# taz.de -- Fußball-Europapokal im Osten: Geldscheißers Hobby | |
> Die K.-o-Runde beginnt für Dortmund und Hannover im wilden Fußballosten. | |
> Donezk ist längst etabliert. In Machatschkala startet ein neues Projekt. | |
Bild: 13 Milliarden Euro schwer und an nachhaltigen sportlichen Ansätzen inter… | |
Es ist wieder Oligarchen-Zeit im europäischen Fußball. Wenn am | |
Mittwochabend Borussia Dortmund im Achtelfinale der Champions League bei | |
Schachtjor Donezk spielt (20.40 Uhr, [1][ZDF]), werden sich viele | |
zurückerinnern an die finsteren Geschichten, die während der EM im | |
vergangenen Jahr aus der Ukraine erzählt wurden. | |
Einer der Protagonisten: [2][Rinat Achmetow], der 13 Milliarden Euro | |
schwere Multiunternehmer, dessen Macht weit in den Präsidentenpalast von | |
Wiktor Janukowitsch hineinreicht. Der Multiunternehmer (Stahl, Kohle, | |
Lebensmittel, Medien, Immobilien, Banken) ist für sein Land Ausbeuter und | |
Wohltäter in einem. Einen kleinen Teil dessen, was er durch seine | |
Monopolgeschäfte erwirtschaftet, spendiert er dem zu geringen Löhnen | |
schuftenden Volk. | |
Manch moderne Klinik hat er finanziert, gibt sich als Förderer der | |
Wissenschaften und hält sich mit [3][Schachtjor Donezk] einen Fußballklub, | |
der längst in der Elite Europas angekommen ist. In der Kohle- und | |
Stahlstadt ist ein modernes Fußballprojekt entstanden. Eine halbe Milliarde | |
Euro hat Achmetow in den Bau eines modernen Trainingszentrums sowie der | |
Arena gesteckt, in der man auch im ostukrainischen Winter dank beheizter | |
Tribünen nicht frieren muss. Dieser sportlich nachhaltige Ansatz | |
unterscheidet Achmetow von so manch anderem Mäzen, der allein in Prominenz | |
investiert. | |
Schachtjors Erfolge, acht Meisterschaften seit 1995 und der Uefa-Pokalspieg | |
2009, basieren auf einer geschickten Mannschafts- und Einkaufspolitik. | |
Während Trainer Mircea Lucescu in der Abwehr vor allem auf ukrainische | |
Spieler vertraut, sind für Mittelfeld und Angriff neun brasilianische | |
Spieler für Donezk am Ball. Gelockt werden die Brasilianer mit einem Leben | |
in Saus und Braus und dem Versprechen, in Europa Karriere machen zu können. | |
## Flügelspieler mit Spielmachertalent | |
Das ist auch Willian Borges da Silva versprochen worden, als er 2007 als 19 | |
Jahre junger Mann von Corinthians São Paulo nach [4][Donezk] wechselte. 14 | |
Millionen Euro war Achmetow der Flügelspieler mit Spielmachertalent wert. | |
Willian wurde bald zum dominierenden Spieler seines Klubs und sogar für | |
zwei Länderspiele nominiert. | |
Er war angekommen in Europa und in England rechnete man fest damit, dass | |
der nun 24 Jahre alte Mann zum FC Chelsea oder Tottenham Hotspur wechseln | |
würde. Doch die 35 Millionen Euro Ablöse, die in seinem Vertrag | |
festgeschrieben waren, wollte in England keiner zahlen. Jetzt hat Willian | |
beim Kaukasus-Klub [5][Anschi Machatschkala] unterschrieben und wird für | |
diesen am Donnerstag in der Europa League gegen Hannover 96 spielen – womit | |
wir bei einer weiteren Oligarchengeschichte wären. | |
Vielleicht glaubt Willian, über den Umweg Dagestan doch noch nach | |
Westeuropa gelangen zu können. Derweil wird er sich in Moskau einrichten, | |
wo die Spieler des Klubs trainieren, weil es in der größten der russischen | |
Kaukasusrepubliken zu gefährlich ist. Morde und Terroranschläge machen ein | |
normales Leben in dem Land unmöglich, dessen Ruhm Machatschkalas | |
Klubbesitzer [6][Suleiman Kerimow] mittels sportlicher Erfolge mehren will. | |
## Einfacher Mäzen | |
Milliardär Kerimow (Gas, Gold, Silber, Immobilien, Banken) ist ein Mäzen | |
der einfachen Art, der die Spieler, die zu ihm kommen, mit seinem Geld | |
regelrecht zuscheißt. Willian (2,5 Millionen Euro Jahresverdienst) freut | |
sich, so hat er es gesagt, vor allem auf den kamerunischen Stürmer Samuel | |
Eto’o, der für sein Engagement unerreichte 20 Millionen Euro netto | |
verdienen soll. Der bestbezahlte Fußballer der Welt wird vom bestbezahlten | |
Trainer der Welt angeleitet. | |
Der Niederländer Guus Hiddink hat Machatschkala auf Platz zwei der | |
russischen Liga geführt und scheint sich über die Umstände seines | |
Engagements kaum Gedanken zu machen. Dass der Kongolese Christopher Samba | |
heilfroh war, als ihn die Queens Park Rangers Ende Januar aus seinem | |
Vertrag herauskauften, konnte er nicht verstehen. Samba beklagte sich über | |
den unerträglichen Rassismus in den Stadien. | |
Den kennt auch der brasilianische Weltmeister von 2002, [7][Roberto | |
Carlos], der mehr als ein Mal mit Bananen beworfen wurde, als er noch für | |
Anschi gekickt hat. Das Salär, das er jetzt als Sportdirektor des Klubs | |
kassiert, mag ihn dazu bewegen, das nicht an die große Glocke zu hängen. | |
Neuling Willian macht sowieso noch gute Miene zu dem Spiel, das auf ihn | |
zukommt. „Ich bin glücklich, bei Anschi zu sein“, sagt er. | |
13 Feb 2013 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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