, dessen Sohn Laurent nur ein paar Wochen nach der
Entscheidung der Fifa für eine WM am Golf Europachef der Firma [4][Qatar
Sports Investment] wurde, in seiner Entscheidungsfindung wirklich war,
darüber wird noch lange diskutiert werden. Und auch wer dabei zu dem
Schluss kommen sollte, dass dem obersten Funktionär des Fußballs in Europa
wirklich nichts vorzuwerfen ist, wird an einer Wahrheit nicht vorbeikommen:
Katar hat sich die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 gekauft.
30 Jan 2013
## LINKS
[1] http://www.francefootball.fr/fonctions/preview.html
[2] http://www.francefootball.fr/
[3] /Financial-Fairplay-im-Fussball/!102052/
[4] http://www.qsi.com.qa/
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Michel Platini
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Katar
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Fifa
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Schwerpunkt Fußball-EM 2024
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