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# taz.de -- Chávez kommt ins Museum: Kult über den Tod hinaus
> Die Leiche von Hugo Chávez soll einbalsamiert und ausgestellt werden.
> Obwohl er selbst mal die Ausstellung von Leichen kritisiert hatte.
Bild: Cristina Fernandez (l.), Jose Mujica und Evo Morales halten Totenwache.
BERLIN taz | Es ist eine Steilvorlage für Satire und Spott: Der Leichnam
des am Dienstag gestorbenen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez soll
nicht beerdigt, sondern einbalsamiert und in einem Museum ausgestellt
werden. Nahm Vizepräsident Nicolás Maduro, als er das Prozedere verkündete,
direkten Bezug auf Lenin, Mao Tse-tung und Ho Chi Minh, so hagelte es in
Medien und sozialen Netzwerken Vergleiche mit dem sowjetischen Diktator
Josef Stalin.
Das lag nahe, hatte doch Chávez zufällig genau an Stalins 60. Todestag den
Kampf gegen den Krebs endgültig verloren. Stalin war 1953 ebenfalls
einbalsamiert und an Lenins Seite aufgebahrt worden – im Zuge der
Entstalinisierung wurde seine Leiche jedoch 1961 entfernt und begraben.
Einige erinnerten sich sofort an einen Auftritt von Chávez aus dem Jahr
2009. Damals sollte die Ausstellung „Bodies Revealed“ in Venezuelas
Hauptstadt Caracas gezeigt werden – ähnlich den „Körperwelten“ Gunter v…
Hagens werden darin menschliche Präparate gezeigt. Chávez empörte sich:
Leichen zur Schau zu stellen sei makaber und ein Zeichen des moralischen
Verfalls – die Ausstellung wurde verboten. Jetzt wird er selbst
ausgestellt.
An der Trauerfeier für den verstorbenen Präsidenten nehmen am Freitag mehr
als 30 internationale Staatsgäste teil, darunter auch der iranische
Präsident Mahmud Ahmadinedschad und der weißrussische Diktator Alexander
Lukaschenko, beides enge Verbündete von Chávez.
## Sieben Tage aufgebahrt
Mehr als zwei Millionen Venezolaner waren in den vergangenen Tagen an
Chávez’ Sarg vorbeigezogen, um Abschied zu nehmen, die Leiche soll zunächst
weitere sieben Tage aufgebahrt und dann präpariert werden. Die Kaserne, von
der aus Chávez am 4. Februar 1992 den Umsturzversuch gegen die damalige
Regierung startete, soll zum Revolutionsmuseum umgebaut, der Leichnam dort
permanent ausgestellt werden.
Maduro sollte im Anschluss an die Trauerfeier als Übergangspräsident
vereidigt werden, wie es die Verfassung vorsieht. Deren Paragraf 233 sagt
aber auch, im Fall des Todes des Präsidenten „folgen neue allgemeine,
direkte und geheime Wahlen innerhalb von 30 Tagen.“ So steht es in der
offiziellen deutschen Übersetzung – das spanische Original lässt da mehr
Interpretationsspielraum. Und: Da die Wahlen an einem Sonntag sein müssen,
wäre das genau der 31. März, Ostersonntag.
Kein guter Wahltermin, zumal die Organisation der Wahl in so kurzer Zeit
kaum zu schaffen ist. Eine Verschiebung ist daher wahrscheinlich.
Allerdings wäre das das zweite Mal innerhalb weniger Monate, dass der
Wortlaut der Verfassung uminterpretiert wird, wie schon vor eineinhalb
Monaten, als Chávez zur Einführung in seine neue Amtszeit nicht erscheinen
konnte.
8 Mar 2013
## AUTOREN
Bernd Pickert
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