# taz.de -- Google entwickelt Talking Shoe: Mir ist langweilig, beweg dich! | |
> „Smart“ Accessoires gehören zu unseren Outfits wie Anchovis in die | |
> Konservendose. Aber wer hat sich einmal Gedanken über ihre Gefühle | |
> gemacht? | |
Bild: Labertasche Google Shoe. | |
Sie sind hip, sie sind cool, sie sind intelligent - „smart“ Accessoires | |
gehören zu unseren Outfits wie Anchovis in die Konservendose. Sie begleiten | |
uns überall hin, horchen brav ohne Widerrede. Sie sind die Diener, die man | |
nie hatte. Aber wer hat sich einmal Gedanken über die Gefühle dieser Geräte | |
gemacht? Wer hat sein Smartphone je in die Hosentasche gesteckt und | |
gedacht, „hat es keine Angst vor der Dunkelheit?“. Oder die Smartwatch zum | |
Joggen abgezogen? Wer badet schon gerne im Schweiß anderer Leute? | |
Google auf jeden Fall nicht. Es zeigt den zarten, zierlichen, gefühlvollen | |
Seelen der Geräte die kalte Schulter: Auch der Schuh-Fetischist soll sein | |
Recht bekommen und seine Füsse mit einem Hightech-Accessoire schmücken | |
können. Der „Talking Shoe“ sieht aus wie ein herkömmlicher Sportschuh, ist | |
aber mit zahlreichen Sensoren ausgestattet, die Daten sammeln, die sich | |
dann auf einen Computer oder ein Smartphone übertragen und auswerten | |
lassen. Das Perfide am Ganzen: Der Schuh soll seinen Träger loben und ihm | |
Feedback geben. | |
Genügt es nicht, dass ein Schuh sich mit schweißtriefenden und muffigen | |
Füßen, mit Zehennägeln so lang wie der Amazonas und Socken so abgewetzt und | |
löchrig wie Großmutters altes Hochzeitskleid, auseinander setzen muss? | |
Leidet er nicht bereits genügend in seiner Laufzeit? Und darf er nicht auch | |
einmal seinen eigenen Weg gehen? Nein, der Schuh muss da durch. Er soll | |
loben und zur Bewegung animieren. So masochistisch es auch ist, er soll des | |
Trägers bester Freund und Personal Coach werden. Lassen wir doch den Schuh | |
mal sprechen: | |
Um aber die wahren Gefühle des Schuhes zu erkennen, muss zwischen den | |
Zeilen gelesen werden. Sagt der Schuh: „This is super boring“, drückt er | |
damit aus, er wäre lieber auf einer grünen Wiese, um die ersten | |
Sonnenstrahlen des Frühlings zu genießen. „Here we go!“, als würde sich | |
jemand freuen, wenn auf ihm herumgetrampelt und er nass geschwitzt wird. | |
„You made me a very proud shoe. Wait till I tell my friends about this!“. | |
Ein Flehen, das wohl nicht zu überhören war. Der Schuh ist froh, dass | |
seinem Träger die Puste ausgegangen und Feierabend ist. Er wird in seiner | |
Selbsthilfegruppe für unterdrückte Smart-Accessoires darüber berichten. | |
Wie soll das nur weitergehen? Als nächstes werden sprechende Boxershorts | |
entwickelt, die Männern zuflüstern: „Sie haben einen Champ in der Hose“. | |
Frauen bekommen Strumpfhosen, die die Länge der Haarstoppeln auf den Beinen | |
erkennen und automatisch bei Kratzgefahr die Haare wegreiben. Baby-Windeln | |
erhalten einen Chip, der an das Smartphone der Mutter eine Nachricht | |
twittert bei Überfüllungsgefahr. Der Fortschritt geht weiter. Aber an die | |
Gefühle der Geräte wird auch in Zukunft niemand einen Gedanken | |
verschwenden. | |
12 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Lukas Abegg | |
## TAGS | |
Schuhe | |
Twitter / X | |
Smartphone | |
Google Glass | |
Apple | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Internetkonzern entwickelt eigenes Auto: Googles Selbstfahrmobil | |
Bisher hatte Google seine Technik für führerlose Autos in Fahrzeuge von | |
Dritthersteller eingebaut. Nun entwickelt das Unternehmen offenbar sein | |
eigenes „Robo-Taxi“. | |
Falsche Merkel auf Twitter: Mürrische Kanzlerin | |
Auf Twitter treibt die „Grumpy Merkel“ ihr Unwesen. Sie beschimpft | |
Politiker, widerspricht ihrem Regierungssprecher und hasst den Papst. | |
Neue Smartphone-App: Lass den Hass raus! | |
Für Menschen mit wenig Liebe, aber viel Hass, gibt es jetzt endlich die | |
richtige App. Mit „Hater – Express yourself“ kann man sich einmal | |
auskotzen. | |
Google Reader: Im Sommer ist Schluss | |
Frühjahrsputz bei Google: Acht Jahre lief der Newsreader, diesen Sommer | |
soll er dicht gemacht werden. Er werde zu wenig genutzt, heißt es vom | |
Unternehmen. | |
7 Millionen Dollar Strafe: Google zur Kasse bitte! | |
Die Datensammelwut seiner Street-View-Cars wird Google zum Verhängnis. | |
Wegen des Mitschnitts privater Daten aus WLAN-Netzwerken ist eine | |
Millionenstrafe fällig. | |
Debatte Google Glass und Überwachung: Eine Brille? Hausmeister hilf! | |
Der Wettlauf ist längst entschieden: Noch bevor die Datenbrille „Google | |
Glass“ auf den Markt kommt, ist die „German Angst“ schon da. | |
Datenbrille von Google: „Glass“ für manche zu krass | |
Googles Datenbrille ist noch nicht fertig entwickelt und wirft schon | |
Datenschutz-Sorgen auf. Schließlich kann man damit unauffällig filmen und | |
fotografieren. | |
iWatch fürs iPhone: Apple dreht an der Uhr | |
Keine Lust, das Handy aus der Handtasche zu kramen? Mit Apples | |
intelligenter Uhr iWatch könnte dieses Problem gelöst sein. Aber tickt sie | |
wirklich? |