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# taz.de -- US-Gericht entscheidet über Gen-Patente: „Kein Patent auf Salz u…
> Der Oberste Gerichtshof in den USA muss darüber entscheiden, ob die
> Krebsgen-Patente von Myriad Genetics zur Recht vergeben worden sind.
Bild: Myriad Genetics lässt sich die Suche im Erbgut teuer bezahlen.
WASHINGTON afp/taz | Der Grundsatzstreit über die Zulässigkeit der
Patentierung menschlichen Erbguts ist vor dem obersten Gerichtshof der USA
gelandet. Das Gericht berät derzeit, ob das Privatunternehmen [1][Myriad
Genetics] einen Test auf erhöhte Brust- oder Eierstockkrebsanfälligkeit
exklusiv vermarkten darf, weil es die Patente auf krebsauslösende Gene
besitzt.
Geklagt hatte die Bürgerrechtsbewegung [2][American Civil Liberties Union
(ACLU)] mit der Unterstützung von mehr als 150.000 Genforschern, Ärzten und
Laborangestellten.
Der Streit über die Patentierbarkeit von einzelnen Genen schwelt schon,
seitdem damit begonnen wurde, die Erbinformationen zu sequenzieren.
Inzwischen sind schon auf ein Fünftel der 24.000 menschlichen Gene
Patentansprüche angemeldet worden.
Im aktuellen Fall geht es um die Gene mit den Abkürzungen BRCA1 und BRCA2,
die Brust- oder Eierstockkrebs auslösen können und die Myriad Genetics 1998
patentieren ließ.
## Hohe Lizenzgebühren
Für die Gentests fordert das Unternehmen Lizenzgebühren in Höhe von 3.000
bis 4.000 Dollar. Es argumentiert, es habe nur wegen der Aussicht auf gute
Gewinne die hohen Kosten für die Dekodierung der Gene und die Entwicklung
der Tests tragen können. Kritiker werfen Myriad Genetics hingegen vor, die
Erforschung der Gene durch andere Institutionen zu blockieren und damit die
Tests für eine Vielzahl von Patienten unerschwinglich zu machen.
Das Urteil des Supreme Court soll im Juni fallen. Es dürfte Auswirkungen
auf zahlreiche Bereiche der Gentechnik und Medizin haben, denn auch für den
Umgang mit vielen Krebsarten und anderen Krankheiten wurden Patentverfahren
angemeldet.
Mehrere Richter ließen in der ersten Anhörung Anfang dieser Woche erkennen,
dass sie Patente auf menschliche Gene nicht für sinnvoll halten. Richterin
Elena Kagan warf die Frage auf, ob es möglich wäre, eine Pflanze im
Amazonas-Becken zu patentieren, nur weil sie so schwer zu entdecken sei.
## Kein Patent auf Salz und Mehl
Die Richterin Sonia Sotomayor sagte, sie könne sich ein Patentverfahren für
ein bestimmtes Plätzchen-Rezept vorstellen, „nicht jedoch für Salz, Mehl
und Eier“.
Vor dem Gerichtsgebäude demonstrierten Dutzende Krebspatientinnen und
Anwälte gegen die „Gier“ von Konzernen, „die unsere Freunde umbringen“.
Die Klägerin Lisbeth Ceriagni sagte, ihre Ärzte hätten den Brustkrebs-Test
empfohlen, sie habe ihn jedoch lange Zeit nicht vornehmen lassen können,
weil ihre Versicherung die Kosten nicht tragen wollte. Später fand Ceriani
für ihren Test Spender. Aber sie wies darauf hin, dass nun auch ihre
Tochter getestet werden müsse.
Wenn Myriad nicht das Patent für das Verfahren hätte, könnte er den Test
„meinen armen Patienten aus der Bronx“ anbieten, sagte der Arzt Harry
Ostrer, der ebenfalls zu den Klägern zählt.
## Verstoß gegen Verfassung
Die ACLU vertritt die Ansicht, dass Patente auf menschliche Gene gegen die
Verfassung der USA verstoßen, weil Gene „Produkte der Natur“ seien. Der von
Myriad engagierte Anwalt Gregory Castanias hingegen sagte, Gene seien aus
seiner Sicht ein „menschliches Konstrukt“.
Wenig Verständnis für das Unternehmen Myriad zeigte der Nobelpreisträger
James Watson, der 1953 wesentlichen Anteil an der Entdeckung der
Doppelhelix hatte.
„Wissen kann nicht patentiert werden“, sagte Watson, der sich ebenfalls in
der Menge vor dem Gerichtsgebäude aufhielt. „Myriad sollte Brustkrebs-Gene
nicht besitzen dürfen.“
18 Apr 2013
## LINKS
[1] http://www.myriad.com/
[2] http://www.aclu.org/blog/womens-rights-free-speech-technology-and-liberty/t…
## TAGS
Brustkrebs
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