# taz.de -- Die Wahrheit: Ächz, stöhn, grunz! | |
> Im Kampf gegen die schweinischen Verschlusslöselaute im Tennis will man | |
> den Spielerinnen mit einem "Grunz-O-Meter" zu Leibe rücken. | |
Bild: Bei mehr als 100 Dezibel wird die Spielerin mit Punktabzug bestraft. | |
Endlich wird etwas unternommen gegen das leidige Herumgestöhne auf dem | |
Tenniscourt. Das verspricht zumindest die resolute Chefin der | |
World-Tennis-Association, Stacey Allaster, die der Stöhnerei mit einem | |
„Grunz-O-Meter“ zu Leibe rücken will. Das nützliche Gerät misst die | |
Stöhnlautstärke, und bei einem Wert über 100 Dezibel soll die Spielerin mit | |
einem Punktabzug bestraft werden. | |
100 Dezibel sind dabei eine erstaunlich hohe Hürde, denn das lauteste | |
Stöhnen im Tennis wird der Portugiesin Michelle Larcher de Brito mit 109 | |
Dezibel zugesprochen. Bereits 80 Dezibel gelten nach Din EN 71-1 als | |
Grenzwert für ohrnahes Spielzeug und 95 Dezibel als empfohlene | |
Pegelbegrenzung für Diskotheken. | |
Würde übrigens der Brite Paul Hunn Tennis spielen, dann würde ihm sein | |
Rekordrülpser von 104,9 Dezibel („Guinnessbuch der Rekorde“) zwar Respekt, | |
aber auch einen betrüblichen Punktabzug einbringen. | |
Warum das lästige Gestöhne im Englischen „Grunting“ und nicht „Moaning�… | |
oder „Groaning“ genannt wird, ist noch ungeklärt, jedenfalls betont das | |
„Grunzen“ die eher schweinische Komponente im Gestöhn. Der Wissenschaftler | |
nennt das Grunzen etwas verknorpelt „Verschlusslöselaut“, der durch einen | |
„aktiven und krampfartigen Verschluss der Stimmlippen und einer Verhakung | |
des Stellknorpels mit anschließender Lösung entsteht“, so die Linguistin | |
Angelika Braun in einer Studie. | |
Das Schweinische am Verschlusslöselaut störte schon 2008 Boris Becker, dem | |
der Stellknorpel so stark schwoll, dass er eine Regeländerung gegen das | |
Stöhnen forderte, das er als „zu sexuell“ empfand. So etwas gehört ja auch | |
eher in einen Wandschrank. Kontrahent Michael Stich störte das Stöhnen | |
ebenfalls, aber er fand es eher „widerlich und unsexy“. | |
Auch dem feinen Tennispublikum möchte man es nicht zumuten, dass auf dem | |
Tennisplatz gestöhnt wird wie in einem Kreuzberger Hinterhof. So nutzte die | |
BBC 2011 bei Übertragungen aus Wimbledon spezielle Filtersoftware, mit der | |
die störenden Grunzgeräusche weitgehend weggefiltert wurden. Der leidende | |
Fernsehzuschauer kann sogar selbst den sogenannten Netmix-Player | |
installieren, der die störenden Stöhngeräusche auf ein schwaches | |
Grunzrauschen reduziert. | |
Mit der Einführung des Grunz-O-Meters werden sich die feinen Tennisdamen | |
umstellen müssen, besonders ihr Grunzlinienspiel. Prompt ist das Stöhnen | |
bei einigen Spielerinnen groß: „Ich stöhne, seit ich denken kann!“, ächzt | |
die schamlose Stöhnerin Scharapowa auf Spiegel online: „Niemand hat es mir | |
beigebracht.“ Ein Gabe der Natur, die auch anderen beschert war, wie Monica | |
Seles, Anke Huber und Victoria Asarenka. | |
Die Grande Dame des Tennis, Martina Navratilova, nannte einmal das Gestöhne | |
„Betrug“, da es das Geräusch übertönt, oder besser: überstöhnt, das | |
entsteht, wenn der Ball den Schläger trifft. Die pikierte Gegnerin hört | |
peinlich berührt einen winzigen Moment weg, und schon hat sie den | |
Topstöhnball passieren lassen! | |
Stöhnen ist die halbe Arbeit, sagte schon der Eulenspiegel. Und wer zweimal | |
stöhnt, ist fertig. | |
25 Feb 2013 | |
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