# taz.de -- Der Chef über den Papst: „Ick aba bin Gott, dit reicht“ | |
> Seit Jahren finden in der Choriner Straße in Berlin-Prenzlauer Berg | |
> „Zwiegespräche mit Gott“ statt. Beim jüngsten Treffen durften wir | |
> zuhören. | |
Bild: Du sollst dir übrigens kein Bild machen. | |
Ahne: Na Gott. | |
Gott: Na. | |
A: Na, weeßte schon, wer der neue Papst würd? | |
G: Ick bin so müde, so schrecklich müde binnick. | |
A: Nu tu doch nich so, Gott. Is immahin dein Stellvatreta. | |
G: Na klah. Mein Stellvatreta. Hast schon ma deutlich bessere Scherze | |
jemacht, Sportsfreund, deutlich bessere Scherze haste schon jemacht. | |
A: Gloobste einklich ooch, Gott, dit der Neue nich aus Europa kommt, | |
diesma? | |
G: Woher weeßte ’n dittit ’n DER is? | |
A: Wahscheinlichkeitsrechnung? | |
G: Beherrschste doch janich. | |
A: Punkt für dir. | |
G: Tja. | |
A: Findick übrigens voll kuhl, Gott, dit der zurückjetreten is, der Papst. | |
G: Warum? | |
A: Na, weila damit ürgendwie ’n Zeichen setzt, findick. Schließlich issa ja | |
imma noch ’ne Konstitutjon für ville. | |
G: ’ne? wat?! | |
A: Konstitutjon, ’ne Konstitutjon. | |
G: Institutjon meinste. | |
A: Is doch ditselbe. ’n Vorbild ebend. Jemand, dem vatraut würd, uff dessen | |
Wort man hört, dem seine Äußerungen Jewicht besitzen. In Südamerika zun | |
Beispiel oda in Mittleren Osten oda ooch hier in Rheinland, da ooch, da | |
wohnen ja ooch ville, die den Papst jewählt ham. | |
G: Hmm. | |
A: Is imma jut, Gott, wemman noch ma neue Wege beschreitet. Wemman ma ’n | |
Punkt setzt und alte Zöppe abschneidet. Warum nich ma ’ne Sprache lernen, | |
zun Bleistift? Wat weeß icke, Rumänisch oda Ugandisch. Oda man merkt | |
plötzlich: ’Man, ick könntit ja ma vasuchen, ick könnt ja ma Teppiche | |
knüpfen‘, wa? Oda ’n janz andan Beruf, hier Untastufenlehra oda Betonbaua | |
oda wat mit Bio. Is ja wichtich, dit man sich ooch ma umorjentiert in sein | |
Leben, dafür sollte es nie zu spät sein, Gott. Nie zu spät sollte es dafür | |
sein. | |
G: Rediste dir grade ins Jewissen, ja? | |
A: Nich mir. Alljemein. Und deswejen findick dit ja ooch so jut. Ick meine, | |
villeicht entscheidit sich just in diesen Augenblick, Gott, ein Gengsta, | |
ein katholischa Gengsta, ürgendwo uff unsan herrlich blauen Planeten, uff | |
unsre wundaschönen Mutti Erde, mit seinen schlümmen Jetue endlich uffzuhörn | |
und ähnlich wie Johannes Paul noch ma vollkommen neu durchzustarten. | |
G: Benedikt. | |
A: Wat? | |
G: Benedikt heißt der, nich Johannes Paul. | |
A: Biste dir sicha? | |
G: Ziemich. Johannes Paul wah der Papst vor Benedikt. | |
A: Nee. Da ürrst ausnahmsweise ma du, Gott. Weil, dit weeßick würklich | |
hundatprozentich, der Papst davor wah ’n Pole. | |
G: Unbedingt. | |
A: Und ein Pole, Gott, der würde villeicht Pawel heißen, nich aba Paul. | |
G: Benedikt heißt ja ooch nich Benedikt, sondan Joseph. | |
A: Übasetzt? | |
G: Nee. Man dürf sich ’n neuen Namen jeben, wemman Papst würd. | |
A: Tatsache? Und wemman zurücktritt? Muss man den wieda abjeben oda kamman | |
ihn behalten? Oda hat man ’n lustijen Doppilnamen, denn? | |
G: Man?, äh, hattiste nich noch wat zu tun? | |
A: Nee. | |
G: Ick aba. | |
A: Schade. Tschüss Gott. | |
G: Tschüss du. | |
A: Ach, Gott? | |
G: Ja? | |
A: Deinen Vornamen, den kannste wohl nich leiden, wa? | |
G: Vornamen sind modische Begleiterscheinung, mein Freund, banal und | |
vergänglich. Manchma zauban se uns ein Lächiln ins Jesicht, ick aba bin | |
Gott, dit reicht. | |
12 Feb 2013 | |
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