# taz.de -- Imageprobleme von Facebook: Plötzlich voll uncool | |
> Facebook wächst und wächst. Aber längst nicht mehr in allen Teilen der | |
> Welt. Vor allem junge Nutzer in den USA wenden sich ab. | |
Bild: Verliert Facebook seine jungen Nutzer? Mark Zuckerberg bei einer Präsent… | |
BERLIN taz | Facebook hat ein Problem: Es wächst. Über eine Milliarde | |
Nutzer weltweit sind es bereits. Aber jetzt begehen die jungen Nutzer in | |
den USA Landflucht, weil das Netzwerk altert. Ist Facebook plötzlich | |
uncool? | |
Aktuelle Zahlen von der Internetanalysefirma [1][Socialbakers zur | |
weltweiten Nutzung von Facebook] belegen diesen Verdacht. Diese zeigen | |
einen deutlichen Rückgang der Nutzer in den USA. Dort allein sei die Anzahl | |
der User in den letzten drei Monaten um 3,8 Millionen gesunken. Auch in | |
Deutschland verabschiedeten sich fast 300.000 aktive Nutzer. Bei den über | |
30-Jährigen steigen die Nutzerzahlen allerdings noch. | |
Zwar sind die Nutzerzahlen häufig Schwankungen ausgesetzt, aber ein Trend | |
bei den jüngeren Nutzern lässt sich dennoch feststellen. Das bestätigt auch | |
Stefan Aufenanger, Professor für Medienpädagogik an der Mainzer Johannes | |
Gutenberg-Universität: „Jugendliche wollen unter sich bleiben. Wenn die | |
Eltern plötzlich bei Facebook auftauchen, ist es ganz schnell nicht mehr | |
in, selbst dabei zu sein.“ | |
In den USA haben sich die Kräfteverhältnisse bereits verschoben. [2][In | |
einer Studie] befragte der Mitbegründer des Bloggingdienstes Posterous Gary | |
Tan Anfang des Jahres über 1.000 Jugendliche zwischen 13 und 25 Jahren zu | |
deren Nutzung von sozialen Netzwerken. Überraschenderweise landete der | |
Microbloggingdienst Tumblr auf Platz eins und ließ den großen Konkurrenten | |
Facebook hinter sich. Auf Tumblr werden vor allem Bilder und animierte | |
Fotos geteilt. | |
## Das Ende von SchülerVZ | |
In Deutschland ist Facebook allerdings immer noch Spitzenreiter. Laut der | |
jährlichen JIM-Studie des medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest | |
sind 81 Prozent der deutschen Jugendlichen auf Facebook aktiv. Onlinetrends | |
aus den USA erreichen Europa und Deutschland jedoch meistens erst nach | |
einer gewissen Verzögerung. So war es bereits in der Zeit vor Facebook, als | |
hier noch die VZ-Netzwerke auf Platz eins standen. „Beispiele wie Schüler- | |
oder StudiVZ zeigen, wie schnell es mit einem sozialen Netzwerk bergab | |
gehen kann“, sagt Stefan Aufenanger. | |
Erst am Mittwoch wurde bekannt, dass SchülerVZ zum 30. April eingestellt | |
wird. Dass Jugendliche aber auch hierzulande Facebook den Rücken kehren und | |
sich anderen Netzwerken zuwenden, ist auch für Aufenanger vorstellbar. | |
Derzeit gebe es allerdings noch zu wenige Alternativen, die sich | |
durchgesetzt haben. | |
Ein weiterer Grund, warum junge Nutzer Facebook immer häufiger fernbleiben, | |
ist ein verändertes Surfverhalten. Der Trend geht zum Smartphone und | |
dadurch auch zu geschlosseneren Freundeskreisen. „Die Anzeichen deuten | |
darauf hin, dass Teenager und junge Menschen sich von Facebook entfernen | |
und privateren Nachichtendiensten wie Snapchat und WhatsApp zuwenden“, | |
schreibt Parmy Olsen in einem Artikel für das US-Wirtschaftsmagazin Forbes. | |
Diese Apps haben die klassische SMS auf den mobilen Alleskönnern quasi | |
obsolet gemacht. Wie wichtig solche Dienste sind, zeigen auch die jüngsten | |
Gerüchte über eine mögliche Übernahme von WhatsApp durch Google. Beim | |
Kaufpreis soll es sich um einen neunstelligen Dollarbetrag handeln. | |
## „Jugendliche entwickeln ein Bewusstsein für ihre Daten“ | |
Für Stefan Aufenanger liegt der Erfolg von WhatsApp und Co. in der | |
schnellen und direkten Kommunikation. Zudem seien die Kontakte wesentlich | |
familiärer als bei Facebook, bei dem es üblich sei, auch mit losen | |
Bekanntschaften „befreundet“ zu sein. Der [3][Bildnachrichtendienst | |
Snapchat] löscht die versendeten Bilder automatisch nach spätestens | |
zehnsekündiger Betrachtung. | |
Mit dem eingebauten Selbstzerstörungsmechanismus positioniert sich der | |
Dienst gegen Facebook, das noch immer das Image eines Datenkraken hat. | |
Aufenanger sagt: „Jugendliche entwickeln durchaus ein Bewusstsein für ihre | |
Daten.“ Der JIM-Studie zufolge schützen 87 Prozent der Jugendlichen in | |
Deutschland ihre Daten in Onlinecommunitys durch Privatsphäreeinstellungen. | |
Facebooks Kampfansage im mobilen Bereich hat Vorstandsvorsitzender Mark | |
Zuckerberg letzten Donnerstag persönlich vorgestellt. Lange wurde | |
spekuliert über ein mögliches Facebook Phone. Die Antwort des | |
US-amerikanischen Internetkonzerns ist eine für Facebook optimierte Version | |
des Google Betriebssystems Android. Facebook Home soll einen einfacheren | |
und unkomplizierteren Weg ermöglichen, mit seinen „Freunden“ über | |
Smartphone in Kontakt zu treten. | |
Dass soziale Netzwerke und deren mobile Verwendung weiterhin eine große | |
Rolle spielen werden, davon ist Stefan Aufenanger überzeugt. „Soziale | |
Netzwerke werden sich zukünftig allerdings weitaus zielgruppenorientierter | |
ausrichten“, sagt er. Das zeige sich bereits heute an den Erfolgen von | |
Diensten wie der Online Pinnwand Pinterest oder dem mobilen | |
Navigationsnetzwerk Waze zum Austausch der besten Reisemöglichkeiten. | |
Facebook ist mit seiner Milliarde Nutzer das Gegenteil von | |
zielgruppenorientiert. Die Tür steht weiterhin jedem offen. Bald ist auch | |
der letzte Greis online. Kein Wunder, dass es die Jüngeren dann woandershin | |
zieht. | |
10 Apr 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.socialbakers.com/facebook-statistics/ | |
[2] http://blog.garrytan.com/tenth-grade-tech-trends-my-survey-data-says-s | |
[3] http://www.snapchat.com/ | |
## AUTOREN | |
Daniel Blum | |
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