| # taz.de -- Die Wahrheit: Pantoffelhelden | |
| > Schwabinger Krawall: Wie die Frau Reibeis von zwei Rotzbengeln und ihren | |
| > Vätern beinahe in den Wahn getrieben wird. | |
| Bild: Ohne Brille geht es nicht. Oder doch? | |
| Der kleine Kevin hat Frau Reibeis seinen Joghurtdrink in den Briefkasten | |
| geschüttet, weil er Schoko-Zimt nicht mag und sein Freund Solkan gesagt | |
| hat, die Tattergreisin habe es verdient, weil sie jede gute Idee der Buben | |
| bei der Hausverwaltung verpetze. Jetzt sind der Brief von Frau Reibeis’ | |
| Nichte aus Amerika und eine Mitteilung der Krankenkasse in braungraue Pampe | |
| verwandelt, weshalb Frau Reibeis schon beim Öffnen des Briefkastens | |
| losplärrt, und zwar so laut, dass bis in die Küche vom Kevin seiner Mama zu | |
| hören ist, sie wisse genau, wer das wieder gewesen sei, und werde dafür | |
| sorgen, dass die Rotzlöffel ihre Dummheiten die nächsten drei Wochen im | |
| Stehen durchführen müssten. | |
| Die Mama ahnt nicht, was passiert ist, kann sich aber denken, dass es | |
| nichts Erfreuliches ist, und Onkel Rainer, der zufällig im Treppenhaus | |
| vorbeigekommen ist, stellt als Rechtsanwalt fest, es handle sich dabei um | |
| eine strafbare Urkundenbeschädigung, für die sich der Kevin umgehend zu | |
| entschuldigen habe, weil er sich den geplanten Radlausflug am Wochenende | |
| sonst an den Hut stecken könne. | |
| Der Kevin sagt, er trage keinen Hut und werde sich auf keinen Fall | |
| entschuldigen, weil es nicht seine Idee gewesen sei, sondern die vom | |
| Solkan, woraufhin sich Onkel Rainer bei Solkans Vater erkundigt und | |
| erfährt, es sei weder die Idee noch der Joghurtdrink vom Solkan gewesen. | |
| Man einigt sich auf eine Kollektivschuld und beschließt, die beiden sollten | |
| sich gemeinsam entschuldigen. | |
| Also stehen Fritzi und Solkan am nächsten Tag artig vor der Tür von Frau | |
| Reibeis und wollen ihr Sprücherl aufsagen, wozu es jedoch nicht kommt, weil | |
| Frau Reibeis sofort losschimpft, sie seien Rotzbengel, aus denen eines | |
| Tages Schwerverbrecher würden, was kein Wunder sei, weil es sich bei ihren | |
| sogenannten Vätern um einen islamistischen Antichristen und ein | |
| geschlampertes Verhältnis handle. | |
| Als sich Onkel Rainer und Solkans Vater abends im Wirtshaus begegnen, ist | |
| man sich beim zweiten Bier einig, die alte Vettel sei ein Fluch für das | |
| Haus, dem man Einhalt gebieten müsse. | |
| Es war bestimmt nicht die beste Idee, einen der Filzpantoffeln, die immer | |
| vor der Tür von Frau Reibeis stehen, weil sie damit zwischen Waschkeller, | |
| Wohnung und Trockenraum hin und her zu laufen pflegt, mit Flüssigseife | |
| einzureiben und den anderen festzunageln. Weil es der Zufall indes so fügt, | |
| dass Fritzi und Solkan gerade von der Schule kommen, als Frau Reibeis | |
| zappelnd in einem Berg Schmutzwäsche im Treppenhaus liegt und brüllt, sie | |
| werde dem Lumpenpack zeigen, wo der Bartel den Most hole, und die beiden | |
| Buben ausnahmsweise unschuldig ihr aufhelfen, die Wäsche einsammeln, das | |
| verschüttete Waschpulver zusammenkehren und ihr einen Joghurtdrink zur | |
| Beruhigung anbieten, geht die Sache diesmal gut aus und hat zur Folge, dass | |
| Frau Reibeis in den folgenden Wochen bei jeder Gelegenheit erwähnt, was für | |
| tadellos erzogene Kinder man im Haus habe und dass man deren Väter dafür | |
| rückhaltlos loben müsse, was Onkel Rainer und Solkans Papa mit einem | |
| Erröten ohne weiteren Kommentar hinnehmen. | |
| 25 Mar 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Michael Sailer | |
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