| # taz.de -- Festnahmen in Südafrika: „Putschversuch“ im Kongo vereitelt | |
| > Südafrikas Polizei hat eine Gruppe von 19 Exilanten geschnappt, die | |
| > angeblich Kongos Präsident Joseph Kabila stürzen wollte. | |
| Bild: Wollten ihre Putschvorbereitung als Ausbildung zum Nashornschutz tarnen: … | |
| BERLIN taz | Eine gigantische Verschwörung wollen die südafrikanischen | |
| Behörden aufgedeckt haben: 19 Exilkongolesen sind am Donnerstag von einem | |
| Gericht in Südafrikas Hauptstadt Pretoria unter dem Vorwurf illegaler | |
| Söldneraktivitäten mit dem Ziel eines „verfassungswidrigen Sturzes von | |
| Präsident Kabila“ in ihrem Heimatland angeklagt worden. | |
| Sie waren in der Nacht zum Dienstag von Spezialeinheiten festgenommen | |
| worden, als sie sich – so die Staatsanwaltschaft – an einer Tankstelle bei | |
| Johannesburg versammelt hatten, um in ein militärisches Trainingscamp | |
| aufzubrechen. Dieses habe unter dem Deckmantel der Bekämpfung von | |
| Nashornwilderei in Modimole in Südafrikas nördlichster Provinz Limpopo | |
| entstehen sollen. | |
| Für Südafrika, das sich derzeit als Friedensmacht im Kongo profilieren | |
| will, ist die Vereitelung ein gelungener Coup. Seit September 2012 soll ein | |
| V-Mann die Gruppe infiltriert haben. Die Mitglieder gehören laut Anklage | |
| alle zur Exilgruppe UNR (Union der Nationalisten für die Erneuerung). Zwei | |
| ihrer politischen Führer seien jetzt flüchtig. Diese beiden verleihen dem | |
| Vorhaben große politische Sprengkraft. | |
| Einer von ihnen ist Etienne Kabila – ein kongolesischer Flüchtling in | |
| Südafrika, der seit über zehn Jahren behauptet, er sei der wahre Sohn von | |
| Laurent-Désiré Kabila, Vorgänger und Vater des heutigen kongolesischen | |
| Staatschefs Joseph Kabila. | |
| ## Wer ist der echte Sohn von Laurent-Désiré Kabila? | |
| Joseph Kabila wurde im Januar 2001 Präsident des Kongo, nachdem | |
| Laurent-Désiré Kabila, der 1997 als Rebellenchef die damalige | |
| Mobutu-Diktatur gestürzt hatte, in seinem Palast erschossen worden war. Bis | |
| heute gibt es Stimmen im Kongo, die Joseph Kabila für einen ruandischen | |
| Ziehsohn Laurent-Désiré Kabilas halten und ihm deshalb die Legitimität | |
| absprechen, den Kongo zu regieren. | |
| Bei den Wahlen 2006 und 2011 kam dieses Argument immer wieder von Seiten | |
| radikaler Nationalisten und Aktivisten der Demokratiebewegung hoch. Sie | |
| stützen sich dabei unter anderem auf die nicht nachprüfbaren Angaben | |
| Etienne Kabilas. Bisher aber war dieser nicht als Putschist im Gespräch. | |
| ## Milizenführer und Tshisekedi-Freund | |
| Neben Etienne Kabila sucht Südafrikas Polizei einen ostkongolesischen | |
| Milizenführer: General William Yakutumba, Anführer einer lokalen Miliz aus | |
| der Region Fizi am Tanganyika-See, der den Kongo von Tansania trennt. Die | |
| Region Fizi war die einzige im Ostkongo, die bei der Präsidentschaftswahl | |
| 2011 mehrheitlich für Kongos stärksten Oppositionsführer Etienne Tshisekedi | |
| stimmte. | |
| Der Chef der Oppositionspartei UDPS (Union für Demokratie und Sozialen | |
| Fortschritt) hält sich bis heute für ein Opfer von Wahlbetrug bei der | |
| Prä#sidentschaftswahl und seine Partei hält ihn bis heute für den | |
| eigentlichen Präsidenten des Kongo. Aus seinem Umfeld werden immer wieder | |
| Versuche bekannt, den bewaffneten Kampf gegen das „illegale“ Kabila-Regime | |
| zu organisieren. Immer wieder tauchen neue Namen von Rebellenführern auf, | |
| die angeblich irgendwo im Kongo für Tshisekedis Einsetzung als Staatschef | |
| kämpfen. | |
| Inwieweit es einen realen Zusammenhang zwischen diesen Bestrebungen und der | |
| jetzt in Südafrika festgesetzten Gruppe gibt, wird noch zu klären sein. Der | |
| eingeschleuste V-Mann lieferte Südafrikas Polizei eine beeindruckende | |
| Einkaufsliste der Gruppe: 20 Boden-Luft-Raketen, 5.000 | |
| AK-47-Maschinengewehre, dazu Granatwerfer und Satellitentelefone und | |
| 125.000 US-Dollar in bar – ein beachtliches Arsenal, mit dem man im Kongo | |
| eine sehr schlagkräftige Armee aufstellen könnte. Nächste Woche soll der | |
| Prozess gegen die 19 beginnen. | |
| 8 Feb 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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